Schalkenmehren, ein Dorf mit Zukunft

Peter Hartogh, Ortsbürgermeister von Schalkenmehren

Wer zum ersten Mal die Maarelandschaft in der Gemarkung Schalkenmehren bestaunt, ist fasziniert von dem Eindruck wassergefüllter Seen, die, dicht beieinander liegend, auf unterschiedlichem Höhenniveau auf vulkanische Art und Weise entstanden sind. In diese Landschaft eingebettet liegt beschaulich und lieblich das Dorf Schalkenmehren. Geprägt durch eine auf der Welt einzigartige Umgebung ist das Maaredorf Anziehungspunkt für viele Gäste. So zählt man pro Jahr ungefähr 75000 Übernachtungen. Der Wandel vom landwirtschaftlichen Standbein zum touristischen Magnet ist zukunftsweisend. Viele Faktoren haben zu diesem Erfolg beigetragen und werden es noch tun. Die Bürgerschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten mit hohem finanziellem Aufwand und mit Unterstützung (zum Beispiel aus dem Dorferneuerungsprogramm) das Dorf - und Straßenbild zeitgemäß, behindertengerecht und verkehrsberuhigend hergestellt. Die Gemarkung wurde neu geordnet, Trockenmaare wurden wieder sichtbar gemacht, die Landschaft in Wert gesetzt. Das Bodenordnungsverfahren dient vorrangig der Erhaltung der Kulturlandschacht mit einem besonderen geologischen Erbe. Der Wald in der Gemarkung ist vielseitig und mit der Naturverjüngung ein Vorzeigeprojekt dank weitsichtiger Förster und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen.

Auf dem Gebiet von Schalkenmehren sind zurzeit neun Maare bekannt. Das Berühmteste ist sicherlich das Weinfelder Maar, auch Totenmaar genannt. Es ist 51 Meter tief. Das Gemündener Maar liegt dem Dronketurm zu Füßen. Der größte Flächenanteil dieses 37 Meter tiefen Maares liegt ebenfalls auf der Gemarkung Schalkenmehren. Als wassergefülltes Doppelmaar gilt das Schalkenmehrener Maar (21 Meter Tiefe) als Zentrum der Entspannung und Freizeitgestaltung. In direkter Nachbarschaft befindet sich das verlandete Maar, auch Rohr genannt. In nördlicher Richtung, unterhalb Senheld, sehen wir auf ein Trockenmaar. Es sind also vier Maare im Schalkenmehrener Maarkessel beheimatet. Zwei weitere Trockenmaare sind in der Flurbereinigung wieder sichtbar geworden: das Trockenmaar südlich „Hoher List", das andere westlich davon, unterhalb der Altburg. Zu guter Letzt ist der Sangweiher ein künstlich geflutetes Maar, ehemals Fischteich des Trierer Kurfürsten und jetzt Heimat seltener Vögel und Weidegrund der Glanrinder. Den Sangweiher teilen wir gerne mit unserer Nachbargemeinde Udler. Zukunftsweisend wird die Landschaft von Wasserbüffeln, Pferden, Ziegen, Eseln und Glanrindern gepflegt, was eine Verbuschung verhindern soll. Ein Glücksfall für die Landschaftspflege ist die Stiftung Schalkenmehrener Maare, die sich zum Ziel gesetzt hat die Maarlandschaft zu erhalten und zu pflegen. Es wurde ein Obstbaumkataster angelegt -insgesamt 331 Obstbäume unterschiedlichen Alters und Zustandes auf 55 Hektar Fläche. Die Obstbaumbestände werden ständig erweitert. Obstbaumwiesen sind ein prägendes Bild einer liebenswerten Umgebung. Der Apfelbaum gilt als Kraftspender für Mensch und Tier, Vogel und Insekt. Auch Bienenkörbe gehören zur Maarlandschaft, so gibt es Honig aus Schalkenmehren. Das Augenmerk auf die Insektenpopulation zu halten, ist ein überlebenswichtiger Faktor. Dazu gehört ein zukünftiges Projekt, das die Mauersegler -und Schwalbenpopulation fördert.

Eine intakte Natur gehört sicherlich zum Natur - und Geopark Vulkaneifel. Der Geopark zählt zu den Nationalen Geoparks Deutschlands und zu den UNESCO Global Geoparks. Das Zentrum bildet sicherlich die Schalkenmehrener Maare-Gruppe. Es sind die Kronjuwelen der Vulkaneifel!

