Vom Landrat zum Eisenbahndirektor

Karl Josef Bales, Berndorf

Vorgeschichte der Eifelbahn Kall - Trier

Seit der Eröffnung des „Eisernen Rheins", der weltweit ersten internationalen Eisenbahnstrecke von Köln über Düren und Aachen zum Nordseehafen Antwerpen im Jahre 1843, wurde über die Linienführung einer Zweigbahn von Düren nach Kall und deren südliche Weiterführung nach Trier gestritten. Um dem Hin und Her über die Trassenführung der Eifelbahn ein Ende zu bereiten, beauftragte die Preußische Regierung im Herbst 1859 die Königliche Eisenbahndirektion zu Saarbrücken, auf Staatskosten die allgemeinen Vorarbeiten (Prüfung der Machbarkeit) für eine Strecke Köln-Kall-Trier durchzuführen.

Im März 1862 erteilte die Preußische Regierung der Privatbahngesellschaft Rheinische Eisenbahn (RhE) in Köln den Auftrag, eine Eisenbahnlinie von Düren über Euskirchen nach Kall zu bauen. Eine Weiterführung der Linie nach Trier schien der Aktiengesellschaft RhE wenig lukrativ. Sie schob den Weiterbau vor sich her.

Grunderwerb und Finanzierung der Eifelbahn

Für den Grunderwerb von Privatbahnen war ein Erlass des Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, August von der Heydt, vom März 1852 maßgebend, der

Der Kreis Daun war in seinen Bemühungen um die Eisenbahn sehr eifrig, wie eine Pressemeldung vom 30. März 1863 belegt: „Die Kreis-

stände des Kreises Daun haben am 28. d. M. einstimmig beschlossen, daß für die projectierte Eifel-Eisenbahn nötige Terrain der Rheinischen Gesellschaft zu Verfügung zu stellen, das zur Erwerbung des Landes nöthige Geld aufzunehmen und Zinsen sammt Tilgungsquoten in 10-15 Jahren durch Umlagen in der Art aufzubringen, daß die Kreiseingesessenen innerhalb einer Meile an der Bahn drei Theile, die innerhalb der zweiten Meile zwei Theile und die übrigen einen Theil zahlen. Die Kosten des Grunderwerbs sind vorläufig auf circa 50,000 Thlr. veranschlagt."1 e Bei der Projektierung der Bahn verpflichtet sich der Altkreis Prüm, zwar vertraglich 5.000 Taler für den Grunderwerb zu leisten, kommt jedoch seiner Zahlungsverpflichtung nicht nach, weil die RhE die vom Kreis Prüm gewünschte Linienführung nicht untersucht habe und lässt es zum Prozess kommen, der durch drei Instanzen geht. Das Königliche Obertribunal verurteilt den Kreis am 14. Januar 1873 schließlich zur Zahlung „von 6064 Thlr. 26 Sgr. 4 Pfg. an Hauptsumme, Zinsen und Kosten."2

Am 29. Februar 1864 erteilt Minister von Itzen-plitz der RhE die Genehmigung, sofort mit den speziellen Vorarbeiten (Bauentwurf mit Kostenvoranschlägen) für die Eisenbahn Kall-Trier zu beginnen. Per Vertrag mit dem Eisenbahn-Kommissariat Köln wird die RhE am 21. April 1864 verpflichtet, den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Kall nach Trier zum Anschluss an die Staatsbahn Saarbrücken- Trier-Luxemburg zu übernehmen. Der Gesellschaft wird für dieses Projekt vom Staat eine vierprozentige Verzinsung des für Bau und Betrieb aufzuwendenden Kapitals von 11 Millionen Talern, die durch Ausgabe von Aktien beschafft werden sollen, garantiert. In Daun richtet man 1865 ein Büro für den Grunderwerb der Eifeleisenbahn ein und endlich wird am 12. November 1866 der RhE die von König Wilhelm I. sowie vom Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Graf von Itzenplitz, und dem Justizminister, Graf zur Lippe, unterzeichnete Konzession (Baugenehmigung) für den Weiterbau der Strecke von Kall / Sötenich nach Trier erteilt. Obwohl die RhE sich bereit erklärte die noch bestehende Grunderwerb-Finanzierungslücke von 46.127 Vi Taler mit eigenen Mitteln zu schließen und eine Eisenbahnbahnhilfe von 28.000 Taler an den Kreis Daun zu zahlen, bemühte sich die Regierung 1867 weiterhin, die Kreise stärker an den Grunderwerbskosten zu beteiligen. Für die Eifeleisenbahn sind zwischenzeitlich für den Grunderwerb vom Kreis Daun 54.772 Taler zu leisten, abzüglich des Zuschusses der RhE von 28.000 Taler sowie 5.274 Taler, des Ortes Gerolstein verbleibt für den Kreis eine Zahlung von 21.498 Taler. Hiervon werden zunächst 15.000 Taler von den Gemeinden des Kreises eingezogen und 3.000 Taler bei der Provinzialhilfskasse zu Köln aufgenommen.3

