Geschichte des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH)

Helmut Schäfer, Gerolstein

Generationen von Schülern und Lehrern verbinden das Erlebnis Klassenfahrt mit dem Aufenthalt in einer Jugendherberge. Große Schlafräume, Gemeinschaftsduschen, Graubrot, Kakao oder roter Hagebuttentee aus Blechkannen, die irgendwie immer undicht waren, weiße Tassen, die meterhoch gestapelt werden konnten, den Tischeabwischdienst - dies bleibt den meisten bis heute in Erinnerung.

Jugendherbergen in der heutigen Zeit sind moderne Gästehäuser und nicht mehr vergleichbar mit den Häusern aus den 50er bis 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts oder gar den Herbergen vor dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) mit seinem Sitz in Detmold ein gemeinnütziger eingetragener Verein mit 506 Häusern (Stand 2015). Die Jugendherbergen in Daun, Prüm, Manderscheid oder Gerolstein gehören zum Landesverband Rheinland-Pfalz/ Saarland (insgesamt 45 Häuser). Das Jugendherbergswerk ist der Vereinigung der International Youth Hostel Federation (IYHF) angeschlossen. Eine Mitgliedschaft beim DJH ist die Voraussetzung für eine Übernachtung. Im Jahr 2015 verbuchten die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz/ Saarland knapp eine Million Übernachtungen.

Richard Schirrmann (1874 - 1961) hatte 1909 die Idee, Unterkünfte für Wanderer oder andere Reisende zu schaffen. 1912 wurde die erste Jugendherberge in Altena (Westfalen) eröffnet. Auch der 1888 gegründete Eifelverein befürwortete nach dem Vorbild anderer Gebirgsvereine die Schaffung von Jugendherbergen im Rheinland.1932 gab es in Deutschland 2.123 Jugendherbergen mit mehr als 4,5 Millionen Übernachtungen. Richard Schirrmann wird als völkischer Nationalist charakterisiert. Er wollte das Wandern der deutschen Jugend fördern, dies sollte zu mehr Heimat- und Vaterlandsliebe führen. Am 12. März 1933 unterzeichnete Schirrmann das Kösener Abkommen, das zur Integration des Verbandes in die Hitler-Jugend führte. Durch dieses Abkommen und weitere Maßnahmen der Gleichschaltung demonstrierten die Funktionäre ihre Kooperationsbereitschaft mit den Machthabern des Dritten Reiches. In der vom Eifelverein herausgegebenen Zeitschrift „Die Eifel" von 1935 war zu lesen: „Die Hitlerjugend (HJ) und der Bund Deutscher Mädel (BDM) haben auch den Gedanken des Wanderns wieder zur Tat werden lassen. Die nationalsozialistische Weltanschauung hat ihnen die Liebe zur Heimat zurückgegeben, und sie lernen nun diese Heimat kennen. Und gerade die Eifel, das Grenzland im Westen, wird von ihnen oft und gern besucht. Längst sind die Zeiten vergessen, wo dieses Land verkannt und gemieden war. Eine unaufhörliche Schar von Wanderern und Sommerfrischlern durchstreift heute seine Täler und ersteigt seine Höhen. Und dies wird so bleiben in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, denn auch die deutsche Jugend hat dieses Land in sein Herz geschlossen." Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich der Verband 1949 auf der Burg Altena neu. Zur 100-Jahr-Feier (2009) erschien eine 55-Cent-Sondermarke der Deutschen Post. Die Jugendherbergen sind heute beliebte Unterkünfte für Familien, Wanderer und mehrtägige Klassenfahrten. Die Zimmer sind mit Dusche und WC ausgestattet. Man hat mehrere Veranstaltungsräume zur Verfügung, es gibt ein Bistro, eine Cafe- Bar, einen Snackbereich oder auch ein Kinderspielzimmer. Für Tagungen, Workshops, Projekttage und Musikfreizeiten halten viele Herbergen Beamer, Flipcharts, WLAN und Musikanlagen bereit. Aber nicht nur die Zimmer und Aufenthaltsräume entsprechen modernstem Charakter, auch das kulinarische Angebot wurde verändert. Frische Salatbuffets, vegetarische Gerichte und Cappuccino sind in der Lounge heute feste Bestandteile der Jugendherbergen. Manche Häuser bieten auch die Möglichkeit, Kindergeburtstage oder Familienfeste zu feiern oder sie für andere Veranstaltungen zu buchen. Die früher mehr oder weniger beliebten Herbergseltern sind heute Betriebsleiter, die daran interessiert sein müssen, dass ihr Haus ein gutes „ranking" hat, also gut im Internet bewertet wird.

DJH Gerolstein - Zur Büschkapelle (2015)

Die Jugendherberge in Gerolstein

Schon 1914 gab es bei Herrn Begaß in Gerolstein eine Unterkunft für Wanderer, mit Strohsäcken als Bettlager (Eifelvereinsblatt 1914, Nr.6). Im Bäckerei-Cafe Peter Klaeren in der Sarresdorfer Straße 11 gab es ab 1925 eine DJH mit über 60 Betten. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Gemeinde dem Jugendherbergsverband das Jugendheim (ehemaliges HJ-Heim) in der Lindenstraße als Behelfsherberge zur Verfügung. Seit Juni 2014 befindet sich auf dem Grundstück die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes.

Wenngleich der Stadtrat immer wieder auf die Notwendigkeit hingewiesen hatte, dauerte es bis zum Jahre 1973, ehe mit dem jetzigen Haus an der Waldstraße/Zur Büschkapelle begonnen wurde.

Die heutige Eifelsteig-Jugendherberge unter der Leitung von Elke Heitmann hat 172 Plätze in den Einzel-, Doppel- und Mehrbettzimmern. Das Haus ist barrierefrei und verfügt über eine große Spielfläche. Eine Grillhütte, ein Volleyballfeld sowie mehrere Basketballkörbe und Tischtennisplatten runden das vielfältige Angebot des Hauses ab. Das Haus wird gerne für Klassenfahrten genutzt. Die Möglichkeit der Anreise mit der Deutschen Bundesbahn spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die vielfältigen Freizeitangebote des Hauses, etwa Besuch der Kasselburg mit Greifvogelvorführung und Wolfsfütterung, Betriebsbesichtung beim Gerolsteiner Brunnen, Tagesfahrt zum Nürburgring oder Stadtrallye.

Die beiden Jugendherbergen im Landkreis Vulkaneifel:

Eifelsteig-Jugendherberge,
Zur Büschkapelle 1, 54568 Gerolstein,
Telefon: 06591/4745, E-Mail:
gerolstein@diejugendherbergen.de;

Eifelmaar-Jugendherberge,
Maria-Hilf-Straße 21, 54550 Daun,
Telefon: 06592/2884, E-Mail:
daun@diejugendherbergen.de.