1.000 Ideen für die Zukunft - der demografische Wandel als Chance

Zukunfisperspektive: Partner auf vier Pfoten

Clara Zins-Grohe, Gerolstein

Bild

Rettungsausbildungshunde Gerolstein

Altwerden ist nichts für Feiglinge

Wichtige Säulen im Alter sind neben Ernährung besonders Fitness und emotionale Stabilität. Bei letztgenannten bekommt der Hund als Sozialpartner für den normalen Alltag, wie und auch bei besonderen Problematiken, einen steigenden Stellenwert.

Die Frage ob demografischer Wandel auch Einsatzmöglichkeiten unserer Partner auf vier Pfoten betrifft, muss man bejahen. Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Menschen alleine leben, ist auch der Einsatzbereich der Hunde vielfältiger geworden. Fristeten früher eine große Zahl der Vierbeiner ihr Leben als Haus- Hof- und Herden-Hüter, so haben sie sich heute nicht nur als echte Sozialpartner in den Familien etabliert, sondern bieten Sicherheit und Hilfestellung.

Im Landkreis Vulkaneifel gibt es mehrere Hundevereine - zwei davon als SV Verein für Deutsche Schäferhunde (in Gerolstein und Waldkönigen). Hier werden seit Jahrzehnten erfolgreich Begleithunde ausgebildet und geprüft. Schutzhundeausbildung ist nach wie vor sinnvoll und wichtig. Trotz landesweit organisierter Jugendarbeit haben manche Vereine Nachwuchssorgen. Projektwochen an Schulen (wie vor Jahren in der Realschule plus in Hillesheim mit Thema: „Vom Welpen zum Rettungshund") könnten das Interesse der Kinder an vierbeinigen Freundschaften fördern und für Jugendliche auch ganz neue Berufsfelder öffnen.

Nicht nur Polizei-, Bundeswehr-, Schutz- und Rettungshunde sind unersetzbar - auch der Bedarf an Assistenz- und Therapiehunden steigt. Im Landkreis Vulkaneifel leben Menschen mit Schwerbehinderung, für die speziell ausgebildete Assistenzhunde Aufgaben erlernen können, um im Alltag zu helfen. Die Ausbildung dieser Hunde dauert zwei Jahre. Sie werden immer nur für einen Menschen ausgebildet, begleiten ihn rund um die Uhr und erlernen mindestens drei Aufgaben, um die Mobilität des Betroffenen zu bereichern. Therapiehunde unterstützen medizinisches Fachpersonal bei der Arbeit. Sie helfen meist mehreren unterschiedlichen Patienten und nicht nur einer Einzelperson. In Altenheimen und Kindergärten sind sie beliebte Besuchshunde. Allein durch ihre Anwesenheit unterstützen sie emotional. Diese „emotional support dogs" benötigen keine zweijährige, spezielle Ausbildung. Die bekanntesten Assistenzhunde sind Blinden-führhunde. Mithilfe eines Geschirrs führen sie sehbehinderte Menschen durch den Straßenverkehr, zeigen Treppenstufen, Hindernisse, Ein- und Ausgänge, Briefkästen und Schalter an. Assistenzhunde für LPF helfen Menschen, die in Mobilität eingeschränkt sind und z. B. Rollstuhl, Prothesen oder Krücken benötigen. Die Vierbeiner bewältigen alltägliche Aufgaben, wie z. B. Gegenstände vom Boden aufheben, Objekte aus Regalen holen, Türen öffnen und schließen und helfen beim An- und Ausziehen. Mobilitätsassistenzhunde bieten Menschen Stütze, die Schwierigkeiten beim Gehen haben. An einem Mobilitätsgeschirr kann sich der Partner festhalten.

