„Umbenennungen" - Streit um die Namen der Bahnstationen

Einstige Probleme der Orte Hillesheim, Oberbettingen, Kerpen/ Eifel, Kerpen/Erft und Dohm-Lammersdorf

Thea Merkelbach, Pelm

Am 7. Mai 1910 wendet sich die Königliche Eisenbahndirektion Saarbrücken an den Landrat in Daun, weil der Ort Hillesheim an der im Bau begriffenen Neubaustrecke Dümpelfeld - Lissendorf... die Bezeichnung Hillesheim (Eifel) erhalten soll. Das Problem: Die Haltestelle bei Oberbettingen an der bereits bestehenden Bahnstrecke Gerolstein-Köln trägt schon den Namen Hillesheim (Eifel). Die Direktion bittet den Landrat um Vorschläge, wie die jetzige Station Hillesheim (Eifel) fernerhin am besten zu benennen sein wird.

Der Landrat gibt diese Bitte an den Bürgermeister Vogeler von Hillesheim weiter. (Den Vogeler nannten viele Leute nur „den Hasematthes", weil er mehr auf der Jagd als in den Büroräumen anzutreffen war.) Vogeler schlägt vor, für die Strecke Köln-Trier die Bezeichnung Hillesheim (Kyll) und für die Strecke Gerolstein-Dümpelfeld Hillesheim (Ort) zu wählen.

Auch der Regierungspräsident wird in die Diskussion mit einbezogen. Er bevorzugt den Namen Hillesheim - Oberbettingen. Sein Vorschlag wird aufgegriffen und am 1. Oktober 1911 Realität, obgleich wir uns vom Standpunkte der Eisenbahn für die einfache Bezeichnung Oberbettingen entschieden hätten, zumal auch nach den ministeriellen Grundsätzen Doppelnamen auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken sind.

Diese Benennung führt jedoch laut Schreiben der Eisenbahndirektion vom 13. Nov. 1912 an den Regierungspräsidenten zu ständigen Schwierigkeiten: Die beiden Stationen werden im Betrieb und im Verkehr häufig verwechselt, Verschleppungen von Gütern sind nicht selten, und es ist, wie wir durch örtliche Erhebungen festgestellt haben, schon öfters vorgekommen, dass selbst mit der Gegend einigermaßen bekannte Reisende nach Hillesheim - Oberbettingen gelangt sind, während sie in Hillesheim (Eifel) zu sein vermeinten.

Man regt die Namensänderung „Oberbettingen" an. Der Regierungspräsident informiert daraufhin den Dauner Landrat und den Bürgermeister in Hillesheim. Damit beginnt erneut eine heftige Namensdiskussion. Am 6. Dezember 1913 stellt die Eisenbahndirektion fest: dass die Verschleppungen nicht nachgelassen haben und dass die in unserem Schreiben vom 13. Nov. 1912 geschilderten Unzuträglichkeiten auch jetzt noch fast täglich vorkommen. Im Mai 1914 erklärt sich der Landrat mit dem Vorschlag der Eisenbahndirektion einverstanden, gibt aber zu bedenken, dass sich der Landrat in Daun und auch der Bürgermeister in Hillesheim nach wie vor gegen die Neubenennung ausgesprochen haben. Am 14. Juli entscheidet sich die Königliche Eisenbahndirektion in Saarbrücken für die sofortige Umbenennung von „Hillesheim - Oberbettingen" in „Oberbettingen - Hillesheim."

Auch dieser Kompromiss wird von Hillesheim nicht akzeptiert. Der Gemeinderat unter dem Vorsitze von Bürgermeister Vogeler verfasst am 7. September 1914 eine Beschwerde dagegen. Das gleiche Thema beschäftigt den Gemeinderat schon drei Wochen später erneut. Man argumentiert, „dass die Umbenennung der Gemeinde wirtschaftliche Schäden bringen muss, weil das mit dem alten Geschäfts- und Marktort verkehrende Handelspublikum die Erreichbarkeit des Ortes auf der Bahnlinie Trier-Cöln zu leicht übersieht, während die Linie Hillesheim - Eifel nur denkbar schlechte Verbindungen aufweist; ferner sei nochmals hervorgehoben, dass der Bahnhof auf Bann Hillesheim liegt..."

