Meine Zeit als Wirtin in Steineberg

Gisela Umbach, Steineberg

„Wer nichts wird, wird Wirt", so sagt der Volksmund. Ich war nicht Wirt, sondern Wirtin, und das mit Leib und Seele. Nach Schließung des Gasthauses „Zur Ley" plante die Gemeinde - unter Bürgermeister Heinz Bohr -eine eigene Gaststätte zu bauen. So wurde aus dem Gefrierhaus ein Gasthaus, eröffnet im Mai 1986. Pächterin war damals meine Cousine Edith Peters, der ich im Jahr 1988 als Wirtin folgte.

Die Kneipe - Zentrum des Dorfes

Wie in jedem Beruf war es nicht immer einfach. Ich brauchte viel Kraft, Standfestigkeit und musste Schweigen können. Einen geregelten Feierabend gab es nicht! Trotzdem hatte ich an meiner Arbeit viel Freude. Nicht zuletzt wegen ihrer Vielfältigkeit, denn sie bestand nicht nur aus Bierzapfen und Servieren. Nein! Oftmals suchten die Gäste entweder den frühen Nachmittag oder den späten Abend, um mit mir unter vier Augen über ihre Probleme zu reden.

Ich war oftmals Beichtvater für die Jugendlichen und Erwachsenen. Somit werde ich wohl zeitlebens Geheimnisträger bleiben. Gelegentlich übte man auch Kritik an mir, wegen meiner Leidenschaft zum Skatspielen. Mit dieser Kritik musste ich leben, doch Skat spiele ich heute noch mit großer Freude. Es waren einige Männer, die aufgrund dessen schon nachmittags kamen. Ich musste regelmäßig den dritten Spieler geben, was ich natürlich gerne tat.

Erinnern möchte ich an die schönen, amüsanten Stunden mit unseren Seniorinnen. An jedem ersten Donnerstag im Monat wurde bei Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen geplaudert. Ich war immer mit Herzensblut dabei, hörte aufmerksam und gespannt den lustigen Anekdoten aus längst vergangener Zeit zu.

Nach dem Genuss von Kaffee und Kuchen stoppten einige Frauen an der Theke. Man gönnte sich noch ein Bier, ein Glas Wein oder einen Klaren. So manch junger Gast staunte nicht schlecht über die Ausdauer und Standfestigkeit der alten Damen.

Ein weiteres Highlight waren die traditionellen Westernabende, mit Countrymusik bis in den frühen Morgen.

Wenn auch jeder Gast herzlich willkommen war, bekam doch jeder Tag seinen eigenen Reiz, seine eigene Identität durch Personen, die in ihrer Unterhaltungskunst und ihrem Wesen einzigartig waren. Besonders lustig wurde es, wenn Paul Schlimbach, Rudi Franzen, Johann Kiefer, Manfred Umbach und Willi Michels an der Theke saßen. Sie sorgten immer für Stimmung und hatten die Lacher an ihrer Seite. Manfred erzählte Witze am laufenden Band wie z. B.:

Er kommt in eine Polizeikontrolle und wird gefragt, wie viel Bier er getrunken habe. „Sechs, bei Gisela in der Kneipe", entgegnet Manni. „Dann können sie weiterfahren", sagt der Polizist. „Die macht die Gläser sowieso nur halb voll."

Pitter kommt ebenfalls in die Kontrolle und soll ins Röhrchen blasen, doch er weigert sich. „Wenn sie nicht sofort blasen, dann blase ich für Sie!", sagt der Schuppo. „Dann sind sie den Führerschein mit Sicherheit los!"

Von der Dorfkneipe zum Bürgerhaus

Dies ist heute alles Geschichte - Vergangenheit! Die Dorfschänke wurde geschlossen, weil kein Pächter mehr gefunden wurde und dient nun als Bürgerhaus. Für dieses Bürgerhaus hat unser Bürgermeister Michael Schultze eine Ausschankgenehmigung beim Amt Daun erwirkt.

Weil ehrenamtliche Helfer sich an diesem Projekt beteiligen, besteht hier weiterhin die Möglichkeit, sich an bestimmten Tagen in geselliger Runde zu treffen. So wird in Steineberg an Festen wie der Dorfkirmes, dem Adventskaffee oder an Geburtstagen weiterhin die Gemeinschaft gestärkt. Vor allem aber beim Dämmerschoppen!