PTBS-Assistenzhunde kommen bei Personen mit komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen und/oder dissoziativen Störungen zum Einsatz. Menschen werden aus Alpträumen aufgeweckt. Die Hunde machen Licht an. Flashbacks und Dissoziationen werden unterbrochen. Bei Panikattacken werden die Personen an einen ruhigen Ort geführt, damit Distanz geschafft. Die Ausbildung umfasst auch das Bellen auf Kommando, Durchsuchen von Räumen auf Einbrecher, das Aufpassen, dass sich beim Öffnen einer Tür niemand von hinten unbemerkt nähert. Die Hunde gehen in dunklen Räumen voraus und wirken beruhigend auf ihre Menschen. Diabetikerwarnhunde warnen einen Typ1 Diabetiker rechtzeitig vor einer drohenden Überzuckerung und Unterzuckerung. Sie geben dem Diabetiker Sicherheit und können täglich sein Leben retten.

Auch stark schwerhörige und gehörlose Menschen profitieren von gut ausgebildeten Hunden: der Signalhund zeigt Geräusche an und führt zu dem Geräusch.

Assistenzhunde für Menschen mit psychischen und psychiatrischen Erkrankungen: Die vierbeinigen Helfer für Menschen mit Schizophrenie, Ess-Störungen, schweren Depressionen, Bipolarer Störung und Borderline erlernen gezielte Aufgaben, wie z.B. taktile Signale, die den Menschen auf sein Verhalten oder Wechsel aufmerksam machen, Distanz schaffen, an einen ruhigen Ort führen u.a.Epilepsie-Warnhunde warnen früh genug vor einem fokalen Anfall, so dass der Epileptiker Maßnahmen ergreifen kann, um gefährliche Stürze zu vermeiden.

Epilepsie-Anzeigehunde leisten noch weiterreichende Hilfestellungen. Hat ein Mensch einen Anfall, holt der Hund Hilfe durch z.B. Klingeln an einer Glocke oder Drücken eines Notfallknopfes Er holt Medikamente für die Hilfsperson und bleibt nach dem Anfall beim Epileptiker.

Individuelle Aufgaben bewältigen Autismushunde, um das Leben eines Kindes oder Erwachsenen mit Autismus zu erleichtern. Dies kann z.B. Anzeigen/Melden sein, wenn das Kind weg läuft, Sicherheit geben in Menschenmengen oder die Beruhigung des Patienten, wie z.B. bei Melt Downs, bedeuten.

Asthma-Warnhunde helfen Betroffenen rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen kann, damit sich der Anfall nicht verschlimmert und lebensbedrohlich wird. Sie gehören zu der Gruppe der Medizinischen Warnhunde/Anzeigehunde, die bei verschiedenen Erkrankungen wie Narkolepsie, Addison Krisen und Herzerkrankungen bedrohliche Situationen bemerken und im Notfall Hilfe verständigen.

Darauf trainiert, Allergieauslöser rechtzeitig anzuzeigen, sind Allergie-Anzeigehunde. Patienten, die bereits einen Schlaganfall hatten oder bei denen ein Schlaganfall sehr wahrscheinlich ist, erhalten Hilfe durch den Einsatz eines Schlaganfall-Warnhundes: Diese Hunde helfen, die Gefahr rechtzeitig anzuzeigen und um Schlimmeres zu verhindern, Hilfe zu holen. Kindern, die vom FAS-Syndrom betroffen sind, werden durch speziell für sie ausgebildete Assistenzhunde bei Reizüberflutung beruhigt, in der Öffentlichkeit zu Ausgängen und an sichere Orte geleitet.

Angehörigen von Demenzkranken, die zu Hause leben, wird im Alltag durch Demenz-Assistenzhunde geholfen. Den Kranken wird Wärme und Nähe durch die Hunde geschenkt und die Gefahr, dass der Erkrankte ohne Absprache den Wohnbereich unbemerkt verlässt, ist gebannt, denn der Hund passt auf!

Diese vielfältigen, wichtigen Einsatzmöglichkeiten setzen eine sehr gute Ausbildung von Hund und Mensch voraus.

Perspektiven, wert gefördert zu werden! Partner Hund verbessert Lebensqualität jetzt und in Zukunft!