Bahnhof Oberbettingen-Hillesheim heute

Der Bahnhof liegt immer noch auf Hillesheimer Bann, und die Station heißt aber weiterhin „Oberbettingen-Hillesheim". Bürgermeister Stein weist auf die Besitzverhältnisse hin und betont, dass Hillesheim z. B. den größten Anteil für den neu gebauten größeren Parkplatz bezahlt habe. Auf dem Nebengebäude der Bahnstation ist unter dem Namenszug noch die alte Bezeichnung „Hillesheim-Oberbettingen" zu erkennen (siehe Foto). Das Problem der Namensgebung hat sich gelöst, weil die Bahnstrecke Gerolstein - Dümpelfeld nicht mehr existiert und Hillesheim keine Bahnstation mehr besitzt. Aus alten Fotos lässt sich übrigens schließen, dass sich der Name Hillesheim/Ort, (Vorschlag Bürgermeister Vogeler) für den Hillesheimer Bahnhof nicht durchgesetzt hat, sondern die Bezeichnung Hillesheim-Eifel. Als am 12. Juli 1912 verschiedene normalspurige Bahnstrecken als Nebenbahnen dem Betrieb übergeben werden, heißt es eindeutig im Amtsblatt unter b) Bahnhof III. Klasse: Hillesheim (Eifel)

Bahnstation Kerpen

Auch Kerpen im Kreis Daun hat ein Problem mit dem Stationsnamen. Die Königliche Eisenbahndirektion Köln schreibt am 16. August 1916: Der Stationsname Kerpen (Eifel) ist häufigen Verwechslungen mit dem im rheinischen Braunkohlebezirk liegenden Ortes Kerpen ausgesetzt. Letzterer trägt jetzt post- und eisenbahndienstlich die Bezeichnung Kerpen Bez. Cöln; dieser Zusatz, der den Regierungsbezirk andeuten soll, wird in Eisenbahnerkreisen fälschlich vielfach als Eisenbahndirektionsbezirk aufgefasst, woraus sich, da beide Orte in diesem Bezirk liegen, zahlreiche unliebsame Fehlleitungen und Verschleppungen ergeben.

Man schlägt vor, den Ort Kerpen im Kreis Bergheim mit dem Zusatz (Erft) zu kennzeichnen. Dagegen wendet die Postverwaltung ein, dass die Erft in der Eifel entspringe und zudem eine Verwechslung mit „Eifel" und „Erft" wegen der Ähnlichkeit nahe liegend sei. Der Dauner Landrat schlägt vor, dass man die Bezeichnungen Kerpen (Eifel) und Kerpen (Erft) versuchsweise einführen solle. Den wenigsten sei bekannt, dass die Erft in der Eifel entspringe und so seien kaum Verwechslungen zu befürchten.

Das Problem Dohm-Lammersdorf

Schon seit 1909 bemüht sich die Gemeinde Dohm um die Anlegung einer Bahnstation. Am 12. Juli 1911 unterstützt Bürgermeister Vogeler diese Bitte in einem Brief an „Seine Excellenz den Königlichen Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten in Berlin". Er erwähnt, dass die Entfernung zum neuen Bahnhof in Hillesheim an der neuen Strecke Dümpelfeld - Hillesheim - Jünkerath, bzw. an der Cöln-Trierer-Strecke jeweils 4 km betragen. Er führt weiter aus: Die Gemeinde hat mit Rücksicht auf die Errichtung des Bahnhofes ... ein unerschöpfliches Vulkansandlager auf 10 Jahre an einen Unternehmer verpachtet; durch die Ablehnung des Bahnhofes ist die Ausbeute dieses Lagers in Frage gestellt.

