Eifelsteig: Hillesheim bis Gerolstein Wo Fels und Wasser Dich begleiten

Felicitas Schulz, Hillesheim

Das Interesse auf dem Eifelsteig zu wandern, ist ungebrochen. Der in beiden Richtungen beschilderte Eifelsteig von Aachen nach Trier auf einer Lauflänge von um die 300 km lockt seit der durchgängigen Eröffnung im April 2009 aus dem deutschsprachigen Raum und darüber hinaus viele Wanderer an. Die faszinierende und teils noch naturbelassene Landschaft stellt die Eifelregion touristisch verstärkt in den Vordergrund. Auf 15 abwechslungsreichen Etappen ,1-7 in Nordrhein-Westfalen und 8-15 in Rheinland-Pfalz, sind jeweils zwischen 15 und 30 km zu bewältigen. Die lückenlosen Markierungen wurden in Sichtweite und in beide Laufrichtungen angebracht. Die Etappen 8, 9, 10 und teilweise 11 führen durch den Vulkaneifelkreis und zählen mit zu den interessantesten Strecken über Berg und Tal durch Kalkmulden und über vulkanischem Urgestein. Partnerwege und Erlebnisschleifen ermöglichen ausgewiesene kulturelle, naturkundliche und geologische Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Einkehrmöglichkeiten und Übernachtungshinweise gibt es auf der Eifelsteig-Wanderkarte, Wanderführer, Faltblätter, Broschüren und Hinweisschilder entlang der Route. Die Tourist-Information in Hillesheim am Markt 1 ist Ausgangspunkt der Route 9. Die ersten 100 m führt der Eifelsteig durch den mittelalterlichen Stadtkern mit seinen bunten Häuserfassaden, die nach einem Farbenleitplan Lebendigkeit brachten. Aus einer fränkischen Siedlung, gelegen an einer Römerstraße, entwickelte sich Hildenesheym unter wechselnden Landesherrschaften zu einem bedeutenden Handelsort. Im 14. Jahrhundert gelangte es an das Erzbistum Trier und blieb bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1794 Kurtrierischer Amtsort.

Stadtmauer Hillesheim

Im Jahre 1376 wird Hillesheim im Frankfurter Sammelprivileg Kaiser Karl IV. im Erzstift Trier als „Freiheit" erwähnt. Das erlaubte das Ausüben der Stadtrechte mit Marktgeschehen und Gerichtsbarkeit. Die Verleihung dieser wichtigen Rechte ließ das kleine Landstädtchen schon frühzeitig zu einem bedeutenden Platz im gesamten Eifelraum werden. Mit dem Ende der Napoleonischen Herrschaft kam die Eifel nach dem Wiener Kongress 1815 zur Preußischen Rheinprovinz. Im 20. Jahrhundert brachten fortschreitende Industrialisierung wirtschaftlichen Aufschwung. Die von der Europäischen Union vorgegebene Sanierung im Altstadtbereich unter Einbeziehung der aus dem 13. Jahrhundert errichteten Stadtmauer mit Wehrgang und Türmen verlieh dem Ort im Jahre 1981 die Auszeichnung „Europäische Beispielstadt". Die Stadtrechte wurden im Jahre 1993 wieder vergeben. Vorbei an der Pfarrkirche St. Martin und am Burgbrunnen verläuft der Steig hinter der Stadtmauer rechts eine Treppe hinab am Sportplatz entlang zum Info-Pavillon.

Dohm

Der Ausgangspunkt des Geologischen Lehr- und Wanderpfades vermittelt an 8 großformatigen Schautafeln aufschlussreiche Erläuterungen zum Westeifelvulkanismus mit geologischen Zielen, Steinbrüchen, Kalkmulden und den Grundlagen des Lebens auf unserer Erde. Beim Laufen rechts entlang des Weihers, einem Biotop, mit Blick auf Blesshühner, Stockenten und Graureiher, geht es am Barfuß- Parcours vorbei oder darauf in die natürliche Bachaue in das NSG „Bolsdorfer Tälchen". An der ersten kleinen Brücke gegenüber einer Bank steht links ein Spindelbaum, der im Volksmund auch Pfaffenhütchen genannt wird. Im Sommer und im Herbst schmücken seine vierkantigen, karminroten Früchte den in fast allen Pflanzenteilen giftigen Baum. In unserer Kulturlandschaft ist der Lebensraum für bestimmte sehr spezialisierte Pflanzen und Tierarten eng begrenzt. Das Bolsdorfer Tälchen bietet noch einer Vielzahl diese Lebensräume. Dazu gehören neben dem vorherrschenden Laubwald mit Baumruinen als Brutgelegenheit für Kleinsäuger, Vögel und Insekten auch verschiedene Pflanzengesellschaften am selben Ort, wie der giftige Aronstab und die Herbstzeitlose, ferner der genießbare Bärlauch, Rote Lichtnelke, Teufelskralle, Bachnelkenwurz und unterschiedliche Glockenblumen. Der vorherrschende Kalkmagerrasen ist Standort von etlichen Orchideenarten sowie geschützten und bedrohten Pflanzenarten. Am Ende des Tales gelangt man nach Bolsdorf. Der kleine Ort wird im Jahre 1383 in einer Schenkungsurkunde für das Augustinerkloster zu Hillesheim erwähnt. Die über 500 Jahre alte Margarethen Kapelle steht auf einem Kalkfelsen und ziert mit ihrem schlanken Turm die Dorfansicht.

