Unser kleiner Nutzgarten

Richard Würtz, Gerolstein

Meine drei Geschwister und ich hatten als Kinder immer einen kleinen Nutzgarten. Dazu wurde für uns im großen Garten eine kleine Ecke in vier Teile aufgeteilt. Somit hatte dann jeder von uns Geschwistern seinen kleinen, eigenen Nutzgarten, den er bestellen konnte. Wenn unsere Mutter den großen Garten einsäte, dann bekam jeder von uns ein paar Körner und Samen für seinen eigenen, kleinen Garten. Unsere Mutter zeigte uns, wie tief und in welchem Abstand gesät wurde. Mit Spannung und Freude erwarteten wir dann die ersten grünen Spitzen von unserer Aussaat: Salat, Möhren, Radieschen und so weiter. Bis es mit dem Ernten so weit war, stand aber erst noch ein bisschen Gartenpflege an. Je nach Wetter musste der Garten schon einmal gegossen oder Unkraut entfernt werden. Wenn dann im Sommer ein Kopfsalat aus unserem kleinen Nutzgarten in der Salatschüssel landete, freuten wir uns riesig über unseren Erfolg als Gärtner.

Auch Blumen zum Beispiel Ringelblumen oder Astern, wurden als Randeinfassung in unserem kleinen Nutzgarten gepflanzt beziehungsweise gesät. Diese gaben dem kleinen Nutzgarten einen bunten Farbklecks. Die Freude am Bestellen eines Nutzgartens ist bis heute bei mir und meinen Geschwistern geblieben. In unserem heutigen kleinen Nutzgarten befinden sich verschiedene Salatsorten, Möhren, rote Beete, Buschbohnen, Zwiebeln, Lauch, Zucchini und Kräuter. Wir haben fast das ganze Jahr kleine Erträge und für die dunkle Jahreszeit wird die Ernte tiefgefroren oder eingeweckt. Im Austausch mit anderen Hobbygärtnern lernt man über die Jahre auch immer wieder etwas Neues dazu.

So ergab sich im Gespräch mit einem älteren Hobbygärtner folgendes: Ich erzählte ihm, dass ich über dem Endiviensalat im Herbst ein kleines Zelt aus Folie baue, um ihn vor den ersten Nachtfrösten zu schützen. Der ältere Hobbygärtner sagte mir daraufhin, dass ich in das Zelt zur Optimierung auch noch eine Heizung einbauen solle. Zuerst glaubte ich, er wolle mich auf den Arm nehmen. Dem war aber nicht so. Er sagte mir, ich solle mir eine große 40 Stundenkerze kaufen und diese auf einen Stein in die Mitte des Zeltes stellen und darüber einen Tonblumentopf mit der kleinen Öffnung nach oben stülpen. Er erklärte mir, wenn nun die Kerze unter dem Tonblumentopf brennt,
erwärmt sie den Tonblumentopf, der dann entsprechende Wärme abstrahlt und somit verhindert, dass der Salat unter dem Zelt durch den Nachtfrost Schaden nimmt. Mit dieser „Zeltheizung" kann auch noch in der kalten Jahreszeit lange Endiviensalat geerntet werden, wobei das Kerzenlicht der „Zeltheizung" in der Dunkelheit etwas gespenstig wirkt. Was den kleinen Nutzgarten betrifft, kann man sagen, dass der jährliche finanzielle Aufwand für Samen und Saatpflanzen mit
circa 20 Euro sehr gering ist - vom zeitlichen Einsatz einmal abgesehen. Dieser finanzielle Einsatz lohnt sich auf jeden Fall, da man ein ganzes Jahr frisches Gemüse beziehungsweise Salat hat und sich damit gesund ernähren kann. Also ganz nach dem Motto „Frisch aus dem Garten auf den Tisch". Zudem kommt noch, dass laut TV Gartenarbeit das Fitnessstudio ersetzt und man sich an der frischen Luft bewegt.

Man kann nur hoffen, dass es zukünftig auch Menschen gibt, die Spaß am Gärtnern haben und Wert auf gesundes Gemüse legen und die Nutzgärten in der Zukunft nicht verschwinden.