„Bas Kätt" - die Magd Maria Katharina Thomas aus Gillenfeld

Andreas Mohr, Gillenfeld

Im Jahre 1857 (sehr wahrscheinlich an „Lichtmess" = 2. Februar) wurde Maria Katharina Thomas als Magd für Landwirtschaft, Haus und Garten bei dem Ehepaar Zeimetz in Gillenfeld angestellt. „Sie verdingte sich" - wie man das nannte. Fast jeder Betrieb hatte zu dieser Zeit eine Magd und gegebenenfalls auch einen Knecht für die Arbeit auf dem Bauernhof. Das Haus hieß damals „Müsch Kau". Die Eheleute Zeimetz wohnten zwischen dem Anwesen „Nohn" (früher „Thomas") und dem Haus „Teusch" (heute Pulvermaarstraße 48). Die Eheleute waren kinderlos. Der Ehemann Zeimetz hatte in Oberscheidweiler ein Patenkind. Der Junge hieß Matthias Josef Teusch. Im Alter von etwa 8 Jahren kam dieser Junge zu seinem Paten in die Familie und blieb für immer dort. Die Mutter von Matthias war im Jahr zuvor in Oberscheidweiler gestorben, der Vater hatte wieder geheiratet. Da war das Weggeben des Achtjährigen an den Paten eine nicht unübliche Praxis. Wie Matthias Josef Teusch seinen Kindern immer erzählte, war die Magd Maria Katharina Thomas für Matthias eine starke Bezugsperson. Als die Eheleute Zeimetz gestorben waren, blieb die Magd Maria Katharina Thomas bei dem jungen Landwirt; dies blieb auch so, als Matthias Teusch Ende 1887 bzw. Anfang 1888 heiratete. Als dann im November 1888 das erste Kind auf die Welt kam (insgesamt sechs bis 1899), war die Magd eine wichtige und unverzichtbare Stütze für die junge Familie. Die Kinder nannten die Magd „Bas Kätt". Maria Katharina blieb dann später auch bei den Kindern Teusch als „Familienmitglied" bis zu ihrem Tode. Sie wurde im Alter versorgt und gepflegt wie ein Elternteil. Es wäre zu dieser Zeit absolut unmöglich gewesen, die alte Magd wegzuschicken.

Jubiläumsurkunde der Magd Maria Katharina Thomas

Im Jahr 1897 kam es im Leben der „Bas Kätt" zu einem ganz besonderen Ereignis. Maria Katharina Thomas war zu dem Zeitpunkt 40 Jahre als Magd in ein und demselben Betrieb in Gillenfeld „verdingt". Dies war wegen der damals kürzeren Lebenserwartung sehr selten der Fall. Alle Personen, die die Voraussetzung „40 Jahre in demselben Betrieb tätig" erfüllten, wurden von der damaligen Deutschen Kaiserin „Auguste Victoria", Gemahlin Kaiser Wilhelms II., geehrt. Es wurde eine Jubiläumsurkunde überreicht, die von der Kaiserin persönlich unterschrieben worden war. Maria Teusch - eines der 1889 geborenen Kinder von Matthias Josef Teusch - hat immer wieder den Ablauf der Geschenk- und Urkundenübergabe erzählt: Maria Teusch wurde an diesem Tag 1897 aus der Schule heimgerufen mit den Worten: „Der Landrat kommt zu Bas Kätt". Zu Hause musste sie dann ihrer Mutter helfen, das Haus herzurichten. Dann kam der Landrat von Daun mit der Pferdekutsche, genannt „Die Scheß", von der Winkeler Kreuzung her „die Scheßheck" herunter in den „Teuschen Hof gefahren. Er gratulierte „Bas Kätt", der Maria Katharina Thomas, herzlich zu ihrem Jubiläum und überreichte die Urkunde und ein goldenes Kreuz. Nach einer kurzen Rast fuhr der Landrat wieder fort. Bas Kätt setzte sich an einen Tisch mitten im Hof und es kamen fast alle Dorfleute, um ihr zu gratulieren. Auch der Musikverein - damals hieß er noch „Kriegerverein"- war anwesend und spielte ein Ständchen zu ihren Ehren. Tante Maria Teusch war ganz begeistert, wenn sie diese Geschichte von Bas Kätt erzählte: „Diesen Tag würde sie nie verges sen, es war für alle wie Sonntag.' Da die Kaiserin Auguste Victoria protestantisch war, war das goldene Kreuz als ein Kreuz ohne Christusfigur gestaltet. Matthias Josef Teusch suchte dann einen Goldschmied in Wittlich auf, um von ihm eine Christusfigur für das Kreuz anfertigen zu lassen. Der Goldschmied weigerte sich zunächst und wies dann Herrn Teusch darauf hin, er müsse ein anderes Gold verwenden, denn das Kreuz war aus Mattgold. Ein Christus aus Mattgold würde jedoch sehr teuer und so verarbeitete er ein helleres Gold. Man konnte immer sehr deutlich den Unterschied bemerken.

Das goldene Kreuz ist nicht mehr vorhanden, die Urkunde liegt noch vor (siehe Abbildung). Es ist ein großes Glück, dass Geschichten wie diese, auch wenn sie 120 oder mehr Jahre zurückliegen, mit „deutscher Gründlichkeit" mündlich überliefert wurden.