Über die Kreuzung hinweg an der" Alten Schmiede", dem Gemeindehaus, gelangt der Wanderer links über eine Brücke auf die Straße „Im Wiesengrund". Dem nach rechts angezeigten Pfeil des Eifelsteig- Logos folgend, geht es alsbald rechts auf einem befestigten Wirtschaftsweg in die Kyll-Auen.

Bolsdorfer Tälchen

Durch einen Fußgängertunnel gelangt man in die Ortsmitte nach Dohm mit Einkehrmöglichkeit. Wie ein Kleinod steht auf einem Felsen die weithin sichtbare Dorfkapelle, die dem Hl. Remigius geweiht ist, der im frühen Mittelalter Bischof von Reims war. Ihr genaues Baujahr auf dem „Kirchenhügel" ist nicht mehr bekannt. Vom 11. Jahrhundert bis zum Einmarsch der französischen Revolutionsheere im Jahre 1794 war die Kapelle dem Erzbistum Köln einverleibt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam sie zum Bistum Trier und ist seit 1810 als Filiale zugehörig zur Pfarrei Niederbettingen. Vormals stand auf dem Ausläufer eines Lavastromes, dem „Burghügel" eine Burg, wie aus Flurbezeichnungen bekannt ist. Aus dem Jahre 1301 gibt es für Dohm die erste schriftliche Erwähnung in einem Lehen des Ritters Fridericus von Daun. Mitte des 18. Jahrhunderts sollen noch Reste der verlassenen Burg auf dem Hügel gestanden haben, die vermutlich von den Bewohnern zum Bau ihrer Häuser Verwendung fanden. Die vorhandene und leicht gebogene Bruchsteinmauer von 20 m Länge, 4 m Höhe und der an der Südecke gelegene ovale Felsenkeller sind noch sichtbare Erkennungszeichen der ehemaligen Burganlage. Bei der Erforschung des Erdmantels, das „Eifel- Plume- Projekt", ab dem Jahre 1997, wurde eine der Feststationen der über 200 Erdbeben- Messpunkte in den Felsenkeller über Jahre hinweg installiert. Er lieferte den Geo-Physikern präzise Daten und verhalf zur Klärung des Ursprungs des Vulkanismus. Das Dorf war ab dem Jahre 1912 über 6 Jahrzehnte Haltepunkt der von Hillesheim nach Gerolstein fahrenden Eisenbahn. Beim Verlassen des Dorfes zur K 56 gelangt man über die Kyll und die Eisenbahnstrecke Köln-Trier.

Beim Betreten des Rad- und Fußweges ist der Blick bereits auf den Hochwald gerichtet, der nach Überqueren der K 47, bergan zum Geo-Punkt „Beilstein" führt. In der Quartär-Zeit kam es an einigen Stellen zu kleinen Basaltlava-Austritten. Es erfolgte ein Durchbruch von vulkanischem Gestein durch den Buntsandstein, wie die Staukuppe des Beilsteins anschaulich dokumentiert. Die Basaltlavakuppe selber bestand aus mächtigen, steil stehenden Basaltsäulen, von denen heute nur noch eine aufrecht steht.

Lavastrom

Im Basalt sind schwarz-dunkelbraune Augitkristalle zu erkennen. In über 500 m NN wird die Schutzhütte „Heimatblick" mit Grillplatz erreicht und bietet grandiose Ausblicke in Teile der Hillesheimer und Dollendorfer Kalkmulde sowie zu vielen Ortschaften bis hin nach Nordrhein-Westfalen. Vordergründig im Tal steht auf einem terrassenförmigen Hügel die Niederbettinger Pfarrkirche in unmittelbarer Nähe einer ehemaligen Burg aus dem 12. Jahrhundert, wovon Reste der Burgmauer noch vorhanden sind. Der Amtmann Heinrich von Mühlheim wurde 1629 von der Burg nach Gerolstein beordert, der Hexerei angeklagt und als Unhold zum Tode verurteilt. Sein Verbrechen bestand darin, dass er die unseligen Prozesse öffentlich kritisierte. Der alte Pfarrort hatte in über 1100 Jahren mindestens 3 Vorgängerkirchen. Die erste wird bereits in Kaiser Lothars Schenkungsurkunde von 844 „neben Landbesitz, Häusern, Wäldern und Feldern" erwähnt.