Auf dem Bann der Gemeinde Dohm-Lammersdorf verlaufen nach Fertigstellung der neuen Strecke über Hillesheim zwei Bahnstrecken, und beide ohne Bahnhof (Hillesheim-Gerolstein und Köln-Gerolstein).

Die Gemeinde Dohm-Lammersdorf richtet daher an eure Excellenz die gehorsamste Bitte des in Aussicht gestellten Bahnhofes in Dohm, oder - falls z .Zt. die Mittel zur Ausführung nicht vorhanden sind - um Errichtung eines Haltepunktes für Personenverkehr gleichzeitig mit Eröffnung der Neubaustrecke Hillesheim - Gerolstein. Diese Bemühungen haben Erfolg. Am 1. Juli 1912 werden nachstehend genannte normalspurige Bahnstrecken als Nebenbahnen dem Betriebe übergeben werden: b)

Bahnhof III. Klasse: Hillesheim (Eifel), ... Die Bahnhöfe Hillesheim (Eifel), Ahrdorf und Antweiler (Ahr) erhalten Verkehrseinrichtungen zur Abfertigung von Personen, Gepäck, Expressgut, Leichen, Fahrzeugen, lebenden Tieren, Eil= und Frachtstückgut und Wagenladungen. Haltepunkt: Dohm (Kreis Daun)... Der Haltepunkt Dohm (Kreis Daun) dient nur dem Personen=, Gepäck= und Expressgutverkehr. (Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Trier, 1912) Nun hat aber auch der Haltepunkt Dohm ein Namensproblem. Der Gastwirt Matthias Uters und mehrere andere Einwohner von Lammersdorf stellen ein „gehorsamstes Bittgesuch" an den Königlichen Landrat Herrn Weismüller: Wie uns mitgeteilt worden ist, beabsichtigt die Königliche Eisenbahndirektion dem neu zu erbauenden Bahnhof der Neubaustrecke Gerolstein - Hillesheim in der Gemeinde und auf dem Bann Lammersdorf die Bezeichnung Bahnhof Dohm" resp. Haltestelle „Dohm" zu geben. Seiner Zeit wurde der hiesige Gemeinderat von der Eisenbahn Verwaltung aufgefordert, sich zu äußern, ob der Bahnhof „Dohm" oder „Lammersdorf heißen solle. Wir haben damals die Bitte unterbreitet, dass derselbe Dohm-Lammersdorf genannt werden soll. Weiter wird argumentiert, dass bei der Benennung Dohm der Ort Lammersdorf ganz stiefmütterlich behandelt würde.

Dohm würde auch nicht damit einverstanden sein, wenn der Bahnhof die Bezeichnung Lammersdorf bekommen soll. Der Landrat leitet diesen Brief an den Regierungspräsidenten weiter. Unterzeichnet haben ihn die Lammersdorfer Bürger: Uters, N. Kirwel, H. Krämer, L. Scheuls, Jakob Blum, Peter Gielz, Johann Meyer, Math. Schmitz, Peter Kirwel, Joh. Pet. Fries, und Joh. Spohr.

Probleme vergangener Zeiten

Alle hier angeführten Namensprobleme stellen sich heute nicht mehr. Die Bahnstation Kerpen an der Erft heißt „Erftstadt". Der Konflikt mit Hillesheim und Oberbettingen hat sich durch die Auflösung der Strecke Gerolstein - Hillesheim - Dümpelfeld von selbst gelöst. Zu berichten sei noch, dass Günter Knötgen aus der ehemalige Autowerkstatt Knötgen in Pelm, sich erinnerte, dass die Pelmer Kinder gerne in Dohm Kaninchen einkauften. Dann verwandten sie für die dortige Bahnstation, eine kleine Wellblechbaracke, den Namen „Dohm-Blech".