Die kleine Rosine im trocknen Alltagskuchen

Marianne Schönberg, Lissendorf

Gibt es so etwas überhaupt? Eine liebe Bekannte meinte, es sei gerade bei Senioren gut, die kleine Rosine zu suchen, weil dann alles viel besser zu ertragen sei - die täglichen Wehwehchen und Krankheiten - ein schönes Erlebnis, das ist doch hilfreich bei allem Unbill. Es ist ein Wochentag wie viele, die Sonne schickt winzige Grüße an Licht. Wärme gibt's nicht mehr im November. Gegen Mittag kommt meist der Postwagen, auf den wartet unser Hund, er meldet den GELBEN bereits, wenn er in die Siedlung einbiegt - den freundlichen Boten möchte er begrüßen, Briefe fein apportieren (dafür gibt's ein Leckerchen), doch heute war alles anders. Zwar hielt der Wagen an der Einfahrt, doch so schnell kann ich nicht mehr an die Haustür - das liegt eben an meinem Jahrgang. Gleich drauf klingelt es an der oberen Tür, der Bote bringt eine Handvoll Post, meint, ich bin schneller hier oben als Sie an der unteren Tür! Danke hab ich noch gesagt - schon war er weg. Also eine Rosine im Alltagskuchen? Dieser Bote ist kein Jungchen, begreift seinen Dienst nicht als JOB - ob er sich irgendwie für seine Aufgaben BERUFEN fühlt? Dann hätte er eben (s)einen BERUF gefunden - für uns - die Senioren in einer Siedlung - ist das wie ein Geschenk! Vor Tagen hatte ich frankierte Briefe an der Haustür befestigt - er kam vorbei, hatte wohl nichts für uns, schaute nach der Tür, hielt an und nahm alles mit! Eine ganz große Rosine im Alltagskuchen - danke dafür! So viel Ungutes gibt's an jedem Tag überall! Denken Sie an die kleine Rosine! Die werden Sie gewiss finden! Man muss sie nur sehen wollen!