Kasselburg

Die Herz-Jesu-Kirche, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, kann wegen ihrer eindrucksvollen neoromanischen Bauform und Bauzier als ein Spätwerk des ausklingenden Historismus im Rheinland angesehen werden.

Die Außenwände und der majestätische Turm sind mit rotem Sandstein aus heimischen Steinbrüchen verkleidet.

Das Ort Niederbettingen errang 1976/77 den Landessieg im Wettbewerb „ Unser Dorf soll schöner werden". Eine etwas abseits rechts stehende Lavawand gilt als Zeugnis unserer Erdgeschichte. Die oberen Schichten bestehen aus Tuffen und Aschen. Darunter liegt Grobmaterial, genannt Lapilli, wo deutlich die Fremdgestein-Einschlüsse von Buntsandstein einsehbar sind.

Der Eifelsteig führt weiter auf einem naturbelassenen Weg leicht bergan in den Wald hinein und nach wenigen Minuten ist der Geo-Punkt „Wolfsbeuel" erreicht. Bei Beginn des Hervorbrechens von Magma an die Erdoberfläche des Wolfsbeuel-Vulkans in der QuartärZeit kam es zu Ablagerungen von Aschen und Lapilli mit vielen sogenannten vulkanischen Bomben. Die Gesteinsbruchstücke in solchen Bomben sind durch Hitzeeinwirkung gebrannt und rot gefärbt. Nach Verlassen des Waldes geht es durch freies Gelände talwärts und von Beruhigungspfosten/ Kreuzungshinweisschildern bestückt, lässt sie den Blick auf Felder und Wiesen verweilen. In der vegetationsreichen Zeit sind es besonders Mohn- und Kornblumen, die neben Margeriten, Wiesenlabkraut, Kamille und Ackerwinde die Landschaft farbenprächtig verschönern. Das kleine Dorf Roth mit seiner eindrucksvollen großen Kirche gehört zur Verbandsgemeinde Gerolstein. Es ist anzunehmen, dass die Ansiedlung in der Frankenzeit als Rodung entstand.

Ein Aufstieg zum Gipfel des Rother Kopfes ist empfehlenswert. Bei dem südlich von Roth gelegenen Vulkan handelt es sich um einen Doppelkegel. An der Nordseite wurden früher Mühlsteine abgebaut.

Der Kegel besteht aus biotitreichen Schlacken und Lapillituffen, sie zeigen an, dass mehrere Ausbruchszentren stattfanden. Am Fuße des Berges befinden sich zwei Eishöhlen, die ganzjährig zu besichtigen sind, möglichst mit festem Schuhwerk und einer Taschenlampe. Das Wandern auf dem gut ausgeschilderten Eifelsteig zeigt zur Rother Hecke hin, an dessen West-Seite Lava ausfloss. Am Rande von Gerolstein findet der Wanderer am Stausee eine Einkehrgelegenheit. Die eindrucksvollen Dolomitmassive von Auberg und Munterley gehören mit zu den Wahrzeichen der Stadt. Die Buchenloch-Höhle in der Felsformation „ Gerolsteiner Dolomiten" diente schon vor rund 25 000 Jahren Menschen als Schlupfwinkel und als Schutz vor wilden Tieren. Unweit des Eifelsteiges befindet sich inmitten eines Adler- und Wolfparkes die aus dem 14. Jahrhundert erbaute Kasselburg auf einem 485 m NN hohen Vulkankegel mit ihrem 37 m hohen Doppelturm. Die Route führt um die Papenkaule, eine nahezu runde, schüsselförmige Senke. Sie ist ein weiteres Indiz im Weltkulturerbe Natur- und Geopark Vulkaneifel. Beim allmählichen Hinabsteigen nach Gerolstein eröffnet sich dem Wanderer ein grandioser Ausblick auf die Stadt und das Umland. Den Ursprung der mittelalterlichen Stadt bildete die Burg Gerhardstein, die über der Stadt als Ruine Löwenburg noch vorhanden ist. Ein weiteres Wahrzeichen sind die St. Annakirche in der Altstadt und die Erlöserkirche im neoromanischen Stil auf der Sarresdorferstraße. Gerolstein mit seinen Mineralwasserwerken machte die Stadt weltweit bekannt. Sie bietet mit Naturkunde- und Heimatmuseum eine lohnenswerte Erkundung von den geologischen Besonderheiten der Gerolsteiner Dolomiten bis hin vom Burgdorf zur Brunnenstadt.

Roth