Geheimnisvolle neue Altburg

Alois Mayer, Daun-Pützborn

Knapp zwei Kilometer hinter dem Weinfelder Maar an der Landesstraße Daun Richtung Brockscheid erhebt sich ein großes Gebäude, das an ein mittelalterliches Schloss erinnert. Altburg nennen es Einheimische, und ein Schild weist daraufhin, dass sich in diesen Räumlichkeiten die „Kliniken Daun - Altburg" befinden.

Auch wenn die Burg hier oben auf der felsigen Spitze eines erloschenen Vulkans sich „Altburg" nennt, ist sie jedoch recht jung, erst rund hundert Jahre alt. Allerdings verlockt der Name „Altburg" viele, nicht nachweisbare Daten zu veröffentlichen. So geht bis heute die Mär, die Altburg sei angeblich der erste Besitz der Grafen von Daun, Sigumbert I. von Daun gewesen, der sich unter Karl Martell in den Kämpfen gegen die Sachsen und andere ins Frankenreich eingefallene Völker derart ritterlich und tapfer verhalten habe, dass dieser ihm zum Lohn dafür ein Landstrich in Austrasien jenseits der Mosel geschenkt habe. Daraufhin habe jener Sigumbert sich im Jahre 731 diese Altburg erbaut. Seine Nachkommen sollen dann - aus welchen Gründen auch immer - zwei Jahrhunderte später nach Daun umgesiedelt sein, wo sie sich auf dem Burgberg eine neue Burg erbauten. Dieses Histörchen, als erster von Pfarrer Hörsch in seinem Buch über die „Grafen von Daun" geschrieben, ist nirgendwo in der Geschichte der ursprünglichen Dauner Herren nachweisbar, die sich erst sehr viel später ,Grafen' nannten, und gemäß allen vorliegenden Urkunden und Meinungen heutiger Historiker unrichtig. Das „Urkundenbuch derer von Daun" zweifelt diese Angaben ebenfalls an, da dazu keinerlei Belege gefunden werden konnten. Der Hinweis, in den Dauner Urkunden sei doch mehrmals die Rede von der Altburg, weist nicht hin auf die Altburg bei Schalkenmehren, sondern nur auf die Tatsache, dass auf dem Burgberg in Daun vor 1264 ein Neubau entstand, der den Namen „Haus Nannstein (Neuenstein)" erhielt, während das ältere Gebäude nebenan zukünftig „Alte Burg" oder „Alt-Dune" genannt wurde.

In diesem Zusammenhang dient die Beschreibung des verdienstvollen Demerather Pfarrers Ost aus dem Jahre 1854 der Wahrheitsfindung, aus der hervorgeht, dass dort vermutlich eine kleine Fliehburg stand, aber kein festes Burggebäude der ersten Dauner Herren.

Altburg im Rohbau 1916

„Eine Viertelstunde südwestlich von dem Schalkenmehrener und dem Weinfelder Maar macht sich eine bewaldete Höhe von allen Seiten bemerkbar. Es ist die Altenburg auch Altburg genannt. Sie hat eine starke Verheerung erlitten. Auf schroffen, doch nicht über 15 Fuß hohen Felsen in länglicher Form war eine Veste angebracht. Der innere, ebene Raum, mit Schutt nun bedeckt, beträgt 35 Schritte Länge und 13 Breite. An einer Stelle ist einiges Mauerwerk, auf dem noch Anfangs der 1840er Jahre ein Turm von 40 Fuß Höhe mit einer Wendeltreppe stand, wie ein Alter mir erzählte, jetzt 3-4 Fuß hoch, mit sehr weißem, fettem Kalk versehen und einer Dicke von 5 Fuß. Auch zahlreiche Dachschieferstücke zeigen sich, unter welchen viele deutliches Ansehen von erlittener Feuerglut an sich tragen. Kein einziges Stückchen von römischen Dach- oder Mauerziegeln, ebenso wenig Scherben von Urnen, Gefäßen etc. konnte ich entdecken. Man kann somit ohne Bedenken diese Befestigung mit ihrer Entstehung in das Mittelalter setzen.

