Ein Deudesfelder in Paris

Otto Roth, Pulheim

Jeder deutsche Landstrich, der etwas auf sich hält, hat seinen Dialekt. In der Eifel ist diese Eigenart besonders ausgeprägt, versteht doch manchmal einer seinen Mitmenschen aus dem Nachbarort schon nicht mehr. Eifeler Platt ist ein Gemisch aus vielerlei Völkersprachen, umso schwieriger ist es für den Fremden, es zu verstehen. Besonders "Spezialworte" lassen manche Deutung zu.

Nun gibt es liebenswerte Zeitgenossen, die um nichts in der Welt ihre Heimat verleugnen wollen. Egal wo sie sind, sie sind stolz auf ihre Sprache und lassen das jeden hören. Nicht, dass ihnen das Hochdeutsche fremd wäre, nein, sie sind eben Eifeler. Basta! Auch ich hatte in den ersten Jahren Schwierigkeiten einer einheimischen Unterhaltung zu folgen, gute Freunde dolmetschten dann für mich. Selbst heute noch, nach so vielen Jahren, verliere ich hin und wieder beim Zuhören den Faden.

Eines Tages ergab es sich nun, dass ein Deudesfelder als Fahrer eines Reisebusses nach Paris musste. Man hatte ihm gleichzeitig die Betreuung der Reisegesellschaft ans Herz gelegt. Dieser Aufgabe widmete er sich mit der gewohnten Zuverlässigkeit. Im Hotel war er bald bekannt. Meinte man. Das Reiseprogramm sah u.a. die unerlässliche Stadtrundfahrt vor. Da er aber als Fahrer nicht gleichzeitig noch eine informative Führung durch das Pariser Stadtgewühl machen konnte - vielleicht mangelte es auch ein wenig an Ortskenntnis, egal -, hatte man von zu Hause aus eine Pariserin für die Rundfahrt angeheuert.

Man hatte einen Treffpunkt vereinbart, dort sollte sie zusteigen. Wie das nun in solchen Fällen ist, das Rendezvous ging daneben. Der Deudesfelder Bus samt Fahrer und erwartungsvollen Touristen stand ohne sachkundige Führung da. Ein Anruf in Deudesfeld musste Abhilfe schaffen. Der Fahrer wurde um Geduld gebeten, man werde ihn zurückrufen.

Wie nicht anders zu erwarten, konnte aus der fernen Eifel das Problem gelöst werden: Eine Stadtführerin stand bald in Paris bereit. Über die Hotelrezeption sollte die getroffene Verabredung an den Fahrer weitergegeben werden. Doch da tauchten unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, die Hotelmannschaft stand vor einem unlösbaren Problem. Von der Rezeption her ließ man die Gesprächspartner in der Eifel wissen, dass man dem Fahrer leider nichts ausrichten könne, da niemand vom Hotelpersonal Ungarisch spreche und der Fahrer ja wohl Ungar sei. Das passierte einem echten Eifeler Jung. Sehen Sie. So ist das mit den "vielsprachigen" Eiflern. Schließlich ist es dann wohl doch gelungen, dem Hotelpersonal die Angst zu nehmen und ihm klarzumachen, dass der Fahrer durchaus der deutschen Sprache mächtig sei. Die Stadtrundfahrt mit Pariser Begleitung fand programmgemäß statt.