Hillisch - Polterabend in Gillenfeld

Helmut Trapp, Gillenfeld

Nach der standesamtlichen Trauung des Brautpaares wird die „Hillisch", heute auch Polterabend genannt, gefeiert.

Bei der Hillisch nehmen die Burschen des Dorfes Abschied von der Braut. Durch schrilles Schleifen einer Sense auf einem Wagenrad sollten die „bösen Geister von ihrem zukünftigen Arbeitsplatz, dem Herd in der Küche", vertrieben werden. Der Bräutigam erfreute die jungen Burschen mit einem beträchtlichen Trinkgeld, das in der Gaststätte in Bier umgesetzt wurde.

Auch heute wird der Brauch der Hillisch immer noch gepflegt. Die Hillischjungen schleifen meistens in dem Ort, wo die Braut wohnt. Die kommen mit dem „Schleifwagen" und schleifen. Danach stellen sie sich auf und singen sehr diszipliniert diese drei Lieder.

1. Ich habe mir eines erwählet

Ich habe mir eines erwählet,
ein Mädel, wie es mir gefällt,
so hübsch und so fein,
von der Tugend so rein,
ach Mädel, ach wärest du mein.
Die ander'n Leut tun es mir sagen, du hätt'st
einen anderen lieb.
Ich glaub's aber nicht, bis dass es geschieht;
zwei Jahre, die gehen vorbei.
Als die zwei Jahre um waren,
Feinsliebchen war von Freuden voll,
ihre Äuglein so klar,
ihr schwarz-braunes Haar;
ich liebe dich viel tausend Jahr.

2. Tritt man ins Leben

Tritt man ins Leben kaum den ersten Schritt,
bringt man als Kind schon eine Träne mit.
Und eine Träne gilt als erster Gruß.
Die Mutter gibt dem Kind den ersten Kuss.
Man wächst empor so zwischen Freud und Schmerz.
Dann schleicht die Liebe sich ins junge Herz.
Es offenbart das Herz der Jungfrau sich
Und eine Träne spricht: Ich liebe dich.
Schaut noch sein Weib vertrauensvoll empor
zum Sternenzelt, zum heit'ren Himmelslicht
und eine Träne spricht: Verzage nicht.
Der Mann wird alt, die Scheidestunde schlägt.
Es steh'n um in die Seinen tief bewegt,
und aller Augen, die sind tränenvoll,
sie bringen ihm den letzten Liebeszoll.

3. Es waren zwei Königskinder

Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb. Sie konnten zusammen nicht kommen, /:das Wasser war viel zu tief. :/
„ Ach liebster, könntest du schwimmen, so schwimm doch herüber zu mir!
Drei Kerzen will ich anzünden, /: die sollen leuchten zu dir." :/
Das hört eine falsche Nonne, die tat, als wenn sie schlief.
Sie tat die Kerzlein auslöschen /: der Jüngling ertrank so tief. :/
„ Ach, Fischer, liebster Fischer, willst du verdienen groß' Lohn?
So wirf dein Netz ins Wasser /: und fisch mir den Königssohn!" :/
Er warf das Netz ins Wasser, es ging bis auf den Grund.
Er fischte und fischte so lange, /: bis er den Königssohn fand. :/
Sie schloss ihn in ihre Arme und küsst' seinen bleichen Mund:
„ Ach Mündlein, könntest du sprechen, /: so wär mein jung' Herze gesund." :/ Sie schwang um sich ihren Mantel und sprang wohl in die See:
„ Ade, mein Vater und Mutter /: ihr seht mich nimmermehr!" :/
Da hörte man Glocken läuten, da hörte man Jammer und Not.
Da lagen zwei Königskinder, /: die waren beide tot. :/

Heute bekommen die Hillischjungen kein Trinkgeld mehr, sondern sie werden zu dem Polterabend eingeladen. Ein 18-jähriger Junge, der zu den Hillischjungen aufgenommen werden will, muss eine Prüfung ablegen. Dazu gehören einmal das Trinken einer bestimmten Anzahl von Schnäpsen und die „Taufe". Dabei wird dem „Täufling" eiskaltes Pulvermaarwasser über den Kopf geschüttet mit den Worten: „Nach alter Väter Sitte nehmen wir dich auf in unserer Mitte. Wir taufen dich, das ist doch klar, mit Wasser aus dem Pulvermaar."

Hillischjungen beim Schleifen

Hillischjungen beim Singen (Fotos: A. Blaeser)