Die sieben Kreuze

Gisela Umbach, Steineberg

Die „Sieben Kreuze" hatten in Steineberg eine große Bedeutung. Bis in die 1960er Jahre wurden sie bei schwerer Krankheit eines Menschen und angesichts des Todes zum Beten aulgesucht. Bei jedem Kreuz wurden jeweils fünf „Vaterunser", „Gegrüßet seist du Maria" und „Ehre sei dem Vater" und zusätzlich die „Fünf Wunden" gebetet. Jeder Christ sollte die fünf Wunden des gekreuzigten Jesus kennen, deshalb möchte ich nicht jede einzelne nennen. An drei Gänge zu diesen Kreuzen erinnere ich mich noch heute. Es war im September 1950 als Johann Thönnes, ein Bruder meiner Oma, sehr krank daniederlag. Ich war gerade mal sieben Jahre alt. Der Mann hatte solche Not, dass man sein Stöhnen bis zur Straße hörte. Für ihn beteten wir bei den Kreuzen, dass Gott diesen alten, kranken Menschen von seinem schrecklichen Leiden erlösen möge.

Im Jahre 1957 gingen wir mehrmals für Herrn Josef Krones zu den Kreuzen. Diesmal beteten wir nicht für seinen Tod. Nein, der Grund war ein ganz anderer! Herr Krones war damals 34 Jahre alt und hatte einen Motorradunfall, bei dem er sehr schwer verletzt wurde. Er lag lange Zeit im Koma. Zu Hause waren seine Frau mit dem 16 Monate alten Sohn, die Schwiegereltern und eine Tante zu ernähren. Alle Menschen im Dorf sorgten sich um die leidgeprüfte Familie. In tiefem Glauben und festem Vertrauen auf Gott gingen Frauen und Männer, Jung und Alt, zu den Kreuzen. Aus tiefster Seele flehten sie Gott an, er möge diesen Menschen aufwachen lassen und sein Leben erhalten. Gott half! Josef wurde zwar nicht völlig gesund, konnte aber noch viele Jahre bei seiner Familie sein. Im gleichen Jahr ging ich für meine Oma mit zu den Kreuzen. Sie war auf den Tod krank, konnte aber nicht sterben, bis wir bei den Kreuzen gebetet hatten.

In den 60er Jahren verschwanden dann die Kreuze. Sie mussten der Neugestartung und Erweiterung des Dorfes weichen. Eine Umsetzung hätten sie nicht überstanden, weil sie morsch und brüchig waren. Dass es mittlerweile neue Kreuze rund um Steineberg gibt verdanken wir Frau Käthe Rehrmann, die inzwischen verstorben ist. Sie unterbreitete dem Gemeinderat neue Kreuze aufstellen zu lassen. Der Vorschlag wurde von allen Bürgern begrüßt. So stehen heute an Wander- und Spazierwegen Kreuze, die von einigen Bürgern gestiftet und bis heute geschmückt wurden. Dienen sie heute nicht mehr ihrem ursprünglichen Zweck, so laden sie doch viele Vorübergehende ein, innezuhalten und im stillen Gebet zu verweilen.