Die Sage über diese Ruine geht, hier sei ein Raubschloss gewesen. Und natürlich müssen da manch abenteuerliche Erzählungen sich anknüpfen. Andere reden von einem Sitz der Tempelherren an dieser Stelle. Unmittelbar neben der alten Burgstelle auf der westlichen Seite ... scheint auch eine Zufluchtsstätte bestanden zu haben. Man kann jedoch keine Reste von Gebäulichkeiten da wahnehmen. Aber Spuren menschlicher Tätigkeit sind nicht zu verkennen, besonders an der Planierung der Fläche und an der Außenseite der Felsen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass beide Stellen ehedem den frühesten Bewohnern der Gegend als Sicherheitsplätze dienten und die erstere, als die passendste, in der Fehde- und Raubzeit später eine Art Veste erhielt."

Die neue Altburg

Am 28. Mai 1861 wurde in Saarbrücken-St. Johann Leo Philipp Constantin Lucas Zakrzewski (Aussprache: Sackschewski) als erstes Kind von dreien geboren. Seine Eltern waren der aus einer alten polnischen Familie stammende Eisenbahn-Bürovorsteher Lucas Zakrzewski (* 17.10.1821; † 23.07.1901) und Johanna Carolina Leopoldina Sophia Zakrzewska, geb. Wagner1 (* 06.03.1837; † 02.09.1907). Vater Lucas zog kurze Zeit später nach Neuwied in die Germanenstr. 31, wo er dann als Bankdirektor tätig war. Dort wurden auch Leos beide Geschwister geboren, die allerdings bereits als Kleinkinder verstarben: Carolina Leopoldina Sophia Ottilia (* 08.04.1867; † 11.07.1875) und Adolph Karl Heinrich (* 07.12.1870; † 03.09.1871).

„Der Vater von Leo Zakrzewski war zuletzt Bankdirektor in Neuwied. Nach Absolvierung der Realschule in Trier2 erlernte Leo Zakrzewski das Bankfach. Von 1880 bis 81 diente er als Einjährig Freiwilliger bei dem Infanterieregiment Nr. 70 und wurde als Unteroffizier entlassen. Er kehrte dann zum Bankfach zurück und wurde nach dem Tode seines Vaters dessen Nachfolger als Bankdirektor. Während des Weltkrieges erhielt er für seine außerordentliche Tätigkeit bei der Bank das Verdienstkreuz für Kriegshilfe. 1925 schied er aus dem Bankdienst aus und siedelte auf seinem Landsitz Burg Altburg über, wo er sich der Landwirtschaft widmete." (Nationalblatt, 27.5.1936)

Haupteingang 1935

Der vermögende Bankier Leo Zakrzewski wanderte in seiner Freizeit gerne oder unternahm Ausflüge, viele davon in die Eifel. Dabei lernte er den Raum um die Dauner Maare kennen. Er verliebte sich in diese herb-schöne Vulkanlandschaft und beschloss, dort seinen Lebensabend zu verbringen und sich seinen langgehegten Traum von einer Burg als sein Wohnsitz zu erfüllen. Fünfzig Jahre war er alt, als er Wald und große Ländereien rund um jenen sagenumwobenen Altburg-Hügel mit seiner gewaltigen, zackigen Felsspitze erwarb. 1911 wurde diese mit großem Aufwand an Dynamit in die Luft gesprengt. Ein ganzes Jahr verging, bis die riesigen Felsbrocken weggeschleppt waren, um ein Plateau zu gewinnen.

Leo Z. mit Frau Wilhelmine im Kaminzimmer

Ausgrabungen und Funde

Beim Ausgraben der Fundamente wurden etliche Funde getätigt, die etwas die Vorgeschichte jener Stelle erhellen. Neben aus Ton gebrannten Schalen und Gefäßen wurden Waffen und Schmuckgegenstände geborgen, die dem Koblenzer Landesmuseum übergeben wurden. Eine Liste nennt: „Zwei Dolche der jüngeren Steinzeit; zwei Urnen aus der Bronzezeit; eine Steinaxt aus der älteren Steinzeit; sechs Knochengeräte aus der jüngeren Steinzeit; eine Steinsäge; zwölf verschiedene Gefäße aus gebranntem Ton; zwei Schwerter aus der Zeit der Raubritter".