Die Schalkenmehrener Gastronomie profitiert von dieser herausragenden landschaftlichen Lage. Als ein Ergebnis der Dorfmoderation hat sie sich zu einem Stammtisch zusammengeschlossen, tauscht sich aus, und die Devise heißt „nicht gegeneinander, sondern miteinander". Daraus entwickelte sich ein Innovationsprojekt, das bei den Gästen großen Anklang fand und auf positive Resonanz stieß. Denn die Gäste konnten mitentscheiden. Gewünscht wurde eine abendliche Beleuchtung des unteren Maarweges, eine Anstrahlung der Martinskirche und eine Skulpturenaufstellung. Weiterhin kooperiert die Gastronomie mit den hier angesiedelten Erzeugern und vermarktet und verfeinert deren Produkte. Aktuell steigt der Wunsch nach mehr Regionalität und naturnahem Urlaub. Das Ziel ist, für den Gast und den Bürger dem Namen Gesundland gerecht zu werden. Durch die günstige Verkehrsanbindung (nur zwei Kilometer von der A1 /A68 entfernt, intakte Busverbindungen zu den Bahnstationen Gerolstein, Cochem und Wittlich) sowie durch schnelle Internetverbindung sind Mobilität und Kommunikation gesichert. Für Gäste und Dorfbewohner eine komfortable Vernetzung. Als Geschäfts-, Behörden- und Stadtzentrum bietet sich das nur sieben Kilometer entfernt liegende Daun an. Am Maare-Mosel-Radweg gelegen, ist Schalkenmehren auch umweltfreundlich mit dem Rad zu erreichen, sowie umgekehrt die Kreisstädte Daun und Wittlich. Hier sind die Stätten der weiterführenden Schulen und interessante Kulturveranstaltungen. Die Kita- und Grundschulversorgung erfolgt im Nachbarort Mehren; Grund - und Realschulen plus sind in Daun und Gillenfeld, zwei Gymnasien in Daun.

Durch unser Neubaugebiet konnten viele junge Mitbürger im Dorf gehalten werden.

Die zwölf Geburten seit dem 1. Januar 2017 zeugen von einer sich verjüngenden Gemeinde und einer sich lohnenden Investition in die Kita Mehren. Zahlreiche Vereine prägen das Dorfleben. Die DLRG SchalkenmehrenMehren ist ein Vorzeigeverein. Seit Jahren werden Jugendschwimm- und Rettungsausbildung sowie Kleinkinderschwimmkurse ausgerichtet. In Eigenleistung und ohne Zuschüsse wurden ein Vereinshaus erbaut und eigene Fahrzeuge angeschafft. Zudem richtet der Verein das Gaismaß-Fest und ein Zeltlager für Kinder und Jugendliche aus. Der SC Blau-Weiß Schalkenmehren 1958 e.V. wurde zunächst als reiner Fußballverein gegründet. In den 60er und 70er Jahren war der Verein Veranstalter des traditionellen Laufs um das Schalkenmehrener Maar. In Anknüpfung an diese Tradition wurde im Jahr 2010 der Vulkan-Cross-Triathlon ins Leben gerufen. Mittlerweile ist dieser (mit Deutschen Meisterschaften, Rheinland-PfalzMeisterschaften und XTERRA-German-Tour) die zweitgrößte Veranstaltung dieser Art in Deutschland.

Was wäre ein Dorf ohne Feuerwehr? Die Freiwillige Feuerwehr Schalkenmehren wurde bereits 1909 gegründet. Die Hilfsbereitschaft ist auf allen Gebieten zu finden, auch wenn es mal nicht brennt, sei es bei Verkehrsregelungen an Veranstaltungen oder hinter der Theke beim Bierausschank. So basiert das alle zwei Jahre stattfindende Dorf- und Gästefest mit Handwerkermarkt auf der Zusammenarbeit aller dörflichen Vereine, darunter der Karnevalsverein „De Moarflappessen", der Tennisclub, der Angelverein, die Ortsgruppe des Eifelvereins. Beim Kuchen- und Kaffeeverkauf sind die Schalkenmehrener Frauen mit Begeisterung dabei. Abgerundet werden solche Dorfaktivitäten durch eine geschlossene Beteiligung der heimischen Gastronomie. Der Heimwebereikreis betreut das Heimwebereimuseum in der ehemaligen Schule. Die Astronomische Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List e.V. bietet regelmäßig wissenschaftliche Vorträge und Sternenbeobachtung an. Die Frauengemeinschaft trifft sich zum gemütlichen Beisammensein in der alten Schule, wo sich auch eine Frauengym-nastikgruppe fit hält. Dies trifft auch für die Tischtennisgruppe zu, die sich an ihren Freizeitvergnügen erfreut. Ganz anders, aber zukunftsweisend verhalten sich die jungen Eltern. Sie treffen sich morgens an der Bushaltestelle oder auf dem Spielplatz und kommunizieren über eine Whats-App-Gruppe.

