Roland Thelen, Mehren
Das Flurdenkmal um 1974 mit dem historischen „Bildchen" in der Nische © Roland Thelen, Mehren
Das als „Mehrener Bildchen" bezeichnete Heiligenhäuschen ist östlich der Weinfelder Kapelle auf der Gemarkung Mehren an der alten Wegeverbindung von Mehren nach Weinfeld (Weijmeld) gelegen.
Nach dem Volksmund soll dieses Flurdenkmal auf dem Kellergewölbe des ehemaligen Weinfelder Pfarrhauses oder an einem Opferstein errichtet sein. Vor der heutigen Umfeldgestaltung war gut erkennbar, dass die Standfläche von großen, unförmigen Steinblöcken gebildet wird. Es ist offensichtlich, dass das Objekt auf Bauresten einer römischen Siedlung mit einem großen Grabdenkmal und der späteren Wüstung Weinfeld (aufgegeben vor 1562) steht.
Dass es sich bei den Steinblöcken um die Reste des Pfarrhauses der circa 500 Meter westlich gelegenen ehemaligen Weinfelder Kirche handelt, ist zweifelhaft und nicht gesichert. Aus Bruchsteinen gemauert und grob verputzt, wird die vierseitig abgewalmte Spitze von einem einfachen Eisenkreuz mit gespaltenen Enden (Ankerkreuz) bekrönt. Die Bildnische ist nach Nord-Osten ausgerichtet und die Nischensohlbank bildet ein massiver Block aus rotem Sandstein mit stirnseitiger Kartusche und der Inschrift
Der Name des Stifters/Errichters ist infolge der Verwitterung heute nicht mehr lesbar.
Der Mehrener Pfarrer Nikolaus Loyo(1930-60) berichtet:
„An dem Feldweg von Mehren nach Weinfeld auf der Höhe ist ein Bildstock, der an einem Götter-Opferstein errichtet sein soll [...] In einem unterirdischen Keller bei diesem Opferstein soll ein gewisser Goldammer2 goldene Figürchen gefunden haben". Vermutlich beschreibt Nikolaus Loyo hier einen Hortfund, von dem der Archäologe Peter Henrich im Jahr 2006 berichtet: „ [...] dass ein „gewölbter kellerartiger Raum" ausgeräumt wurde. Dabei trat der Hortfund zutage. Ein Teil der Münzen soll ins Rheinische Landesmuseum Trier gelangt sein. Diese sind nicht (mehr) auffindbar." Hortfund:
Der Hortfund ist verschollen. Peter Henrich deutet ihn als Schrott- oder Plünderungsdepot und datiert dieses auf den Zeitraum um 310 n. Chr.
Die ursprünglich in der Nischenrückwand des Heiligenhäuschens fest eingemauerte Halbreliefplatte, ebenfalls aus rotem Sandstein, zeigte in einer einfachen, bäuerlichen Formensprache drei symmetrisch nebeneinander stehende Personen (die Heilige Familie: Maria-Jesus-Josef), darüber, wie schwebend oder fliegend, eine stark gebeugte, das Kreuz tragende Person.
Die Hintergründe, die zur Errichtung des nach der Inschrift auf das Jahr 1770 zu datierenden Mehrener Bildchens führten, sind nicht bekannt. Der in der Sohlbank-Kartusche genannte Arnold Schildgen war wohl der Stifter/ Erbauer und zu diesem Zeitpunkt 45 Jahre alt. Im August 1979 wurde das Mehrener Bildchen zerstört und das Relief aus der Bildnische gestohlen. Im Herbst desselben Jahres stellten Mehrener Bürger das Heiligenhäuschen unter Verwendung des vorhandenen Bruchsteinmaterials in seiner Ursprungsform, jedoch mit verwaister Bildnische, wieder her. 1984 wurde die heute vorhandene Bepflanzung um das ursprünglich frei in der Feldflur stehende Heiligenhäuschen angelegt.
Das wiederaufgebaute Mehrener Bildchen mit der Umpflanzung / Winter 2015
© Peter Hartogh, Schalkenmehren
Rekonstruktion der Inschrift in der Sohlbankkartusche
© Roland Thelen, Mehren