Neuer Bahnhof in Jünkerath

Rainer Helfen, Jünkerath

Die Eisenbahn spielt ohne Zweifel eine bedeutende historische Rolle für den Ort Jünkerath. Wolfgang Kreckler, der ehemalige Vorsitzende der Eisenbahnfreunde Jünkerath, beschreibt im Vorwort des Buches „Eisenbahngeschichte des Ortes Jünkerath", dass es ohne die Eisenbahn wahrscheinlich den Ort Jünkerath gar nicht geben würde.

Im Herbst 1868 liefen die ersten Bauarbeiten der Eisenbahnlinie hier in Jünkerath an. Der Ausbruch des Deutsch-französischen Krieges 1870/71 veranlasste den zuständigen Minister, auf eine beschleunigte Fertigstellung der Eifel-strecke zu drängen. So konnte der Abschnitt Kall-Gerolstein bis zum 1. November 1870 fertig gestellt werden. Bis zur Freigabe der Strecke für den öffentlichen Verkehr am 15. November 1870 wurden zunächst 70. 000 französische Kriegsgefangene durch die Eifel transportiert. Die Freigabe für die friedliche Nutzung aufdem Abschnitt Gerolstein - Trier erfolgte 7 Monate später am 01. Juli 1871.

In den vielen Veränderungsprozessen der Gemeinde spielt die Eisenbahn eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Vor- und Nachteile wechseln sich dabei ab. Vor allem die beiden Weltkriege wirken sich negativ aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg muss die zerstörte Infrastruktur wieder aufgebaut werden. Ab den Sechzigerjahren wird der Bahnbetrieb Zug um Zug rationalisiert. Viele Arbeitsstellen fallen der Rationalisierung zum Opfer. Bahnbetriebsgebäude stehen leer und werden z.T. verkauft. Es entstehen Brachflächen, die die Bahn verkommen lässt. Das geschäftliche Leben in der Bahnhofstraße geht aufgrund von Geschäfts schließungen immer mehr zurück. Bahnspezifische Infrastrukturen verfallen ebenfalls und müssen meist auf Druck der Gemeinde auf die Bahn für den Betrieb wieder ertüchtigt werden. Im Bereich der Verkehrsstation (Bahnhof) ist die Ortsgemeinde Jünkerath mit im Boot. Im Jahre 2003 beginnen die ersten Gespräche zur Sanierung der Verkehrsstation, also dem schienengebundenen Anteil der Bahninfrastruktur. Zu diesem Zeitpunkt ist es in Rheinland-Pfalz üblich, dass alle Planungsschritte, Gutachten und Vorbereitungen für solche Sanierungsmaßnahmen von den Sitzgemeinden zu erledigen sind. Die Deutsche Bahn AG und das Land Rheinland-Pfalz sind dabei als Fachbehörden immer mit dabei. Ein hartes Stück Arbeit für die Ortsgemeinde Jünkerath, denn eine Bahnstation baut man nicht alle Tage.

Bahnhof Jünkerath um 1918.
Gemälde aus dem Jahre 2010 des Jünkerather Malers Gottfried Freyer * 05.09.1945, + 22.10.2016
Quelle: Sammlung Ortsgemeinde Jünkerath

Für die Vorbereitungen und Durchführungen der Planungen einschließlich der Genehmigungen bringt die Ortsgemeinde Jünkerath insgesamt 340.000 Euro auf, die zu einem großen Teil vom Land Rheinland-Pfalz als Pilotförderung übernommen werden.

