„Backtag" bei den Brüdern Friedhelm und Peter Rau in Schalkenmehren

Bernd Schlimpen, Schalkenmehren

Das um 1700 erbaute Röhlhaus in der St. Martin-Straße in Schalkenmehren gehört heute den Brüdern Friedhelm und Peter Rau. Am Backtag geht es in den kleinen, mit museumsreifen Utensilien ausgestatteten Zimmern hoch her, denn schließlich sind viele Vorbereitungen zu treffen. Auch die benachbarte Haus frau Heidi Diewald hilft tatkräftig mit. 40 Brote zum herzhaften Reinbeißen und sechs Hefekuchen, Streusel oder Kirchstreusel, werden in dem kleinen Hausbackes mit viel Sachkenntnis in echtem Teamgeist produziert. Die Arbeit ist mit dem überlieferten Treiben im Dorfbackes aus früheren Jahren zu vergleichen. Der Backes wurde als Teil des Hauses um 1700 errichtet, wurde 1860 erneuert und ist noch heute voll funktionsfähig. Seit 10 Jahren werden hier Sauerteigbrote gebacken. Allerdings erfordert das Backen viel Erfahrung. Ehe das Teigbrot mit dem „improvisierten Schieber", einer am langen Stiel befestigten Schaufel - aber auch mit einem richtigen Bäckerhandwerkszeug - für eine Stunde in den Ofen geschoben werden kann, hat „Bäckermeisterin" Heidi Diewald mit einer Mischung aus Roggen- und Weizenmehl, Salz, Wasser und Hefe einen Teig geschaffen. der einen Tag und eine Nacht „ gehen" muss, damit der notwendige Sauerteig entsteht. Dieser wandert dann nach fachmännischem Kneten in die bereitstehenden Brotkurbeln (=aus Stroh geflochtene Körbchen) und daraus auf die Schieber abgelegt wird, die an der Backeswand bereitstehen. Heidi Diewald wurde von den Raus an der Teigherstellung beteiligt, weil sie die einzige Nachbarin ist, die die überlieferten Rezepte kennt.

Peter und Friedhelm Rau vor ihrem Hausbackes im Röhlhaus.

Friedhelm und Peter Rau: „Vorher wird der Backofen mit geeignetem Buchenholz laut Thermometer auf 300 Grad erhitzt - und dann schieben wir die Teigleibe in den Ofen." Dabei kann es auch schon einmal laut werden, vor allem, wenn die Kohlen nicht richtig entfernt wurden. Da der Backraum nicht besonders groß ist, werden in zwei Backgängen jeweils 20 „Bauernbrote" a 750 Gramm gebacken. Brote mit großer, dunkler Kruste und knackigem Innern, die jeden Frühstückstisch appetitlich aussehen lassen. Das Backwerk wird auf einem langen schmalen Tisch aufgereiht. Die Brote wurden als Einzelstück oder als „Stulle" mit Hausmacher Wurst oder Schmalz auf dem großen Dorf- und Gästefest angeboten, ebenso die Kuchen. Der Verkaufserlös wanderte als Spende in die Gemeindekasse. Auch „Omas Waffeln" wurden gebacken, die aus einem antiken museumsreifen Waffeleisen stammen, und das Trio hat nichts dagegen, wenn ihm bei der Bäckerarbeit über die Schulter geschaut wird.

Heidi Diewald und Peter Rau präsentieren ihre großen 750g-Brote.