Kegeln - vom Aussterben bedrohte Freizeitaktivität?

40 Jahre KC Donnerknispel Gerolstein sprechen dagegen

Rainer Leyendecker, Gerolstein

Bei archäologischen Ausgrabungen in Ägypten fand man Teile eines Kinderkegelspiels aus der Zeit um 3500 vor unserer Zeitrechnung. Im Jahre 1157 wird in einer Chronik von Rothenburg ob der Tauber über Kegeln als weit verbreitetem Volkssport berichtet. Zu dieser Zeit wurden auch Wetten auf Kegelergebnisse abgeschlossen. Kein Wunder, dass das Kegeln zu dieser Zeit teilweise untersagt oder gar verboten wurde. Die Zeiten haben sich geändert. Bis ins 18. Jahrhundert wurde ausnahmslos im Freien gekegelt und es wird überliefert, dass Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe begeisterte Anhänger dieses Sportes waren. Anfang der 1960er Jahre wurden in Deutschland die ersten vollautomatischen Kegelbahnen in Betrieb genommen. „Kegeljungen" wurden nicht mehr gebraucht. In vielen Gasthäusern wurden diese Kegelautomaten installiert und interessierte Klubs mussten sich auf einer Warteliste eintragen und darauf hoffen, dass man einen der begehrten Plätze buchen konnte. Private Gruppen oder auch Mitarbeiter von Unternehmen gründeten Klubs. Damals war die Kegelwelt noch in Ordnung. Dieses Bild hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Die Zahl der Kneipen und Gasthäuser ist deutlich zurückgegangen. In vielen Orten sind es die Gemeindehäuser, die die Funktion als Treffpunkt für Geselligkeit aufrechterhalten. Auch der KC Donnerknispel machte diese Erfahrung. Die Heimbahn im Gasthaus „Em Dreestreppchen" ist Geschichte, nachdem der Gastwirt Ewald Pauls verstarb und kein Nachfolger für die Gaststätte gefunden wurde. Auch die neue Kegelstätte in Rockeskyll im Gasthaus Linden musste nach dem Tod der Gastwirtin Maria Linden im Jahre 2008 aufgegeben werden. Seitdem hat der KC Donnerknispel sein neues Domizil beim Eisenbahner Sportverein in Gerolstein gefunden. Der KC Donnerknispel wurde im Jahre 1977 von Mitgliedern der Gerolsteiner Stadtsoldaten gegründet und nannte sich ursprünglich „BW-Gung 23.Okt.77". Im Laufe der Zeit gab es einige Wechsel bei den Mitgliedern, z.B. durch berufsbedingte Umzüge. Aber es gelang immer wieder, neue Mitglieder zu gewinnen, sodass in den letzten Jahren ein relativ konstanter Bestand von 6 männlichen und 4 weiblichen Mitgliedern zu verzeichnen ist, die ihrem Klub treu sind. Derzeit liegt die durchschnittliche Klubzugehörigkeit bei etwas über 30 Jahren pro Mitglied! Am 18.12.1994 wurde erstmalig ein „Nicht eingetragener Verein" gegründet und eine Satzung beschlossen. Zur Vorsitzenden wählten die Mitglieder Yvonne Bungartz und zum Kassierer Rainer Leyendecker. Bis zum heutigen Tage wurden die beiden durch Wiederwahl in Ihren Ämtern bestätigt. Bemerkenswert ist die Jahreshauptversammlung vom 11.01.1998. Unter Punkt 6 der Tagesordnung wurde ein Tamagochiverbot während des Kegelns beschlossen. Ein Handyverbot auf der Kegelbahn wurde in den letzten Jahren diskutiert, einen Beschluss hierüber gab es bisher nicht. Neben dem sportlichen Teil sind die im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Kegeltouren ein wichtiges Highlight des Klubs. In der Regel planen 2 Mitglieder den mehrtägigen Ausflug. Ab und zu gibt's auch eine Überraschungstour.

Dann erfahren die Mitglieder erst am Tag der Abreise, wo es hingeht. Berlin, Hamburg, Bremen, Dresden, Heidelberg u. a. deutsche Städte wurden schon besucht. Aber auch europäische Metropolen wie z. Bsp. London, Wien, Prag und Budapest sind in der langen Reiseliste des Klubs vermerkt. Selbstverständlich besuchte man im Jahre 2005 auch die Insel, die jeder Kegelklub in seiner Reisechronik vermerkt haben muss: Mallorca! Geselligkeit und Frohsinn sind Trumpf. Kegeln kann jeder, es macht Spaß und es gibt keine Altersbeschränkung. Fast alle Mitglieder des Klubs sind aktiv ins Vereinsleben der Brunnenstadt integriert. Und alle lieben den Karneval. Nicht nur passiv, sondern auch aktiv als Zugteilnehmer, Büttenredner oder mit sonstigen Darbietungen bei der Kappensitzung. Kein Wunder, zwei der weiblichen Mitglieder waren schon einmal Karnevalsprinzessin. Zum Jahresende steht die Weihnachtsfeier ganz groß im Veranstaltungskalender. Hier weiß der

Donnerknispel-Nikolaus schon seit 27 Jahren einiges - nicht immer ganz ernst Gemeintes - über die Mitglieder zu berichten. In der heutigen Zeit verdrängen moderne Bowlingzentren die althergebrachte Kegelbahn. Mit Discomusik und vielen Lichteffekten werden hier besonders jüngere Freizeitsportler angesprochen. Dem Trend folgend zeigt sich der Klub durchaus modern und stellt von Zeit zu Zeit auf Bowlingbahnen sein Können unter Beweis. Für den KC Donnerknispel hat die traditionelle Bundeskegelbahn aber noch lange nicht ausgedient. Das gemütliche Zusammensein unter Freunden und die sportliche Betätigung ohne Leistungszwang stehen dabei im Vordergrund. Die „Donnerknispel-Familie" wird sich auch weiterhin alle 14 Tage treffen und marschiert mit großen Schritten auf das goldene Kegeljubiläum zu.

Foto: KC Donnerknispel 2013 Wien

Quellennachweis: Wikipedia