Maximilian Ferdinand Foerster, Landrat in Daun von 1865 bis 1871

„Der Zuschuß der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft von 28 000 Talern wird am 9.5.1868 vom Kreistag angenommen und für die Zahlungen aus dem Eisenbahngrunderwerb eine besondere Zentraleisenbahnkasse in Daun gebildet..."3

Landrat Foerster wird Grunderwerbskommissar

Wegen der vom Staat vertraglich und gesetzlich übernommenen vierprozentigen Zinsgarantie, wird über das Anlagekapital und die Betriebsresultate der zu erbauenden Eifelbahn Kall - Trier getrennte Rechnung vom übrigen RhE-Unternehmen geführt. Hierzu überträgt der preußische Handelsminister mit Verfügung vom 9. Juni 1868 „Landrath Foerster zu Daun unter Assistenz des Assessor Thome" die Leitung der Grunderwerbskommission für den Kreis Daun.4 Vom 1. Juli 1868 an wird Landrat Foerster zur Ausführung des Grunderwerbsgeschäfts von der Verwaltung des Landratsamtes beurlaubt.5 Seine Vertretung wird dem Freiherrn von Brackel, übertragen der vom 29. März 1870 an von Regierungs-Assessor von Helldorf abgelöst wird. Der Grunderwerb für den Eifelbahnbau summiert sich in den Altkreisen Daun und Prüm bis zum 1. April 1872 auf über 101 Hektar und umfasst 2.517 Parzellen, wovon 525 Flurstücke gegen Entschädigung enteignet werden. Im Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Trier vom 21. Juli 1870 wird infolge des am 19. Juli ausgebrochenen Deutsch-Französischen Krieges mitgeteilt: „Der Herr Landrath Foerster hat die Verwaltung des Kreises Daun wieder übernommen, nachdem sein Vertreter, Regierungs-Assessor von Helldorf zur Fahne einberufen."

Ebenfalls kriegsbedingt wird die Eifelbahn nun beschleunigt fertiggestellt: Zunächst benutzen nur Militärtransporte den Streckenabschnitt Kall - Gerolstein mit den im Altkreis Daun gelegenen Bahnhöfen Jünkerath-Stadtkyll6, Hillesheim7 und Gerolstein, der am 15. November 1870 auch für den öffentlichen Verkehr freigegeben wird. Die Teilstrecke Gerolstein - Trier, mit den Stationen Birresborn, Mürlenbach und Densborn im Altkreis Prüm, die heute zum Vulkaneifelkreis gehören, dient ebenfalls erst militärischen Zwecken, bevor sie am 15. Juli 1871 die RhE für den Zivilverkehr eröffnet.

