Rätsel um das Fundstück aus dem Jahr 1708 gelöst

Hartmut Flothmann, Schalkenmehren

Als Kulturwart des örtlichen Eifelvereins und Initiator der historischen Dorfführungen in Schalkenmehren ist der Autor Anlaufstelle für historische Fundstücke, die bei Restaurierungen alter Gebäude zum Vorschein kommen, eingebaut als wieder verwendbarer Holzbalken oder jahrzehntelang abgelegt und vergessen auf dem Dachboden.

Spannende Entdeckung

Aktuell handelt es sich um den Fund eines Eichenholzstückes in Schalkenmehren, das bei der Dach- und Fassadensanierung in der St.-Martin-Straße 10 zum Vorschein kam. Es weist ein tief ausgespartes Kreuz und die eingeschnitzte Jahreszahl 1708 auf. Die Maße und Ornamente des Fundstückes lassen vermuten, dass das alte schwere Stück Eiche über der Türeinfassung eines einstigen Bauernhauses angebracht war oder einem Sakralbau aus der Umgebung entstammt. Da in Schalkenmehren kein Gebäude mehr steht, das 1708 errichtet wurde, und ortskundige Alteingesessene auch keine Kenntnis darüber haben, erschien ein entsprechender Aufruf im Trierischen Volksfreund.

Das gut erhaltene verzierte Holzstück mit der Jahreszahl 1708

Leserinteresse geweckt

Die Resonanz war verblüffend. Ein Leser verwies auf die gleichfalls im Jahr 1708 errichtete alte Kapelle. Ein anderer machte u.a. darauf aufmerksam, dass Türstürze aus Holz im 18. Jahrhundert in der Eifel eher unüblich waren. Beiden ganz wesentlichen Aussagen musste nachgegangen werden.

Spurensuche

Hilfreich war ein Blick auf die Homepage der Pfarreiengemeinschaft Gillenfeld unter dem Beitrag „Pfarrkirche St. Martin Schalkenmehren", wo über die alte Kapelle in Schalkenmehren u.a. zu lesen ist (Zitat): „Aus dem Jahre 1713 wird überliefert, dass diese früher einem Stall ähnliche Anlage sich in einem würdigen Zustand befinde."

Dieser Hinweis wird bestärkt durch den Beitrag „Kirche St. Martinus - Baugeschichte und Ausstattung" von Dr. Ingeborg Scholz in der Chronik des Maardorfes Schalkenmehren: (Zitat auszugsweise) „Über die alte Kapelle, aus der später die Pfarrkirche hervorging, ist nur wenig bekannt. Über die bloße Erwähnung in der Kölner Agende hinaus finden wir über Bauarbeiten an ihr nur eine kleine Notiz, und zwar in einem Verzeichnis kirchlicher Bauten, die ohne nachweisbare Beteiligung eines kurfürstlichen Baumeisters, aber mit finanzieller Unterstützung des Hofes errichtet wurden. Dort wird 1708 der Bau einer Kapelle zu Schalkenmehren erwähnt. Ob es sich dabei um einen vollständigen Neubau handelte, muss aber offen bleiben."

Mitwirkung kompetenter Institutionen

Da die oben angeführten Quellen kirchlichen Ursprungs sind, wurde vom Autor der Versuch unternommen, auch von einschlägigen Archiven und Museen Auskünfte zu der Art der Beschriftung und Kreuzform zu erhalten. Auch diese Spuren führten zu wegweisenden Deutungen.

So müsste das Kreuz nicht unbedingt ein Hinweis auf ein kirchliches Gebäude sein. Denkbar wäre auch eine Deutung als Symbol für den Haussegen oder für die christliche Gesinnung der Erbauer des Hauses. Das Kreuz mit den geschwungenen, stark stilisierten Volutenbögen ist ein Zierelement, das nicht zwingend auf eine Kapelle hinweisen muss. Direkte Vergleichsbauten mit exakt der Verzierung des Fundstückes waren allerdings keiner der um Auskunft gebetenen Institutionen bekannt. Die Ausbildung der Spitze des Kielbogens in Kreuzform dürfe allerdings als Indiz für die ursprüngliche Verwendung im sakralen Bereich gedeutet werden.

In epigraphischer Hinsicht wurde die Art und Weise, wie die Zahlen 1708 in das Holz geschlagen wurden, als passend zum Jahr 1708 erachtet.

Sollte die Kapelle das einzige im Jahr 1708 errichtete Gebäude in Schalkenmehren sein, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der Türsturz von der alten Kapelle im Maardorf stammt.

Fazit

Verlustmeldungen historischer Zeugnisse gab es schon des Öfteren im Maardorf Schalkenmehren. Öffentlich gemachte Fundstücke dieser Art sind dagegen sehr selten. Das erklärt, warum der Fund im Dorf als sensationell bezeichnet und mit der Frage in Verbindung gebracht wird: „Welche Schätze warten in Schalkenmehren noch auf ihre Entdeckung?"

Quellen:
Amt für kirchliche Denkmalpflege Trier
Bistumsarchiv Trier
LVR-Freilichtmuseum Kommern