Monsignore Peter A. Engeln -Priester mit Eifeler Wurzeln

Friedbert Wißkirchen, Daun

Seit den 1840er Jahren wanderten viele Eifler Familien und Einzelpersonen nach Nordamerika aus. Es war nicht die Abenteuerlust, sondern die durch Realerbteilung und die damit einhergehende Besitzzersplitterung und immer kleiner werdenden Hofstellen, die die großen Familien nicht mehr ernähren konnten. Mehr als 80 % der Bevölkerung im Kreise Daun lebten 1850 von der Landwirtschaft. Der damalige Kreis Daun, dessen Einwohnerzahl zwischen 1840 - 1890 zwischen 24.00026.000 schwankte, verlor etwa 7000 Einwohner durch die Auswanderungen, die sich in mehreren Wellen vollzog. Vor allem das südliche Kreisgebiet, der Raum des ehemaligen Amtes Gillenfeld, weist eine überproportionale Auswandererquote innerhalb des Kreises auf, was auf die besonders schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse hinweist. Die erste Auswanderungsphase war von 1842 - 1857, mit Höchstzahlen in den wirtschaftlichen Notjahren 184647. 1843 waren die Lebensmittelpreise um das Doppelte gestiegen. In den Jahren 1845-47 führten Missernten bei Getreide und Kartoffeln (Kartoffelfäule) zu einer Hungersnot. Im Zeitraum 1861 - 1872 gab es erneut einen Anstieg und die dritte Auswanderungswelle begann Anfang der 1880er Jahre, wobei im Notjahr 1881 (Missernte) besonders viele Menschen die Eifel verließen.

Heinrich Engeln verlässt Lissingen

Heinrich Engeln, am 20. Dezember 1820 in Lissingen geboren, heiratete am 12. Juli 1843 Magdalena Comes aus Oberehe. 12 Kinder kamen in Lissingen zwischen 1844 und 1866 zur Welt. Von 12 Kindern überlebten die Kindheit nur 4 Jungen und 2 Mädchen. Armut und Not müssen in der Familie ständiger Gast gewesen sein. 1875 starb die Mutter Magdalena geb. Comes im Alter von 54 Jahren. Vater Heinrich musste allein für die Kinder sorgen, die in der

Landwirtschaft und im Hause schon früh mit anpacken mussten. Sohn Caspar hatte 1874 Agnes Himmes geheiratet und eine eigene Familie gegründet. Der zweitälteste Sohn Theodor wurde 1868 aus der Volksschule entlassen und leistete seinen 3jährigen Militärdienst von 1877-1880 in Trier in der 31. Kompanie des 8. Rheinischen Infanterie-Regimentes ab. Mit Ableistung der Militärpflicht erfüllte er auch die Voraussetzungen für die Auswanderungsgenehmigung. (Viele junge Männer wanderten auch ohne diese Genehmigung aus, um dem 3jährigen preußischen Militärdienst zu entgehen.) Sohn Theodor scheint die treibende Kraft für diesen Schritt gewesen zu sein.

In „Die Amerika-Auswanderungen aus dem Landkreis Daun" von Josef Mergen wird unter Lissingen Nr. 470 vermerkt: „Der Ackerer Heinrich Engeln, geb. 10.12.1820, Witwer?, mit seiner ganzen Familie, d.h. mit den (Anm. unverheirateten) Kindern. Theodor geb. 1.1.1855, A. Maria geb. 31.3.1857, Eva geb. 29.5.1859, Anton geb. 3.6.1861, Josef geb.-4.4.1866 nach N.A. - Dass er einen Bruder in Amerika wohnen habe, welcher ihm ein Gut gekauft hat. - 2.4.1881" Der letzte Satz, dass ein Bruder schon in Amerika lebt, erschien zunächst unwahrscheinlich, weil im Stammbaum der amerikanischen Nachfahren und auch in den bekannten Auswandererverzeichnissen neben Heinrich mit Familie kein anderer Engeln aus Lissingen vermerkt ist. Neben Heinrich Engeln durfte aber auch der ätere Bruder Clemens Engeln um 1871 nach Nordamerika ausgewandert sein. Einen älteren Bruder mit Vornamen Clemens gibt es nicht. Der als „Bruder" bezeichnete Clemens Engeln ist ein Vetter von Heinrich. Er ist geb. am 01.07.1813 in Lissingen und heiratete am 31.12.1884 Elisabeth Thome geb. 29.11.1808 in Mürlenbach. Die Familie hatte 3 Söhne: Michael (1841), Matthias (1844), Anton (1846), die Töchter Gertrud (1849) und Anna (1852). Im Frühjahr 1871 wanderte die Familie aus und siedelte sich in Johnsburg, McHenry County, Illinois an. Der älteste Sohn Michael hatte 1867 Magdalena Schmitz aus Mürlenbach geheiratet. Seine Ehefrau wanderte nicht mit aus oder kehrte zurück, sie starb 1883 in Mürlenbach; in den USA heiratet er Elisabeth Sitzen. „Clement" Engeln gehörte zu den frühesten Siedlern in Johnsburg . Allerdings siedelten dort bereits 1842 Matthias Blaumeiser, Daun -Nikolaus Hees und Matthias Gilles aus Mehren - Johann Peter Müller aus Daun-Neunkirchen, Johann Adam, Johann Josef und Matthias Blick aus Steineberg mit ihren Familien. 1846 waren es die Walsdorfer Familien Anton Willems und Peter Josef Schneider, die sich ansiedelten. Beim Census (=Volkszählung) 1880 lebt die Familie in McHenry, der Beruf von Clemens wird mit „gunsmith" (Büchsenmacher) angegeben. Clemens starb am 16.10.1887, seine Frau Elisabeth am 03.06.1880 in McHenry. Beide sind auf dem Saint John the Baptist Cemetery in Johnsburg begraben, wie auch der Sohn Anton mit seiner Frau Elizabeth geb. Poppelreiter.

