Die sieben Kreuze am Wegesrand

Sr. Adeltraud Caspers, Trier

Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit und die Stellen, an denen die Kreuze standen. Sie hatten im Volksmund den Namen" Die sieben Fußfälle". Sie standen an der Hauptstraße von meinem Heimatort Mosbruch nach unserem Pfarrort Uess. Täglich gingen wir Kinder auf dem Wege zur Kirche und zur Schule an den Kreuzen vorbei. Man war daran gewöhnt und nahmen sie meistens nicht bewusst wahr. Sie waren schon verwittert und oft mit Unkraut umgeben. Wie lange mögen sie schon an ihrem Platz gestanden haben? Unsere Vorfahren hatten sie in ihrer tiefen Glaubensüberzeugung gesetzt und bei bestimmten Anlässen dort gebetet. Ein Anlass ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. War im Ort jemand verstorben, so hieß es bei uns Kindern, "Wann beten wir die Fußfällchen" wie wir sie nannten und gingen betend die sieben Stationen. Am Beerdigungstag wurde der/die Verstorbene vor dem Haus aufgebahrt. Die Angehörigen, Bekannte, und Verwandten, sowie die Dorfbewohner beteten den Rosenkranz. Sodann kam in unserem Dorf Peter Hauprichs mit dem Pferdegespann und der Sarg wurde auf einem geschmückten Wagen in einer Prozession zum Friedhof gebracht. Die sieben Kreuze hatten dabei eine wichtige Bedeutung. Bei jedem Kreuz hielt die Prozession an und es wurde dann ein Vater unser gebetet. Alsdann ging die Prozession weiter! Einige Stellen habe ich noch genau in Erinnerung. Das erste stand an der Kürt, weiter am Transformationshäuschen, an der schiefen Brücke und kurz vor dem Pfarrort an Geißbüschs Garten. Wir Schulmädchen hatten für einen sauberen Platz am Kreuz zu sorgen. Oft schmückten wir die Stelle mit in der Natur gepflückten Blumen.

Die Kreuze und der schöne Brauch sind lange vergessen! Heute werden die Verstorbenen nach dem Tod in die Totenhalle am Friedhof gebracht bis zur Beerdigung. Fußfälle, Kreuze am Wegesrand und Sterbeprozession sind Vergangenheit. An ihre Stelle ist eine andere, der Zeit angepasste Beerdigungskultur getreten.