Frank X. Zirbes: Rennfahrer -Testfahrer - Automobil-Entwickler

Enkelsohn des Üdersdorfer Auswanderers Philipp Zirbes

Friedbert Wißkirchen, Daun

1845 wanderte Philipp Zirbes mit Ehefrau, Eltern und Geschwistern von Üdersdorf nach Amerika aus.

Der zweitälteste Sohn von Philipp Zirbes und Elisabeth geb. Schmitz war der 1848 in Racine/ Wisconsin geborene George, der sich später als Baumeister und Architekt in Racine und Umgebung einen Namen machte (vgl. HJB Vulkaneifel 2008 - Seiten 185 - 187: Christian Schend - Philipp und Georg Zirbes"). George Zirbes und seine Frau Catherine geb. Kaiser hatten insgesamt 11 Kinder, 8 Jungen und 3 Mädchen. Am 24. Oktober 1880 erblickte als 6. Kind Sohn Frank X. in Racine das Licht der Welt und wurde am 31.10. ins Taufbuch als „Francis" eingetragen. Die aufkommende Motorisierung Ende des 19. Jahrhunderts faszinierte Frank Zirbes ungemein. So war es nicht verwunderlich, dass seine berufliche Zukunft mit Motorrädern und Autos verbunden war. Ob er eine Ingenieurausbildung machte, kann nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Zwischen 1901 und 1904 war Frank einer der bekanntesten und erfolgreichsten Motorrad-Rennfahrer im mittleren Westen und soll auch Weltrekorde aufgestellt haben. Das Motorrad, das er in seinen Rennen fuhr, wurde bei der Fa. Mitchell in Racine, gebaut; Frank X. Zirbes war an der Entwicklung maßgeblich beteiligt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Racine ein Zentrum der aufkommenden Motorisierung; Zirbes wird als Pionier dieser technischen Entwicklung bezeichnet. In einem Rennen über 2 Meilen besiegte er die damals bereits legendäre Harley-Davidson. Viele Pokale und Medaillen bestätigen seine herausragenden fahrerischen und motorsportlichen Leistungen als Motorrad-Rennfahrer. 1907 testete er für die amerikanische Armee das erste Auto auf der Strecke von New York nach San Franzisko. Die heimische Firma Mitchell-Lewis Co. baute anfangs Motorräder, später auch Automobile. In einem Mitchell-Auto überbrachte er in einer Non-Stopp-Fahrt eine Nachricht des Gouverneurs von New York an den Gouverneur von Kalifornien. Maßgeblich war Frank X. Zirbes an der Entwicklung der Fahrzeuge als „Ingenieur" und Testfahrer beteiligt. Sein fahrerisches Können war sogar bis zu Henry Ford - dem Gründer des Ford-Imperiums - durchgedrungen. Beim legendären 60-Meilen-Rennen in Indianapolis gehörte er der Mannschaft des berühmten Rennfahrers Barney Oldfield als Fahrer an.

Frank X. Zirbes (am Steuer) mit William und Mary Lewis nach dem Trip durch Europa; im Hintergrund das Haus der Familie Lewis in Racine © Racine Heritage Museum

Als 1909 der Präsident der Mitchel Automobile Company, Mr. William Lewis und seine Frau Mary, eine Reise durch Europa planten, engagierten Sie Frank als Fahrer und Techniker. 28.000 Meilen (45.000 km) quer durch Europa „kutschierte" Frank seine Auftraggeber ohne größere Pannen und unfallfrei in einer Mitchell-Limousine. Ob er auch Deutschland besuchte und wusste, dass Udersdorf die Heimat seiner Vorfahren war, bleibt unbeantwortet.

1921 versuchte die kleine Mitchell-Lewis Company nochmals an frühere Zeiten anzuknüpfen und mit einer spektakulären Aktion für ihre Autos zu werben und die Zuverlässigkeit ihrer Fahrzeuge unter Beweis zu stellen. Frank X. Zirbes steuerte ein Auto über 10.000 Meilen quer durch Amerika von der West- zur Ostküste. Die Motorhaube war versiegelt, so dass weder Einstellungen noch Reparaturen oder Wartungsarbeiten möglich waren. Es nützte nichts, Mitte der 1920er Jahre wurde die kleine Automobilfabrik Mitchell-Lewis geschlossen, weil sie relativ unbekannt war und die wenigen Fahrzeuge mit den vom Fließband rollenden Konkurrenzautos, wie Ford, vor allem preislich nicht mithalten konnte. Der bekannte Traktorenhersteller Massey-Harris hatte 1928 in Racine eine Traktorenfabrik aufgebaut. Dort war Frank Zirbes in der Entwicklungsabteilung bis 1952 tätig. Der Traktorenhersteller Massey-Ferguson, Nachfolger von Massey-Harris, ist heute noch ein bekanntes Unternehmen für Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen.

Ein Traktor von Massey-Harrys aus den 1930/40er Jahren

Familie und soziales Engagement

Frank heiratete am 12. Juli 1911 Eleonor Kathe-rine Mohrbacher, die 1882 in Caledonia, Racine County, geboren war. Aus dieser Ehe gingen 3 Töchter hervor. Die älteste Tochter, Frances Eli-onore, war 1912 in London geboren. Etwa 1 V2 Jahre vertrat Frank die Firma Mitchell-Lewis in Europa und lebte mit seiner Familie in England. Frank X. starb mit 73 Jahren am 28.01.1954 in Racine und wurde dort auf dem „Holy Cross" Friedhof bestattet. Seine Gattin überlebte ihn um mehr als 20 Jahre und starb 1976 im hohen Alter von 94 Jahren.

Wie sein Vater, George, war er Mitglied der St. Mary's Kirche und auch in kirchlichen und sozialen Organisationen engagiert. Sein Bruder Louis Zirbes war Priester.

Quellen:

HJB Vulkaneifel 2008 - Friedbert Wißkirchen: Christian Sehend - Philipp und Georg Zirbes

Zeitung: Racine-Journal - 29.01.1954

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