Hexennacht in Gillenfeld

Helmut Trapp, Gillenfeld

In früheren Jahren in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai stellte die Jugend des Dorfes die schönste Fichte des Waldes als Maibaum auf. Unter der Krone hing ein von Mädchen gebundener Kranz mit bunten Papierstreifen, der stolz über das Dorf ragte.

Nach dem Aufstellen des Baumes begaben sich die Jungen zu den Häusern, wo jugendliche Mädchen wohnten. Sie stellten den Mädchen, die im Laufe des Jahres eine gute Haltung bewahrten, einen grünen Maistrauß und den anderen Mädchen eine Dornenhecke vor die Haustür. Nach Mitternacht, wenn das Dorf in tiefem Schlaf ruhte, begannen die Hexen - nur männliche - ihr tolles Werk. Sie schleppten die Melkstühle zur Kreuzstraße und türmten sie auf. Drum herum legten sie die herbei geschafften Eggen, Pflüge und andere Ackergeräte. Bei Bauernwagen vertauschten sie die Vorderräder mit den Hinterrädern, beluden die Wagen mit Steinen und Mist, brachten mühselig Türen auf das Dach und deckten damit den Schornstein zu. Am Morgen wunderte sich die Bauersfrau, wenn der Herd rauchte und qualmte.

In der heutigen Zeit stellen Jugendliche zusammen einen Maibaum auf dem Kirmesplatz auf. Sie feiern dort bis zum Morgen und passen auf, dass der Maibaum nicht von Jugendlichen aus Nachbarorten abgesägt wird. Es werden nur noch harmlose Streiche gespielt, da sonst mit Anzeigen gerechnet werden müsste. So werden z.B. weiße Pfade vom Haus eines Mädchens bis zum Haus eines Jungen gestreut, die "miteinander gehen" oder bei vermuteten Beziehungen, die nicht öffentlich bekannt sein sollten.