„Wenn sich fleiß'ge Hände regen ..."

Christine Kaula, Wipperfürth

Die Bodenbacher Kirche wurde 1730 erbaut. Heinz Reuter schreibt in seinem Bericht über den Kirchenbau, dass sie 1861 zur Pfarrkirche der von Kelberg abgetrennten neuen Pfarrei Bodenbach erhoben wurde. Dann - nach 120 Jahren - wurde eine Erweiterung notwendig. Das Kirchlein war schlichtweg zu klein geworden für die stark gewachsene Gemeinde. So schreibt der seinerzeitige Pfarrer von Bodenbach, Monsignore. Heinrich Moritz, über den Zustand der Kirche (abgedruckt in der Chronik Bodenbach, Seite 216 ff): „Die im sogenannten Scheunenstil erbaute Kirche von 1730 bzw. 1829 ... war in einem sehr schlechten Zustand. Die Mauern waren nicht isoliert und die Wände darum feucht und schmutzig, der Fußboden unter den Bänken morsch und das Dach schadhaft. ... Der Raum für die Gläubigen hatte bei einer Breite von neun Metern nur eine Länge von rund zwanzig Metern, auf der schmalen Empore nahm die Orgel den meisten Platz ein. ... Es war manchmal beängstigend eng." Er berichtet über das Platzproblem, die fehlenden Sitzmöglichkeiten, besonders für die Frauen (viele Männer standen lieber während der Messe), über Kinderbänkchen ohne Lehne und Armstützen („wahre Marterhölzer"). Man muss natürlich bedenken, dass damals jeder katholische Bürger, der nicht altersschwach, krank oder noch zu klein war, sonn- und feiertags zum Gottesdienst ging, vielleicht auch regelmäßig unter der Woche die Frühmesse besuchte. Nach der Währungsreform 1948 ging es dann allmählich los mit der Planung. Die Frage, ob man einen Neubau zwischen Schule und Friedhof errichten oder die Kirche am alten Platz lassen und vergrößern sollte, wurde zugunsten des zweiten Vorschlags entschieden, da man „die Kirche im Dorf lassen wollte". Weil sich die Ausarbeitung der Baupläne etwas hinzog, kam der erste Schritt zum Baubeginn aus der Bevölkerung selbst. An einem Tag kurz nach Ostern 1950 beschlossen etliche Männer aus dem Dorf, es sei nun an der Zeit, endlich

Bodenbacher Kirche

anzufangen. Kurzerhand fällten sie schon mal einige Bäume und rissen eine Mauer ab, die dem Erweiterungsbau im Wege stand. Ein Beispiel sicher neben vielen anderen für die Eigeninitiative und den Unternehmungsgeist der Bodenbacher. Die Eigenschaften müssen sich vererbt haben, denn aus eigener Anschauung kann ich sagen: Sie sind vielen Bodenbachern noch heute eigen.

Ab dem Zeitpunkt gab es kein Halten mehr. Die Bürgermeister der Orte Bodenbach, Borler und Gelenberg (auch Senscheid beteiligte sich) teilten die Fronarbeit ein, die von den Männern und teilweise sogar von Schulkindern geleistet wurde. Da war nichts mit Bagger, Lader oder Kran, die Arbeit wurde mit bloßen Händen, mit Hacke, Spaten, Schubkarre und Viehgespannen getan. Und so fand die Grundsteinlegung bereits am 2. Juli statt. Fünf Wochen später wurden schon Dach und Kuppel vom Zimmermann aufgestellt. Im Frühjahr 1951 wurde das Dach der alten Kirche abgebrochen und mit dem Dach des neuen Anbaus verbunden. Die feierliche Einweihung der Kirche fand dann am 9. Oktober 1951 statt. Als die Kirche fertig war, war sie auch bezahlt, berichtet Moritz. Laut Chronik gab es keine

lasten. Spenden und ein lange zuvor gegründeter Kirchbauverein hatten einen guten Teil des benötigten Bargelds für Material und Löhne der ortsfremden Handwerker erbracht. Aber die zügige Fertigstellung war eigentlich ja nur möglich geworden durch die Fronarbeit der Bürger, die sich ohne zu murren Tag für Tag und Stunde für Stunde, die sie neben ihrer normalen Arbeit erübrigen konnten, ohne Entgelt für den Neubau einsetzten („Die Fronarbeiten hatten einen Wert von vielen tausend Mark"; s. Chronik).

Das muss man sich vor Augen halten: In eineinhalb Jahren wurde der gesamte Bau hochgezogen, einige Arbeiten mögen sicher noch nach der Einweihung erledigt worden sein, zum Beispiel die Verlegung des Fußbodens mit Solnhofener Platten. Meine Mutter hat mir zu Lebzeiten von der Einweihungsfeier berichtet, zu der sie - als ehemalige Bodenba-cherin - eigens aus Köln anreiste. Sie erzählte, dass die neue Kirche so voll gewesen sei, dass sie - hochschwanger mit der jüngsten Tochter - über drei Stunden habe stehen müssen

(so lange habe der Gottesdienst gedauert), was ihrem Zustand ganz und gar nicht förderlich gewesen sei. Aber sie sei so begeistert gewesen von den Berichten über die neue Kirche, dass sie habe unbedingt dabei sein wollen. Das Ergebnis, worauf die Nachfahren der alten Bodenbacher heute noch stolz sein können, kann sich sehen lassen. Der dreitürmige „Dom", der St. Apollonia geweiht wurde, ist weithin bekannt.

Ein Kirchenneu- oder -umbau in der Größenordnung wie Bodenbach ist sicherlich nicht mit dem Bau der Oper in Köln und noch weniger mit dem BER-Flughafen in Berlin vergleichbar. Aber daran, was eine kleine Kirchengemeinde schon in den Jahren 1950/51 mit primitivsten Mitteln innerhalb so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat, könnte sich heute manche Großstadt, der die mit modernsten Maschinen ausgestatteten Baufirmen zur Verfügung stehen und trotzdem mit ihren Projekten nicht vorwärtskommt, sicherlich ein Beispiel nehmen. www.bodenbach-eifel.de