Herzenssache - 35 Jahre Herzsport im SV Gerolstein 1919 e.V.

Rainer Leyendecker, Gerolstein

Herzsportgruppen betreuen chronisch Herzkranke im Sinne einer lebenslangen Rehabilitation am Heimatort. Es sind von Sportleitern betreute und ärztlich begleitete Selbsthilfegruppen, in denen die „Mündigkeit" des einzelnen Patienten geweckt und gestärkt werden soll, damit er/sie als „Experte seiner Krankheit" kompetent Selbstverantwortung übernehmen kann. Seit 1981 existiert eine solche Selbsthilfegruppe als eigenständige Abteilung Herzsport im SV Gerolstein und ist damit eine der ersten Sportgruppen für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen in Rheinland-Pfalz. Neben den Initiatoren, der Gerolsteiner Ärztin Dr. Helga Boudriot und dem Diplomsportleh-

rer Läszlö Viräg, gehörten Frau Dr. Hahn und Herr Dr. Hans Esten aus Gerolstein, Guntram Schäfer aus Jünkerath und der damalige Vereinsvorsitzende Josef Pfeil zu den Frauen und Männern der ersten Stunde. Am 5. März 1981 traf man sich in der Aula des St. Matthias-Gymnasiums in Gerolstein zu einem ersten Informationsabend zur Gründung einer „Coro-narsportgruppe", so die frühere Bezeichnung. Neben einer ausführlichen Diskussion wurde der Film „Das zweite Leben" gezeigt und genau eine Woche später, am 12. März 1981, fand schon der erste Sportabend in der Turnhalle des Gerolsteiner Gymnasiums statt. Seit nunmehr 35 Jahren ist der Herzsport fest im Vereinsleben des SV Gerolstein verankert.

Foto: v.l.n.r.: Dr. Hans Esten (betreuender Arzt), Frau Viräg, Läszlö Viräg, Übungsleiter bis 2006, Bettina Altherr-Müller, Übungsleiterin, Georg Linnerth, Vorsitzender SV Gerolstein. Das Foto ist aus dem Jahre 2006 anlässlich der Verabschiedung von Laslo Virag. Foto: SV Gerolstein 1919 e.V.

Inzwischen bestehen zwei Übungsgruppen im wöchentlichen Training. Neben den „Neueinsteigern", die aufgrund der ärztlichen Verordnung am Training teilnehmen, besteht eine Nachfolgegruppe, deren Mitglieder über die ärztliche Verordnung hinaus den Herzsport ausüben. Die Einschätzung der eigenen körperlichen Belastbarkeit, die Beherrschung der persönlichen Risikofaktoren und die Bewältigung der persönlichen Behinderung durch die chronische Krankheit sind wichtige Eckpunkte des Herzsportes. Eine abwechslungsreiche Gymnastik mit und ohne Sportgeräte im ersten Abschnitt des Abends, dann eine zwölfminütige Lauf- oder Gehbelastung und ein anschließendes Volley- oder Faustballspiel werden regelmäßig angeboten. Vorher erfolgt eine Blutdruckmessung, zwischen den Abschnitten eine Pulskontrolle und bei Bedarf wird ärztliche Beratung und Fortbildung zu den Risikofaktoren (Bluthochdruck, Rauchen, Stoffwechselstörungen, Ernährungsprobleme) angeboten. Den Mitgliedern in einer Herzsportgruppe fällt es leichter gesund zu leben als Mitgliedern, die keiner Gruppe angehören. Das belegt eine Studie der Universität Heidelberg. Es geht nicht darum, sportliche Höchstleistungen zu erbringen, sondern am Wohnort die in der Rehabilitationsklinik erlernte Bewegungstherapie fortzusetzen. Eine weitere Studie der Berliner KHK zeigt, dass die Sterblichkeit und Reinfarkthäufigkeit bei Teil-

nehmern einer Herzgruppe deutlich niedriger ist, als bei Patienten, die nicht in einer Herzgruppe mitgemacht haben. Die Herzsportler lernen wieder hoffnungsvoller in die Zukunft zu blicken und ihre Belastungsfähigkeit richtig einzuschätzen. Läszlö Viräg brachte es bei seiner Verabschiedung auf den Punkt: „Fröhliche Herzen schlagen länger!" Für die vorgenannten Risikogruppen hat sich die Herzsportgruppe in Gerolstein als kompetente Anlaufstelle etabliert und ist ein wichtiger Baustein im Sportangebot des Vulkanei-felkreises. Übungsleiter Läszlö Viräg übergab nach 26 Jahren als Übungsleiter sein Amt an Bettina Altherr-Müller. Über ein ViertelJahrhundert war er für die sportliche Leitung ehrenamtlich tätig. Außergewöhnlich ist auch das Engagement von Dr. Hans Esten zu bewerten. Als Gründungsmitglied der Abteilung ist er bis heute als ärztlicher Betreuer für die Gruppen tätig. Inzwischen wechselt er sich dabei mit dem Kardiologen Dr. Rolf Hölpes ab. In Rheinland-Pfalz gibt es zurzeit etwa 330 Herzgruppen mit rund 7.000 Teilnehmern. Eine Erfolgsgeschichte, die der Verein auch nach 35 Jahren gerne weiterschreiben will!

Auskünfte und Infos unter www.sv-gerolstein.de

Quellennachweis:

Landesverband Herzgruppen Rheinland-Pfalz e.V.
Dr. Hans Esten
Archiv SV Gerolstein 1919 e.V.