Kurz nach Ende des Krieges wird am 13. Juli 1971 die Verwaltung des Landrats-Amtes zu Daun dem Königlichen Regierungs-Assessor Eich übertragen, weil Landrat Foerster um Entlassung aus dem Staatsdienst nachgesucht hatte und bereits zum 1. Juli 1871 in den Dienst der Rheinischen Eisenbahn nach Köln wechselte. In Köln wird Landrat a.D. Foerster nun Mitglied der Direktion der RhE und ist als Assistent und Stellvertreter des Spezial-Direktors Franz Karl Rennen tätig, der bereits 1856 als Saarbrücker Landrat in den Dienst der RhE trat. Zum 1. Januar 1880 wird die RhE verstaatlicht und damit Teil der Preußischen Staatsbahn. Im Zuge einer großen Verwaltungsreform des Eisenbahnwesens löst man am 1. April 1880 die Königliche Eisenbahndirektion (KED) Saarbrücken auf, gründet als neue Lokalbehörden auf dem Gebiet der aufgelösten Direktion die Königlichen Betriebsämter Saarbrücken und Trier, die zunächst der KED Frankfurt, und ab 1. April 1881 der KED Köln (linksrheinische), unter Leitung des Präsidenten Rennen, zugewiesen werden. Von der Preußischen Staatsbahn wird Landrat a.D. Foerster am 1. April 1880 als Regierungsrat wieder in den Staatsdienst übernommen und zum Direktor des Königlichen Eisenbahn-Betriebsamtes Trier ernannt. Er war damit für die gesamte örtliche Verwaltung des Betriebs und Verkehrs, für Reklamationen, Haftpflichtsachen, Grundeigentumsangelegenheiten, Kassen- und Krankenkassenwesen, die Aufsicht des Maschinendienstes, die Streckenunterhaltung mit den Neubauten sowie die Bearbeitung der Personalien der unteren und mittleren Beamten für einen über 354 km Streckenlänge umfassenden Bezirk zuständig, zu dem auch die Eifelbahnstrecke Trier - Kall - Euskirchen und deren am 1. Oktober 1875 in Betrieb genommene Fortsetzung bis Kalscheuren gehörte.

Seine Eisenbahnerkarriere währte nur zehn Jahre: Betriebs-Direktor Foerster verstarb im jungen Alter von 47 Jahren am 17.12.1881. Er hat nicht nur als Landrat die wirtschaftliche Entwicklung unserer Heimatregion gefördert, sondern auch als freikonservatives Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses von 1867 bis 1870 die Interessen der Bürger für den Wahlkreis Daun-Prüm-Bitburg vertreten, Grunderwerbsgeschäfte für die RhE erfolgreich und mit Eifer betrieben und gelangte so als Mitglied der Direktion der Rheinischen Eisenbahn in Köln sowie als Direktor des Betriebsamtes Trier in Spitzenpositionen bei der Eisenbahnverwaltung.

Quellen, Hinweise & Literatur:

1. Kreis-Intelligenzblatt für Euskirchen und Rheinbach vom 4. April 1863, Seite 2

2. Geschäftsbericht der Rheinischen Eisenbahn AG 1873, Seite 8

3. vgl. Blum, Peter; Entwicklung des Kreises Daun in Festbuch zur Rheinischen Jahrtausendfeier, Seite 224, Daun, 1925

4. vgl. Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen Nr. 26 vom 26.06.1868 Seite 351

5. Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Trier, Nr. 31 vom 30.07.1868, Seite 234

6. heute Jünkerath

7. heute Oberbettingen-Hillesheim

Amtsblätter der Königlich Preußischen Regierung zu Trier, 1868- 1879

Datenbank: „Foerster, Maximilian Ferdinand / 1834-1881inRhein-land-Pfälzische Personendatenbank", unter: http://rpb.lbz-rlp. de/cgi-bin/wwwalleg/goorppd.pl?s1=-pta0337- abgerufen am 31.01.2018

Eisenbahn-Verordnungs-Blätter des Königlich Preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, 1880- 1882 Geschäftsberichte der Rheinischen Eisenbahn AG, 1868 - 1879 Handbücherüberden Königlich Preußischen Hof und Staat, 1880-1882

Hoppstädter, Kurt: Die Entstehung desEisenbahnnetzesim Moseltal und in der Eifel. Nach den Akten desStaatsarchivs Koblenz bearbeitet, 1963

Sastges, Nico: Landrat Foerster 1865 bis 1871, in Heimatjahrbuch des Kreises Daun, 1982

Seitz, Eckhard: 130 Jahre Eisenbahndirektion Saarbrücken, Beginn und Entwicklung