In Aufzeichnungen der Familie Trzaska-Zakrzewski ist zu lesen: „Beim Graben nahe den zerfallenen Wachttürmen der Ringmauer stieß man auf viele Hundert Menschenknochen, die etwa zweieinhalb Meter unter der Erde lagen. Außerdem fand man neben den Knochengerüsten Waffen und Gefäße. Professoren erklärten, es sei ein Massengrab aus der Frankenzeit." Als Erklärung für das Massengrab vermutet der Schreiber: „Damals standen diese in schweren Kämpfen mit den Kelten, die das ganze Eifelland von Köln und Koblenz aus erobern wollten. Zum Schutze bauten sich die fränkischen Krieger eine hohe Ringmauer (Ringwall), die durch drei Wachttürme, zum Ausblick ins Land, unterbrochen war. Es wird vermutet, dass durch Aushungerung und Belagerung alle Krieger den Tod fanden." Der Verfasser zeigt weiterhin unbewiesene Fantasie: „Noch heute verkünden zwei von den drei ursprünglich errichteten Wachttürmen und der Ringmauer von der damaligen Sicherung des Landvolkes und der hochentwickelten Befestigungstechnik. Nahe der Befestigungsstätte liegen drei gewaltige Felsblöcke in der Gestalt eines großen Sessels. Unter den belaubten, schattigen Riesenbäumen wurde hier Gericht, Vermählungen, sowie alle wichtigen Beschlüsse und Zusammenkünfte abgehalten. Es war die sogenannte Kultstätte."

Ich grüße die Alt- Burg

Im Jahr 1913 legte Leo Zakrzewski den Grundstein für den Bau „seiner Burg" mit mehreren landwirtschaftlichen Nebengebäuden. Die Fertigstellung verzögerte sich indes wegen des Ersten Weltkrieges und konnte erst 1919 abgeschlossen werden. Eine ,Burg' mit schlanken Burgtürmen, einer Gastwirtschaft und Fremdenpensionszimmern war entstanden. Leo Zakrzewski gab ihr offiziell den stets im Volksmund gebrauchten Namen Altburg. Eintragungen in den Gästebüchern beweisen, dass sie fortan beliebter Treffpunkt für Touristen und wohlhabende Gäste aus Deutschland und

In Empfangshalle Treppenaufgang rechts

dem Ausland war. Vor allem Franzosen, Holländer und Engländer begeisterten sich an der gesunden Bergluft und der herrlichen Gegend mit ihren reichen Heilquellen. Die Altburg war nicht nur ein gastronomischer, sondern auch ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb (6 Stück Rindvieh; 5 Schweine) in der Größe von etwa hundert Morgen Betriebsflächen. Ungezählte Eintragungen von Gästen loben überschwänglich in Prosa und Reim die Gastfreundschaft der Burgbesitzer, die selbst hergestellte Verpflegung, die gepflegten Räumlichkeiten, den Flair einer Burg und die traumhaften Weitblicke in die vulkanische Eifellandschaft, so wie beispielsweise folgendes Gedicht:

„Ich grüße die Alt-Burg auf waldiger Höh'
inmitten der Hocheifelberge;
du schauest so trutzig soweit ich auch seh'
hinaus rings auf Riesen und Zwerge.
Da wird's mir im Herzen so sonnig und weit,
und kann doch das Wunder nicht fassen,
vor dieser gigantischen Bergeinsamkeit
muss menschliche Größe verblassen.
Und wo ich auch wandre durchs Eifeler Land,
wo der Himmel so weit, unermessen,
die Berge, der Flüsslein silbernes Band,
sie blieben mir stets unvergessen.
Vom Kirchlein am Maar tönt ein weltferner Klang
hinauf bis zur Altburg hoch oben,
im Feld steigt die Lerche mit zwitscherndem Sang
die Allmacht des Schöpfers zu loben."