Im Jahre 2014 sind alle Hürden überwunden, die Planungen vom Eisenbahnbundesamt genehmigt. Am 28.03.2014 unterzeichnen die Ortsgemeinde Jünkerath, das Land Rheinland-Pfalz und die DB-AG den Finanzierungsvertrag. Die Vorbereitungen zum Umbau beginnen mit der Rodung des Baufeldes, bevor die Fachfirmen zur Kampfmittelsondierung anrücken. Zum Glück werden keine militärischen Altlasten und Explosivstoffe gefunden. Mit einer ausführlichen Bürgerinformation im alten Bahnhofsgebäude werden alle Beteiligten über die anstehenden Bauarbeiten der Firma Balter aus Losheim und der DB-AG informiert. Pünktlich zum vereinbarten Termin beginnen die Bauarbeiten am 15.06.2015. Der offizielle Spatenstich findet einige Tage später bei strahlendem Wetter statt. Von diesem Tag an wird bis weit in das Jahr 2016 meist „Rund um die Uhr" gearbeitet, denn der Eisenbahnbetrieb auf der Eifelstrecke muss ohne große Unterbrechungen weitergehen. Jeweils beim Ein- und Ausbau der tonnenschweren Behelfsbrücken richtet die Bahn für zwei Tage einen Schienenersatzverkehr ein. Am 19. Juli 2017 ist es dann vollbracht! In Jünkerath wird die Fertigstellung der neuen barrierefreien Verkehrsstation mit vielen Akteuren und der Bevölkerung gefeiert. Pfarrer Mallmann erbittet für die neue Anlage Gottes Segen. Die verantwortlichen Personen der DB-AG, der vielen Baufirmen und die kommunalen Vertreter sind mit dem Ergebnis zufrieden. Jünkerath hat eine wunderschöne, barrierefreie, moderne neue Verkehrsstation.

Die neue Verkehrsstation Jünkerath mit den P&R Anlagen am 23.08.2017

Quelle: Manuel Arenz, Sammlung Ortsgemeinde Jünkerath

Parallel zu diesem Projekt plant die Ortsgemeinde Jünkerath den Ausbau und die Erweiterung der P&R Anlagen. Auch diese werden pünktlich zum 19.07. fertig. Jetzt stehen den Reisenden an der neuen Verkehrsstation insgesamt 136 kostenlose Parkplätze zur Verfügung. Wer mit seinem Elektrofahrzeug, ob Fahrrad oder Auto, anreist, kann diese während der Parkzeit ganz bequem an den dafür zur Verfügung stehenden Ladesäulen aufladen.

Beim Bau der neuen Verkehrsstation haben viele Menschen aus ganz Europa fleißig mitgeholfen. Stellvertretend nenne ich hier die Eisenflechter aus Bosnien, die Betonbauer aus Spanien, die Pflasterer aus Italien, Bulgarien und Rumänien und die Gabionenbauer aus Ungarn. Viele arbeiten seit einigen Jahren in Deutschland mit den hier ansässigen Firmen zusammen.

Nach der Inbetriebnahme erreichen mich viele Glückwünsche zu der neuen Anlage. Besonders stolz machen mich die netten Zeilen einer Person aus Australien, die sich auf einer Europareise befindet.

Die DB-AG, das Land Rheinland-Pfalz und die Ortsgemeinde Jünkerath investieren insgesamt 6,5 Mio. in dieses Projekt. Die Ortsgemeinde trägt dabei 15% aller Kosten als sogenannten „Mehrwert" als Sitzgemeinde. Mit all diesen Maßnahmen garantieren die Hauptakteure der DB-AG und des Landes Rheinland-Pfalz als Bestandteil des Finanzierungsvertrages den Weiterbetrieb des Eisenbahnverkehrs auf der Eifelstrecke für die nächsten 20 Jahre ab der Inbetriebnahme der neuen Verkehrsstation. Die von der Gemeinde erworbenen EisenbahnBrachflächen werden nach der Entwidmung vom Eisenbahnverkehr einer neuen Nutzung als Gewerbeflächen der Ortsgemeinde zur Verfügung stehen.

Ein spannendes Thema bleibt die Gebäudesanierung und spätere Nutzung des denkmalgeschützten Bahnhofs. Die benötigten finanziellen Mittel stehen der Gemeinde derzeit aber nicht zur Verfügung.

Wir als Ortsgemeinde sind stolz auf das Erreichte zur Sicherung und zur Stärkung der wichtigen Eisenbahninfrastruktur in unserer Region. Mögen in Zukunft alle Züge hier in Jünkerath halten!