Der Brautkranz

Werner Schönhofen, Leutesdorf

Die Mode ist einem ständigen Wandel unterworfen. Das trifft auch auf die Brautmode zu, obwohl der Wandel dort nicht so schnell vor sich geht wie bei der Haute Couture. Für uns ist heute meistens Weiß die Modefarbe der Braut. Dabei ist diese Farbe für die Brautmode jedoch erst seit kaum hundert Jahren allgemein üblich. Weiß war die Farbe höfischer Hochzeitskleider. Weiß galt als Farbe der Unschuld und der Jungfräulichkeit der Braut. Das weiße Hochzeitskleid und den weißen

Schleier durften daher auch nur Bräute tragen, die noch nicht geboren hatten. Bräute trugen bis ins frühe 20. Jahrhundert schwarze Kleider und einen weißen Schleier. Der Bräutigam trug einen schwarzen Anzug. Kleid und Anzug waren eine Anschaffung fürs Leben und wurden höchstens sonntags zum Kirchgang und bei besonderen Anlässen getragen. Mit der Änderung des Körpers wurden auch diese Bekleidungsstücke gelegentlich geändert, Anzüge zum Beispiel „gewendet".

Zur Ausstattung der Braut gehörte ein Brautkranz, der Bräutigam trug ein Myrtensträußchen am Revers der Jacke. Auch den grünen Myrtenkranz durfte nur die jungfräuliche Braut tragen. Eine Lücke im Myrtenkranz wies auf verbotene voreheliche Freuden der Brautleute hin. Myrtenkranz der Braut und Myrtensträußchen des Bräutigams waren jedoch auch Zeichen der Fruchtbarkeit und sollten wohl den erhofften Kindersegen symbolisieren. Vielerorts trug die Braut auch eine Brautkrone aus Myrten und künstlichem Geranke, auf die Haare aufgesteckt. Oft gehörte diese Brautkrone der Kirche und wurde gegen eine Gebühr ausgeliehen. Der Brautkranz aus künstlichen Myrten, Blumen und Rankwerk wurde später in einem Glasrahmen gefasst und mit einem entsprechenden Spruch und den Daten des Brautpaares versehen. Dieser dekorative Kastenbildrahmen erinnerte an der Wand des Wohnzimmers an den großen Tag des Brautpaares. Abgebildet ist der Brautkranz meiner Großmutter Katharina Schönhofen, geborene Langenfeld, geboren 1871 in Boverath. Eheschließung mit Adam Schönhofen im Mai 1895 in Ulmen.