Ein Adelstitel muss her

Leo Zakrzewski, von Leuten, die ihn kannten, stets als ein humorvoller, hilfsbereiter, freundlicher Mann bezeichnet, entwickelte sich vom Bankier zu einem Gutsherrn und lebte scheinbar glücklich in seiner Burg. Er war wohl doch nicht so ganz zufrieden, denn als bürgerlicher Burgherr sehnte er sich außerordentlich nach einem Adelstitel, der ihn standesgemäß aufwerten sollte. Seine Beantragungen und Bewerbungen, sein hoher finanzieller Einsatz zum Erwerb eines Titels führten letztlich zum Erfolg. Am 17. Januar 1921 bescheinigte der Standesbeamte in Saarbrücken:

„Auf Grund des Erlasses des Herrn Justizministers zu Berlin vom 7. Oktober 1920 und 6. Dezember 1920 ist dem Leo Philipp Constantin Lucas Zakrzewski gestattet worden, an Stelle des bisherigen Namen „Zakrzewski"fortan den Familiennamen „Trzaska-Zakrzewski" zu führen. " Nunmehr zufriedener, da er sich zum niederen Adel zugehörig fühlte, übernahm Leo auch das Familienwappen der Familie Trzaska (sprich: Schasska), das seitdem allüberall in der Burg, auf seinen Briefbögen und auf der Steinplatte der Familiengruft zu finden ist.

Das Trzaska-Wappen

Dieses adlige Wappen zeigt in blauem Felde zwei Schwerter mit goldenem Handgriff, die mit ihren abgebrochenen Klingen senkrecht zusammenstoßen. Deren verstümmelten Enden verstecken sich unter der Mitte eines sie bedeckenden goldenen, nach oben geöffneten Halbmondes. Darüber als Helmschmuck ein Pfauenschwanz, belegt mit dem Wappenbilde. Über den Ursprung des Wappens existiert folgende (sagenhafte) Erzählung: Als eines Tages König Boleslaw I. (1000-25) wieder auf die Jagd ging, wurde er mit seiner Eskorte von Banden der Tataren überfallen und angegriffen. Sie bedrängten äußerst hart. Der König geriet in immer größere Gefahr, erschlagen zu werden. Das bemerkte sein Knappe Ritter Biala. Sofort eilte dieser dem König zu Hilfe. Just in dem Moment, als ein Tatar zu einem tödlichen Hieb ausholte, parierte Ritter Biala den Hieb und schlug den Angreifer nieder. Dabei brach ihm im Gefecht jedoch die Klinge seines Schwertes ab. Nun hatte er keine Waffe mehr und war ziemlich wehrlos, als weitere Tataren auf ihn zustürmten. Dies beobachtete wiederum der König, und er warf Biala sein Schwert zu. Tapfer kämpfte der junge Mann, schlug die Andringenden zurück. Erneut zerbrach ihm dabei das Schwert. Biala gab nicht auf. Mit dem Mut eines Löwen kämpfte er mit der zerbrochenen Waffe weiter und es gelang ihm, sich und den König aus der tödlichen Gefahr zu befreien und die feindlichen Aufständischen in die Flucht zu schlagen. Aus Wunden blutend, gab Biala das zerbrochene Schwert dem König zurück. Daraufhin verlieh dieser ihm für den bewiesenen Mut den Adelstitel und angesichts des zersplitterten Schwertes das obige Wappen, das Trzaska (auf Deutsch etwa: der Splitter) genannt wurde. Nachkommen dieses Rittergeschlechtes vererbten den Adelstitel, der auf mehrere Familien überging, auch auf heute mehr als zwölf Familien mit dem Namen Zakrzewski, die den Zusatz und das Wappen Trzaska tragen.

Bei Nationalsozialisten beliebt

Mit 64 Jahren heiratete Leo Trzaska-Zakrzewski am 2. Februar 1926 in Neuwied die 48-jährige Frau Wilhelmine Krey aus Stromberg, die bisher als Köchin in der Zakrzewski-Familie diente. Das Ehepaar hatte keine eigenen leiblichen Kinder, weswegen sie am 1. Juni 1926 Johann Schommers an Kindesstatt annahmen, der seitdem ebenfalls den Familiennamen Trzaska Zakrzewski trug. Johann wurde am 12. Dezember 1908 in Schalkenmehren als Sohn der kinderreichen Familie Johann Schommers und Susanne Junk geboren. Am 5. Januar 1933 heiratete er in Daun die zehn Jahre ältere Näherin Berta Krey aus Niederbieber, eine Nichte seiner Adoptivmutter Wilhelmine Krey-Zakrzewski.

