Wein aus Mehren

Jürgen Kirchner, Mehren

Wein aus der Vulkaneifel? Rhein- und Moselwein sind bekannt, aber Wein aus der rauen Eifel? Ich war mir nicht mehr sicher und blätterte in meinen Unterlagen nach, um einen Winzer ausfindig zu machen. Ich hatte in meiner Erinnerung das Ahrtal als Weinanbaugebiet. Dieses lag jedoch im Schutz der Eifel und nicht in der Eifel, ebenso Wittlich, das zum Weinanbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer gehört. In der Eifel wird kein Wein bereitet, musste ich mir bei meiner Recherche sagen lassen. Allerdings hatte ich nun schon seit einigen Jahren einen eigenen Versuch gestartet, Regenttrauben zu Rotwein zu verarbeiten.

Regent ist eine deutsche, in der Pfalz gezüchtete Rebe, die für die Weinbereitung sehr gut geeignet ist. Ich hatte schon mehrere Jahrgänge eigenen Rotwein, dem ich den Namen „Mehrener Engelsberg" gab, aus den dunklen Regenttrauben gewonnen. Was mich jedes Jahr immer wieder faszinierte, war der Gärprozess des Mostes, der sich im Laufe von einigen Wochen so veränderte, dass ich meinte, das Leben des Weines setze wie beim Säugling mit dem Atmen ein.

Tatsächlich ist es möglich, die Bewegung des Gärhutes während des Nachgärprozesses wie das Atmen des Menschen zu betrachten. Während sich beim Menschen der Brustkorb vergrößert, wenn er Luft einatmet, verdichten sich bei der Nachgärung des Weines mit fallender Temperatur die Luftmassen über dem Jungwein im Behälter, so dass sich der freie Luftraum über dem Jungwein vergrößert. Umgekehrt entspricht dem Ausatmen, also wenn sich der Brustkorb des Menschen verkleinert, im Weinbehälter mit steigender Temperatur eine Ausdehnung der Luftmassen über dem Jungwein im Behälter, so dass sich der freie Luftraum über dem Jungwein verkleinert. Eine diesem Atmungsprinzip ähnliche Bewegung tritt auch beim Wetter auf, also bei der Bildung von Tief- oder Hochdruckgebieten. So wie beim Wein werden bei fallender Temperatur die Luftmassen verdichtet, womit ein Unterdruck, das heißt ein Tiefdruckgebiet erzeugt wird. Umgekehrt gilt für ein Hochdruckgebiet, dass steigende Temperaturen die Luftmassen ausdehnen, so dass im Sommer schönes, warmes Wetter und im Winter trockenes, kaltes Wetter auftreten kann. Außer sonniger, warmer Luft braucht der Wein für seine Wurzel lockeren und wasserdurchlässigen Boden. Der Boden und die Lage (bezüglich der Himmelsrichtung) des Weinstockes und die Wettereinflüsse sowie Sonnenscheindauer bestimmen die Qualität der Trauben.

Das Engelstal bildet nach Süden, vom Hang des Engelstal aus gesehen, ein Himmelsrund, auf dem ich wie auf einem Bildschirm die Wetterboten sehen kann. Mehren wird im Norden umgeben von Höhenzügen, dessen markanter Punkt der Hausberg von Mehren die „Hardt" ist. Die Hardt ist ein erloschener Vulkan, der sich über den Ort erhebt und Mehren im Nordwesten von Daun räumlich trennt. Im Südwesten liegen die drei Eifelmaare: Schalkenmehrener, Gemündener und Weinfelder Maar. Mehren selbst liegt am Südostrand eines zirka 580 Meterhohen Höhenrückens. Südwestlich von Mehren liegt auch Schalkenmehren. Schalkenmehren wie auch die südwestliche Umgebung von Mehren liegen in einem Tal, das nach Süden geöffnet ist. Aus dieser Öffnung bildet das Engelstal mit dem Hang eine sich nordwestlich abschließende Höhenlinie, die etwa 450 Meter hoch ist.

Entscheidend für den Wein ist natürlich die Sonne, wobei Wolken, Wind und Nebelbildung zeigen, wie der Tag wird. Da die Luftströmung aufgrund der Tal- und Hanglage überwiegend aus südlicher Richtung kommt, ist der obere, von Nordosten abfallende Hangteil, wo der Weinstock direkt am Balkon des Hauses sich nach oben ausbreitet, relativ gut gegen Winde aus dieser Richtung geschützt. Gegen die aus Norden kommenden Winde schützen ihn die anliegenden Häuser. Der Wind kommt in den Sommer- bzw. Herbstmonaten Juni bis Dezember im Mittel etwa zu 50 - 75 Prozent aus südlicher Richtung. Die Sonnentage haben für den gleichen Zeitraum durchschnittlich einen Anteil von über 70 Prozent.

Für die mittelspät reifende Regenttraube waren daher der August und der September entscheidend, so dass ich bereits Anfang Oktober mit der Lese beginnen konnte. Dieses war bisher mein frühester Lesezeitpunkt. Die Reife und damit die Lese der Trauben verschoben sich mit den Jahren immer mehr in den November bis fast zum Ende des Monats.

Der Boden am Standort des Rebstocks ist felsig mit Zwischenlagen aus Sand und Mutterboden. Es überwiegen jedoch mineralische und sandige Anteile, so dass für den Rebstock ein lockerer, wasserdurchlässiger und für die Wurzeln tiefgründiger Untergrund gegeben war.

Meine bisher maximale Leseausbeute von etwa 23 Kilogramm Trauben hatte ich im Jahre 2007. Die Trauben hatten einen Oechsle-Wert von etwa 83 °Oe, und ich konnte 10,5 Liter Wein in 14 Flaschen Wein zu 0,75 Liter ausbauen. Von insgesamt etwa 13,5 Litern - die 3 Liter waren vor der Flaschenabfüllung als Probe verkostet worden - waren bei einer Maische von 22,5 Litern immerhin 13,5 Liter Wein, also 60 % ein gutes Ergebnis, das sich mit zunehmender Erfahrung und Übung noch verbessern sollte.