Grabstein Anton Engeln, dem Sohn von Clemens

10 Jahre nach der Auswanderung seines Vetters Clemens Engeln, am 10. April 1881, verabschiedeten sich Heinrich Engeln und Familie von Verwandten, Freunden und Nachbarn in Lissingen und machten sich zum Hamburger Hafen auf. Mit dem unter englischer Flagge fahrenden Dampfschiff VERONA (http:// search.ancestry.de - Hamburger Passagierlisten 1850-1930) verließen sie am 13. April Hamburg und kamen nach einer Zwischenstation im Hafen Leith, nahe Edinburgh (Schottland), etwa 2 Wochen später in New York an.

Hochzeit in der neuen Heimat

Bereits 14 Jahre früher, 1867, verließ der Schneider Johann Ferber, 37 Jahre, mit seiner Frau Magdalena geb. Stein, 40 Jahre und den Kindern Christina (21.10.1861) und Elisabeth (1866) ihren Heimatort Dockweiler, um nach Amerika auszuwandern. Von Hamburg aus bestiegen sie das Schiff CIMBRIA (www.cast-legarden.org - Passagierliste der CIMBRIA) und kamen am 13. Juni 1867 in New York an. Auch die Ferbers hatten sich in der aufstrebenden Stadt Chicago angesiedelt, wo Johann Ferber schnell Arbeit als Schneider fand. Johann Ferber starb um 1890, seine Frau Magdalena am 30. 6. 1913 in Chicago.

Sowohl die Familie Engeln als auch die Familie Ferber trafen sich mit vielen anderen Eifelanern regelmäßig beim Sonntagsgottesdienst in der St. Anthony Church in Chicago und verbrachten anschließend einige Stunden miteinander im hauptsächlich von Deutschen, vor allem Eifelanern, besuchten kirchlichen Gemeindezentrum. Dabei kamen sich Theodor Engeln und Christina Ferber näher. Am 25. Januar 1883 gab sich der 28jährige Theodor Engeln und die 21 Jahre alte Christina Ferber in der St. Anthony Church das Ja-Wort. Die Ehe war mit 10 Kindern reich gesegnet: Maria Magdalena (* 1883 - †1884), Johann (* 1885 - †1964), Elisabeth (* 1887 - †1942), Josef Peter (* 1889 - †1911 ); Peter A. Engeln (*1893 - †1965), Clara(*1895 - †1929), Michael (*1897 - †1900), Heinrich (*1898 - †1900), Susanna (*1901 - †1969), Maria (*1907 - †1952). Heinrich Engeln starb am 15. November 1891 und wurde auf dem St. Marys Friedhof beigesetzt. Theodor Engeln starb am 14. Juli 1915, seine Frau Magdalena geb. Ferber starb nach 1932.

Grabstein des Auswanderers Heinrich Engeln, Lissingen

Priester Peter A. Engeln

Als fünftes Kind der Eheleute Theodor Engeln und Christina Ferber kam am 2. Juli 1893 in Chicago Peter Anton Engeln zur Welt und wurde anschließend in der der St. Anthonys Church durch Reverend Peter Fischer getauft. Nach der Grundschule kam Peter im Juli 1907 in die St. Anthonys School, eine katholische, religiös geprägte Hochschule und machte seinen Hochschulabschluss. Ab 1912 studierte er am „Collegio Americans del Nord" (Priesterseminar zur Aus- und Fortbildung amerikanischer Priester) in Rom Philosophie und Theologie und schloss das Philosophiestudium mit dem Diplom und „Doctorate" ab. Seine theologischen Studien beendete er mit dem „Baccalaureate" im Juli 1915. Kurz danach musste er die Studien in Rom durch den Tod seines Vaters (14. Juli 1915) unterbrechen und in die USA zurückzukehren. Nach Abschluss seiner Studien in den USA, u.a. am St. Mary's Seminar in Cincinnati, am St. Charles College in Baltimore wurde er zum Subdiakon, Diakon ernannt und am 22. September 1917 in der Holy Name Cathedral Chicago, Illionis, durch Kardinal George Mundelein zum Priester geweiht. Seine erste Heilige Messe, die Primiz, feierte er am folgenden Tag in seiner Tauf- und Heimatkirche St. Anthony. Als Kaplan war er in den Pfarreien St. Elisabeth und St. Clemens in Chicago und in St. Benedict, Blue Island, tätig. Seine erste Pfarrstelle St. Petronilla in Glen Ellyn übernahm er 1930; seine Mutter lebte von 1930 - 32 dort bei ihm. 1941 wurde er Pfarrer der St. Martins-Kirche in Chicago. Seine letzte Pfarrstelle war von 1953 bis 1965 St. Nicolas in Evanston, Cook County, Illinois. Am 20. Juli 1957 wurde ihm der Ehrentitel „Monsignore" durch Papst Pius XII. verliehen. 1959 war er aus Anlass des 100jährigen Bestehens des North American College zusammen mit weiteren Geistlichen, die dort studiert hatten und Erzbischof Albert G. Meyer in Rom, wo er Papst Johannes XXIII. in einer Audienz begegnete. Der Erzbischof von Chicago, Raymund Hillinger, ehrte ihn am 22.9.1959 aus Anlass des 40jährigen Priesterjubiläums.

Er starb am 19. April 1965 in Evanston und wurde in der Gruft der Familie Engeln auf dem St. Marys Friedhof, Evergreen Park, Cook County, Illinois, begraben.

Monsignore Peter A. Engeln mit Wurzeln nach Dockweiler und Lissingen