Ein Blick in die Zukunft - Niederstadtfeld im Jahr 2119

Harald Billen, Niederstadtfeld

Heute wurde zu einem Treffen im Michel-Trosdorff-Kultur- und Gemeinschaftszentrum in der Dorfmitte eingeladen. Hier hat Bürgermeister Phillip Horten einen Tag „Aus alter Zeit" für seine Bürger organisiert. Auf den zu Anfang gezeigten alten Bildern präsentiert sich unter anderem der Gemeinderat Niederstadtfeld vor 100 Jahren. Hierauf sieht man seinen Uropa Günter Horten, der von 2009 bis 2039 Bürgermeister in Niederstadtfeld war. Eines der anwesenden Kinder sagt: „Die hatten ja damals alle noch keinen Kommunikationschip im Ohr. Wie haben die denn telefoniert?" Phillip erklärt, dass die Leute damals noch ein Ding, das sogenannte Handy, in die Hand nehmen mussten um zu telefonieren. Für die Kinder ist das unvorstellbar.

Auch dass die Kinder in die Schule gingen, finden viele merkwürdig. Der Unterricht heute an der großen Videowand im heimischen Wohnzimmer sei doch viel angenehmer, meinen sie. Das Einzige, was früher vielleicht besser gewesen sein könnte, sei der Sportunterricht, der gemeinsam stattfand und nicht für jeden allein vor der Wand.

Auch als kurios auf den Bildern von früher empfinden viele die Küchen in den Häusern. „Da hat doch tatsächlich jeder zu Hause gekocht", sagt jemand aus der Runde. Da ist die Zentralküche des Klinikums Maria Hilf in Daun jetzt doch viel besser, so sind sich alle einig. Man sagt dem Chip im Ohr, was man haben will und pünktlich steht das warme Essen im Versorgungsterminal vor der Haustür. Gut, dass Niederstadtfeld sich dem überregionalen Essensversorgungsverband im Jahr 2089 angeschlossen hat. Das Erschließen durch unterirdisch verlegte Tellertransportbänder wurde damals durch die ortsansässige Firma Basten Tiefbau AG unentgeltlich hergestellt. Große Verwunderung kommt auch beim Blick auf alte Fotos von der Ortslage auf. Überall so viele Straßen und Wege! Phillip Horten erläutert, dass damals so viele Straßen für die Autos gebraucht wurden. „Gut, dass heute jeder einen Minihubschrauber hat", tönt es aus der Menge. Auffallend auch die Größe des Mercedes Benz-Produktionsgeländes. Hier war früher das sogenannte Warmpresswerk, erklärt Phillip Horten. Nach dem Ankauf der Firma durch die Daimler AG im Jahr 2067 habe sich die Größe vervielfacht. Lediglich die Einfahrt zum Gelände sei noch geblieben. Die Ausfahrt nach dem Bau der neuen Produktionshallen im Jahr 2110 geht nun auf die Bundesflugbahn 257 Richtung Bitburg/Luxemburg/ Belgien. Nach Aussage von Geschäftsführer Walz will man bis zum Jahr 2125 versuchen, die Belegschaft von 850 auf 1000 Mitarbeiter aufzustocken. Das jetzt vom Staat beschlossene Renteneintrittsalter von 85 Jahren könnte hierzu positiv beitragen. Zur musikalischen Umrahmung des „Tags aus alter Zeit" geben sich die Niederstadtfelder Musikanten von 1980 ein Stelldichein. Dirigentin Jolina Gehlen, deren Ururgroßvater Klaus um das Jahr 2000 Dirigent war, hat einige schöne alte Stücke mit ihrem 50-köpfigen Ensemble einstudiert. Zur Aufführung kommt unter anderem das über 100 Jahre alte Stück „Atemlos durch die Nacht" von der unvergessenen Helene Fischer-Silbereisen. Den Abschluss des Tages bildet ein Gottesdienst in der Kirche Sankt Sebastian. Die im Jahr 2112 komplett renovierte Kirche ist eine von zwei verbliebenen Kirchen in der Region Daun-Gerolstein-Wittlich. Trotz der neuen Hightech-Orgel, den beheizten Bänken und der automatischen Hostienausgabe am Sitzplatz denkt man auch hier schon über eine Schließung aufgrund zurückgehender Besucherzahlen nach.

Die Heimfahrt der Gäste nach dem Gottesdienst erfolgt mit der örtlichen Elektrobahn. Diese wird unglaublicherweise immer noch gesteuert vom mittlerweile 101-jährigen Erbauer der Bahn, Tim Grohsmann. Der „Tag aus alter Zeit" hat den Niederstadtfelder Bürgern gut gefallen und soll bald wiederholt werden. Das Datum des neuen Termins wird zu gegebener Zeit digital an allen Haustüren des Ortes angezeigt.