Vor hundert Jahren an der Westfront verfasst: Zwei Gedichte

von dem damaligen Unteroffizier und späteren Mannebacher Ortsbürgermeister Johann Diederich ( 1 8 9 3 - 1 9 8 2 ), eingereicht von Helmut Müller, Mannebach

Der Unteroffizier Johann Diederich. Von ihm stammen die beiden Gedichte.

Der Mannebach

Im Esch auf der Weide der Mannebach entspringt,
wo manch' Viehhirt seine Lieder singt.
Dann fließt er bergab, zierlich und klein.
In dem Dorf Mannebach kehrt er ein.

Von dort durch hübsche Wiesen sein Lauf,
im Holztal fängt die Elz ihn auf.
Das Dorf Mannebach grüßt er allein,
drum ist des Baches Name auch sein.

Mit der Elz als guter Kamerad treibt er manch' Mühlenrad,
macht sich nützlich überall
und gelangt als Elz ins Moseltal.

Wir Eifeler sind stolz auf solchen Bach,
der uns stets freundlich entgegen lacht.

Quellwasser, dem Durstigen ein Lab,
ist eine wahre Gottesgab.
Es ist stets kühl und gesund.
Ein Lob der Quell im Eifeler Grund!

(17. Juni 1918)

Die Glocke von Mannebach

Auf Schümel sitz ich für den Gesang
der Mannebacher Morgenglocke Klang.
Bei den ersten Sonnenstrahlen, o Freud,
vernehm ich heute das Geläut.

Es weckt die Schläfer aus der Ruh,
zur Arbeit ruft's ihm freudig zu
und bald steigt dünner Rauch
allerorts zum Himmel auf.

Der Morgenkaffee steht bereit,
noch eh der Hahn zum Weckruf schreit.
Von Schümel seh ich zu,
wie überall Leben im Nu.

In den Feldern bald die Sense klingt,
dazu die Lerche freudig singt
und mancher Vogel noch dazu,
der gestört in seiner Ruh.

So geht es fort von Tag zu Tag.
Alles rührt sich beim ersten Glockenschlag.
Und wenn gekommen die Mittagsstund,
so tut es das Glöcklein kund.

Am Abend, wenn es Zeit zur Ruh,
ruft die Glocke dir das Ave zu.
Somit erschallt es durch das Tal,
bis es im fernen Wald verhallt.

(13. Juli 1918)

Diese handkolorierte Aufnahme zeigt den ebenfalls aus Mannebach stammenden gleichnamigen Onkel Johann Diederich, geboren 1843. Er war Mitglied der Kaiserlichen Garde in Berlin und starb 1890 an den Spätfolgen einer Verletzung, die er sich im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zugezogen hatte. Er gehört zu den Vorfahren von Helmut Müller, in dessen Besitz die Gedichte und die Fotos sind.