Der ALTE

Marianne Schönberg, Feusdorf

In unserm Garten steht er unter einem Nadelbaum, Rhododendron ist sein Name, heut hab ich die erste Blüte mit ins Haus genommen - ein wenig zu früh, wir schreiben den 17. Mai... sein Blühtermin rundum ist in vier Wochen, zu meiner Mutter Geburtstag.

Vor sechzig Jahren pflanzten liebe Bekannte ein kleines Grünes auf meiner Mutter Grabes wurde gewiss gepflegt; es wuchs.

Dann die Endzeit für eine Grabanlage, soll ich die Liegezeit verlängern oder einfach sagen, es genügt?

In Gedanken versuchte ich mit Mutter zu sprechen - wir waren uns immer gut und ich meinte (oder wünschte) zu hören, lass die Grabstelle, kauf Dir was für das Geld.

Damals lebten wir bescheiden - sparen war an der Tagesordnung.

Also AUS fürs Grab in der Pfalz, den Gedenkstein nahmen wir mit in die Eifel - auch den Rhododendron.

Ins Vorgartenbeet setzte ich ihn; er kümmerte vor sich hin - hatte er Heimweh nach Pfälzer Erde?

Aber ich wollte ihn erhalten, dachte nach, erinnerte mich an Spaziergänge mit den Eltern im Dresdner Park: Wo standen dies Büsche? Unter Bäumen. Also liegts am unguten Standort für unsern GRÜNEN - ich setz ihn mal um, unter eine Fichte... ob er das mag?

Mittlerweile ist er 60 plus, blüht immer zu Mutters Geburtstag im Juni - von den unteren Abzweigungen kam diese erste Blume, ich nahm sie mit ins Haus, zum Schreibtisch; sie sagt mir GUTEN TAG.

Ein Gruß vom ALTEN, so schön kann der Alltag sein, man muss es sehen (wollen).