Auberge de Luxe

Margret Heinzen, Feusdorf

Wir schreiben einen 21.12., morgens so gegen 8:30 Uhr. Noch drei Tage bis Heiligabend. Es ist immer noch nicht hell draußen, kein Wunder, ist doch heute der kürzeste Tag des Jahres. Eben haben wir das Frühstück beendet. Da wir beide schon Urlaub haben, darf das morgens auch schon mal was länger und gemütlicher ausfallen.

Die neue Krippe und der Weihnachtsbaum stehen schon, beides heimelig beleuchtet. Soeben hat sich bei mir die Weihnachtstimmung eingestellt, die bisher im Alltagstrubel der hektischen Endjahreszeit - gerne auch .besinnliche Adventszeit' genannt - noch völlig gefehlt hat.

Mit einer Tasse Kaffee sitze ich nun vor unserem Krippchen. Maria und Josef durften dieses Jahr eine neue Herberge beziehen. So richtig hat uns unser alter Krippenstall schon länger nicht mehr gefallen, obwohl er schön war, es fehlte einfach das gewisse Etwas. So wurde nach dem letzten Weihnachten bei uns immer mal wieder geplant, gegoogelt und überlegt, jedoch ohne ein konkretes Ergebnis. Irgendwann im Spätsommer kamen wir mit dem Onkel und der Tante meines Mannes ins Gespräch, beide leidenschaftliche Weihnachtsmenschen und kreative Krippenbauer.

Es kam, wie es kommen musste, das Tablet wurde hervor gekramt und es wurden bei knapp 30°C Außentemperatur gefühlte tausend Bilder von Weihnachtskrippen angeschaut. Einige nette gab es zu sehen, aber der so genannte .Burner' war nicht dabei. Irgendetwas passte immer nicht so richtig... Zu guter Letzt diente der Grundriss einer halb verfallenen Ruine als grobe Bauvorlage. Da ja aber nirgendwo geschrieben steht, dass Maria und Josef in einer abgewrackten Kaschemme untergekommen sind, wurde

ein stabiles Gemäuer errichtet, aus Holz, mit einem mit Tonpfannen gedecktem Dach. Ein Stall, natürlich, denn so steht's an offizieller Stelle geschrieben. Ich als alter Landvermesser würde sagen, eingeschossig, ohne Keller mit nicht ausgebautem Dachgeschoss. Ein kleiner Anbau dient als Unterstand für allerlei landwirtschaftliches Gerät, schließlich müssen die Strohgarben ja auch irgendwie geerntet worden sein und auch das Feuerholz hackt man üblicherweise nicht mit der bloßen Hand. Über eine steile Leiter ist ein „Steier" mit dem Winterfutter für die Tiere erreichbar dort, wo auch die Krippenmaus wohnt und ihr wachsames Auge auf das heilige Geschehen unter ihr wirft. Auch der Verkündigungsengel ist ein paar Zentimeter umgezogen. Von seinem alten Platz auf dem Dach herunter auf die gemütliche Holzbank vor der Tür. Dort, wo man so wunderbar im Sitzen die frohe Botschaft verkündigen kann, ohne vom Stehen auf dem schiefen Dach Rückenschmerzen zu bekommen. Und da der arme Kerl ja nach wie vor noch Tag und Nacht draußen in Wind und Wetter ist, hat er einen heißen Glühwein und Lebkuchen bekommen (Ebay und Barbiezubehör machen es möglich).

Ich denke, alle Beteiligten haben von dem Bauvorhaben profitiert. Maria, die junge Mutter, ist sicher heilfroh, dass es nicht mehr so durch die Ritzen zieht. Als Wöchnerin ist man doch noch etwas empfindlich, was Zugluft angeht. Josef weiß von seinem Vater, wie wichtig ein ordentliches Dachgebälk und eine stabile Wandkonstruktion sind und genießt sicher, dass der ein oder andere Hirte mal auf einen Schwatz vorbei schaut. Ochs und Esel liegen im kuschelig warmen Stroh. Alles in allem ein gemütliches Bild. Ach, könnte es doch überall so friedlich auf der Welt sein...