Es gibt ein vielseitiges, bürgerschaftliches Engagement, wie die ehrenamtliche Pflege des Weinfelder Friedhofes, der Grünanlagen oder des Minigolfplatzes. Die Digitalisierung hat vieles verändert und wird noch vieles verändern. Das Highspeed Internet ist in Schalkenmehren angekommen: Die Gäste buchen ihr Quartier über Booking.com, die Eltern kommunizieren über WhatsApp, und der Gemeinderat und die Bürger tauschen sich per E-Mail aus. Dieser Wandel zwingt die Dorfgemeinschaft, über neue Organisationsformen nachzudenken, um zukunftsfähig zu sein. Welche Kompetenzen sollten Bürger im Zuge der Digitalisierung besitzen? Welches Rollenverständnis ergibt sich dadurch für die dörfliche Gemeinschaft? Eine Antwort darauf ist die Moderation, das Prinzip der geteilten Lenkung des Dorfes. Gemeint ist die Idee, einzelne Kompetenzen Gruppenmitgliedern zu übergeben. Folgende Arbeitsgruppen haben sich aus der Dorfmoderation ergeben: Ortsbild, Infrastruktur, Soziales, Tourismus, Mehrgenerationenhaus. Die Bürger wollen die Mitbestimmung, Einflussnahme und Mitgestaltung. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen wollen eigene Meilensteine definieren, dem Gemeinderat obliegt die Rolle des Navigators.

Das Dorfparlament überzeugt nicht durch Durchsetzungskraft und Macht, sondern muss die Fähigkeit besitzen, die Kompetenzen und Anliegen der Arbeitsgruppen zu erkennen und diese umzusetzen beziehungsweise diese zu verknüpfen. Digitalisierung heißt Beschleunigung - und zwar auf allen denkbaren Ebenen. Pläne, Aufgaben und Projekte, die bislang eher langfristig ausgelegt waren, erfordern nun immer häufiger eine kurzfristige Nachjustierung. Der Gemeinderat muss die Fähigkeit besitzen, kurzfristige Änderungsprozesse ausreichend zu moderieren und kommunikativ stark aufzutreten. Ein permanenter Dialog mit Bürgern wird unumgänglich, um sich ständig wechselnden Rahmenbedingungen anzupassen und schnelles Feedback zu erhalten. Eine ganz klassische Fähigkeit guter Dorflenkung wird jedoch auch in Zukunft bedeutend bleiben: die Empathie, die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen der Bürger einzufühlen. Wenn Schalkenmehren kontinuierlich diesen Weg beschreitet, wird die Zukunft gesichert sein, und das dörfliche Zusammenleben wird erstarken. So lassen sich die Zukunftsprojekte, wie das Mehrgenerationenhaus mit einem Kulturprogramm, ein Pitt-Kreuzberg- Kulturpfad, ein QR-Code-Informationssystem und vieles mehr verwirklichen. Die mobile Zukunft könnte elektrisch und selbstfahrend sein.

Eine Ladestation für Elektroautos ist bereits vorhanden. Die medizinische Kontrolle der Bürger erfolgt übers Internet. Die schnelle medikamentöse Versorgung wird heute bereits durch einen Zustelldienst sicher gestellt. Dies trifft auch für die Lebensmittelversorgung zu. Geplant ist eine Art Wochenmarkt, wo die mobilen Verkaufswagen gebündelt an einem Platz der Bevölkerung zum Einkauf zu einem bestimmten Zeitpunkt bereit stehen. Dies käme der älteren Generation und Gästen zu Gute. So bliebe dörfliches Leben in Vielfalt erhalten.

Die Beschaulichkeit einer intakten, einzigartigen Umwelt, die alle Altersgruppen vernetzt und verbindet, wirkt lebensverlängernd. Dies wäre dann ein Paradies für kreative Menschen, vielleicht entwickelt sich ein „Worpswede der Eifel". Pitt Kreuzberg hat den Grundstein gelegt, die Künstlergruppe „Sternwarte" könnte daran anknüpfen. Viele Bürger sind Lebenskünstler, und genau diese optimistischen Menschen sind Grundlage, gemischt mit kernigen Individualisten für ein zukunftsorientiertes Dorf. „Bewährtes bewahren, Neues wagen" - so lautet die Zukunftsvision des Maaredorfes Schalkenmehren.