Leo Z. mit Adoptivsohn Johann 1935

Während des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges waren in der Altburg regelmäßig hohe Parteifunktionäre, Soldaten und Führungsoffiziere untergebracht, die neben ideologischen Tagungen auch trinkfest feierten. „Schon früh, als der Nationalsozialismus im Kreis Daun noch kaum bekannt war, setzte sich Parteigenosse Zakrzewski für die Bewegung ein. Im Jahre 1932 wurde er Parteimitglied. Gleichzeitig wurde er aktiver SA-Mann. Es war bewundernswert, wie der Jubilar trotz seines hohen Alters den anstrengenden SA-Dienst mitmachte und auf diese Weise für die jungen Leute vorbildlich wirkte. Später, im Mai 1932, gründete er in Schalkenmehren einen Stützpunkt, den er selbst leitete. Im selben Jahre ernannte ihn Kreisleiter Parteigenosse Kölle zu seinem Adjutanten. Anfang 1933 wurde der Jubilar zum Vorsitzenden des Kreisparteigerichts ernannt. Parteigenosse Zakrzewski war und ist einer der rührigsten Aktivisten in der Bewegung. Er kennt nur ein Ziel, und das ist, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. So hat er neben seinem Amt in der Partei die verschiedensten Ehrenämter in der kommunalen Selbstverwaltung inne, so ist er zum Beispiel Mitglied des Kreissparkassenvorstandes, 1. Amtsbeigeordneter und Beirat in mehreren anderen Organisationen. (Parteigenosse Zakrzewski) ist einer der treuesten Kämpfer für den Führer und seine Bewegung, im Übrigen aber von einer außerordentlichen Herzensgüte und Bescheidenheit." (Nationalblatt, 27.5.1936)

Zahlreiche Einquartierungen fanden statt; rund um die Altburg richtete sich eine FlakAbteilung ein. Dann begann der 2. Weltkrieg.

„Im Ruhrgebiet marschieren wir, für Adolf Hitler kämpfen wir, und im Sterben für unser Vaterland denk ich zurück an das schöne Eifelland." SS - durch Hitlers Freiplatzspende auf der Altburg 1936

Eine Ära geht zu Ende

Als er endete, diente die Altburg als Unterkunft für evakuierte und ausgebombte Dauner Familien. Leo Zakrzewski selbst wurde verhaftet und als Nazi-Funktionär zu einer Gefängnisstrafe im Zuchthaus in Diez verurteilt. Allerdings stellte sich haftmildernd heraus, dass er weder ein fanatischer „Nazibonze"" gewesen war, noch irgendwer oder irgendwas durch ihn Schaden oder Repressalien hatte erleiden müssen.

Leo Zakrzewski starb am 25. Oktober 1948 und wurde in einer Gruft im Wald hinter der Altburg beigesetzt, im „Zauberwald", wie ihn Kinder und Besucher gerne nannten. Der „Zauber" war diesem Wald jedoch verloren gegangen, denn er hatte infolge vieler Panzer und Militärfahrzeuge als auch durch das Abholzen wertvoller Bäume durch die französische Besatzungsmacht sehr gelitten. Witwe Wilhelmine und Schwiegertochter Bertha führten anfänglich die Gastronomie und das landwirtschaftliche Gut weiter. Adoptivsohn Johann entwickelte sich immer mehr zu einem Lebemann, was zu einer hohen Verschuldung des Altburg-Anwesens beitrug, so dass es um 1960 an einen Kölner Unternehmer verkauft wurde, der es als gastronomischen Betrieb weiterführte. Adoptivsohn Johann starb am 29. Juli 1970 und seine Frau Bertha

am 02. März 1974 im Krankenhaus Daun. Beide wurden auf dem Friedhof Weinfeld beigesetzt. Nachkommen aus dieser Ehe leben noch. Die Altburg wurde um 1970 erneut verkauft. Der neue Besitzer richtete sie als ein „Hotel mit Bar" ein, das rasch wegen seines Rotlichtmilieus einen zweifelhaften Ruf erlangte. Anzeigen und Beschwerden sowie behördliche Auflagen brachten den Betrieb etliche Jahre später zum Erliegen.

