Schön habt Ihr das gemacht!

Eine Hommage an meine Gymnastikgruppe

Anita Adams, Kirchweiler

Montag für Montag hören sie auf mein Kommando, eine ganze Stunde lang, und das seit über 30 Jahren: elf Frauen aus Kirchweiler und Hinterweiler.

Auf Initiative des Deutschen Roten Kreuzes wurde Ende der siebziger Jahre in Kirchweiler eine Gymnastikgruppe gegründet, die von Gisela Görgen weitergeführt, schließlich ein Selbstläufer wurde und bis heute besteht. Während der Achtziger und Neunziger Jahre verbuchte die Gruppe zeitweise über 20 Mitglieder; die Bewegungswilligen kamen und gingen - aber der harte Kern beweist ein bewundernswertes Durchhaltevermögen! Ich ziehe meinen Hut vor diesen Frauen, die mittlerweile zum Teil über 80 Jahre alt sind und trotzdem jeden Montagabend den inneren Schweinehund überwinden, der sie nach einem arbeitsreichen Tag in Haus und Garten oder bei Regen und Schnee davon abhalten will, die gemütliche Couch im warmen Wohn-

zimmer zu verlassen, um zur Gymnastikstunde
zu gehen. Und beim „Gehen" fängt für einige
die Gymnastik schon an, denn die Hinterweiler
Frauen kommen meistens zu Fuß.
Wobei wir bei einem sehr wichtigen Stichwort
sind: Was wären wir in Kirchweiler ohne die
„Honnerweiler"?!

Wir könnten einpacken - sei es in der Kirche, bei Festen oder in den Vereinen. Die Zeiten der Rivalität, wo ein geklauter Maibaum unter musikalischer Begleitung von einem Ort in den anderen zurückgebracht wurde, sind lange vorbei; heute geht es nur noch miteinander. So durften wir in der Zeit der Umbaumaßnahme des Kirchweiler Bürgersaals über zwei Jahre lang das Gemeindehaus in Hinterweiler für unsere sportlichen Aktivitäten nutzen. Aber zurück zu unserem Verein. In der Zeit, als meine Kinder klein waren, musste ich hin und wieder meinen „Dienst" absagen. Dann wurde eine prominente Vertretung engagiert:

Max Greger, der via Musikkassette meine Damen durch den Saal scheuchte. Und sie angeblich viel mehr lobte als ich. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, und so gewöhnte ich mir an, zumindest jede Übungsstunde mit der Greger'schen Feststellung zu beenden: „Schön habt Ihr das gemacht!" Im Laufe der Jahre sind wir zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen, wir teilen Freud und Leid miteinander. So feiern wir nicht nur alle unsere Geburtstage im kleinen Kreis zusammen, sondern auch die runden Jahrestage im größeren Rahmen. Außerdem durften wir schon viermal an Polterabenden zur Goldenen Hochzeit gratulieren. Zu solchen Anlässen bringen wir den Jubilarinnen singend ein Ständchen mit ganz individuellem Text.

Vier unserer Mitglieder haben wir in den vergangenen Jahren auf ihrem letzten Weg begleitet.

Doch zurück zu den erfreulicheren Höhepunkten unseres Gymnastik-Jahres: In der Karnevalswoche feiern wir - herrlich verkleidet - im „Sälchen" Fasowente zusammen mit Sketchen und Vorträgen. Da schlummern das Jahr über wahre Talente, die dabei zum Vorschein kommen, und wir haben viel Spaß an diesem Abend. Außerdem warten wir im Dezember nach einem guten Essen im Gasthaus „Zum Id-derijen" bei Robert auf den Nikolaus. Und wundern uns immer darüber, was der so alles über die Einzelnen weiß, wenn er im Bischofsgewand mit Hirtenstab und dem großen braunen Sack erscheint, aus seinem goldenen Buch vorliest und Weckmänner verteilt. Beim anschließenden Auspacken der gewichtelten Geschenke geht es nicht immer ganz ernst zu, und es baumelte schon so manche Dekoration an dem ein oder anderen Ohr. Zwischen Karneval und Nikolaus steht im Sommer der Ausflug der Gymnastikgruppe an, der sich aus einem halbtägigen Wandertag zu einer Ganztagstour in die weitere Umgebung entwickelte. Von Gerolstein aus sind wir mit dem Zug nach Bonn, Köln, Bad Münstereifel oder Trier gefahren; in diesem Jahr wird Saarburg unser Ziel sein. Wir treten unsere Reise morgens immer mit bester Laune an und erle-

ben einen schönen Tag miteinander. Und wenn in Kirchweiler Kirmes und in Hinterweiler Dorffest gefeiert wird, dann verzichten wir „schweren Herzens" auf unsere Gymnastikstunde und gehen montag abends zusammen zum Fest.

Bei solchen Gelegenheiten werden nicht nur herrliche Witze und Begebenheiten erzählt, sondern meine Damen lehrten mich auch Weisheiten wie: „Kleen Heerd - jod Weed!" Manchmal feilschen sie montag abends ganz offen um fünf Minuten, manchmal geben sie mir aber auch mit einem mehr oder weniger diskreten Blick auf die Uhr zu verstehen, dass es Zeit ist für einen gewissen Satz ... meine fitten Mädels aus Hinterweiler und Kirchweiler.