Anschließend war die Altburg im Privatbesitz, bis sie 1990 vom Klinikträger Allgemeine Hospitalgesellschaft (AHG) erworben wurde mit dem Ziel, abhängigkeitserkrankte Menschen zu rehabilitieren. Am 11.11.1991 wurde der erste Patient aufgenommen. Heute gibt es dort rund 40 Therapieplätze.

Einsames Grab im Wald

Hinter der Altburg, mitten im Wald und unmittelbar am Eifelsteig befindet sich als kleiner Friedhof die Familiengruft der Familie Trzaska-Zakrzewski. Eine mächtige Steinplatte bedeckt die Gruft, geziert mit dem polnischen Adelswappen Trzaska. Dort beerdigt liegen jedoch nur der Erbauer der neuen Altburg, Leo Philipp Constantin Lucas Zakrzewski, und seine Frau Wilhelmine, die mit 81 Jahren am 5. April 1959 um 02:15 Uhr in der Altburg verstarb. Die lateinische Inschrift auf jenem Waldesgrab zählt zwar die gesamte Familie des Burgbesitzers auf, nennt aber nicht Wilhelmine Trzaska-Zakrzewski, geborene Krey. Sie lautet (in Klammern Übersetzung):

Ein Grab im Wald (2014)

Sepulcrum (Grab)
Gentum (der Familie)
TRZASKA ZAKRZEWSKI
Lucas ZAKRZEWSKI
natus est A.D. MDCCCXXIXVII DIE M Octobr
(* 17.10.1821)
decessit A.D.MDCCCCI XXIII die M Jul
(† 23-07.1901)
Johanna Carolina Leopoldina Sophia
ZAKRZEWSKA
uxor Lucae ZAKRZEWSKI de gente Wagner
nata est A.D. MDCCCXXXVII VI die M März
(* 06.03.1837)
decessit A.D. MCMVII II die M Sept.
(† 02.09.1907)
Carolina Leopoldina Sophia Ottilia
ZAKRZEWSKI
nata est A.D. MDCCCLXVIIVIII die M April
(* 08.04.1867)
decessit A.D. MDCCCLXXVXI die M Jul
(† 11.07.1875)
Adolphus Carolus Henricus
ZAKRZEWSKI
natus est A.D. MDCCCLXX VII die M Decembr.
(* 07.12.1870)
decessit A.D. MDCCCLXXI III die M Sept
(† 03.09.1871)
Leo Philippus Constantinus Lucas
ZAKRZEWSKI
natus est A.D. MDCCCLXIXXVIII die M Mai
(* 28.05.1861)
decessit A.D. MCMIV VIIIXXV die M Oct
(† 25.10.1948)

Diese Grabstätte ist heute in Obhut der AHG Klinik, die aber auch traurigerweise feststellen muss, dass manche Vorübergehende sie als Rastplatz nutzen, beschmutzen und den würdigen Respekt Verstorbenen gegenüber vermissen lassen.

Altburg 2014 - eine Klinik

Anmerkungen:
1 Lucas Zakrzewski, Sohn von Lucas Z. u. Constantia geb. God-zicka (* 17.10.1821 in Gorzyee, Kreis Wreschen (am Ostrand der Provinz Posen); † 23.07.1901 in Neuwied) heiratete um 1860 Johanna Carolina Leopoldina Sophia Wagner, evangelisch, Tochter des königlichen Leutnants Karl Leopold    Wagner, Saarbrücken, u. Johanna Sophie Wilhemina Henn
   (* 06.03.1837 in Bonn; † 02.09.1907 in Neuwied)
2 Das Nationalblatt irrte. Leo absolvierte seine Schlussprüfung an Ostern 1877 am Realprogymnasium in Neuwied (in: Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Gymnasiums, Neuwied 1927)