Oma Frieda ist komisch

Netzwerk Demenz Vulkaneifel bietet Aufklärung
für Schulen und Kindergärten

Gabriele Bußmann, Horperath

Mit Oma Frieda kann man Pferde stehlen. Sie ist die beste Oma der Welt. Seit sie in Rente ist, hat sie viel mehr Zeit für mich. Wir unternehmen schöne Dinge: Kinobesuche, shoppen, Eis essen. Oma Frieda sieht gar nicht aus wie eine Oma. Sie trägt Jeans, genau wie ich. Sie hat eine flotte Kurzhaarfrisur. Genau wie ich. Sie mag AC/DC und Queen. Wie ich. Sie hat ein Mobiltelefon. Ich auch. Sie liebt es, im Internet zu surfen. Genau wie ich. Seit einiger Zeit ist Oma irgendwie komisch. Sie vergisst manchmal, dass ich Anna heiße. Sie nennt mich dann Tanja. Aber so heißt meine Mama. Oma findet ihre Schuhe nicht. Sie verlegt ihren Hausschlüssel. Sie weiß nicht mehr, dass wir uns zum Spielen verabredet haben. Mama weint oft. Sie begleitet Oma jetzt häufig zu Arztterminen. Manchmal, wenn Mama mit Papa spricht, verstummen beide, sobald ich dazu komme. Ich weiß, dass etwas Schlimmes passiert ist. Aber ich weiß nicht, was. Oma sei krank, sagen sie. Man müsse mal sehen, wie es weitergeht mit ihr. Ich habe Angst. Unser Leben verändert sich. Wir sind nicht mehr fröhlich, so wie früher. Kinder und Jugendliche, deren Angehörige an Demenz erkranken, sind nicht selten überfordert. Sie verstehen nicht, wieso sich die Großeltern oder Urgroßeltern zunehmend verändern. Der an Demenz erkrankte Mensch zieht sich mehr und mehr in seine Vergangenheit zurück und verliert das Hier und Jetzt. Im Gegensatz zu dem Kind oder dem Jugendlichen, dessen Orientierung in der Gegenwart verankert und auf die Zukunft gerichtet ist. Das im Oktober 2012 gegründete Netzwerk Demenz Vulkaneifel ist ein Zusammenschluss von ca. 30 Institutionen und Diensten im Landkreis Vulkaneifel und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen zu verbessern.

Durch Information und Fortbildung trägt das Netzwerk zur Enttabuisierung des Krankheitsbildes bei. Es fördert neue Angebote zu einem selbstverständlicheren Miteinander im Landkreis Vulkaneifel. Das Netzwerk widmet sich jährlich einem Schwerpunktthema. Dazu werden Fachleute geladen, die durch Vorträge, Seminare oder Workshops das jeweilige Thema begleiten und somit für Nachhaltigkeit sorgen. In 2020 liegt ein Schwerpunkt auf der Begegnung zwischen Kindern und Jugendlichen und Menschen mit Demenz. Ermöglicht werden sollen Kooperationen zwischen Kindergärten, Grund- und weiterführenden Schulen sowie berufsbildenden Schulen mit Einrichtungen für Menschen mit Demenz. Ziel ist, sich mit dem Krankheitsbild Demenz thematisch über einen längeren Zeitraum auseinanderzusetzen. Auf einfühlsame Art und Weise wird den Kindern und Jugendlichen das Erscheinungsbild der Demenz erklärt. Regelmäßige Begegnungen mit Menschen mit Demenz helfen dabei, Vorurteile und Ängste abzubauen und sorgen für einen respektvollen Umgang miteinander.

An diesem Thema interessierte Einrichtungen (Kindergärten, Schulen, Seniorenunterkünfte) können sich gerne bereits jetzt an einen der Pflegestützpunkte im Landkreis wenden. Im Herbst 2018 startete das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie

unter der Schirmherrschaft von Sabine Bät-zing-Lichtenthäler, Sozialministerin des Landes Rheinland-Pfalz, die Initiative „Kopf und Herz an - Menschen mit Demenz begegnen". Ziel der Initiative ist, Menschen mit Demenz offen zu begegnen und gemeinsam eine neue Kultur des Miteinanders von Menschen mit und ohne Demenz zu gestalten." Das Netzwerk Demenz Vulkaneifel unterstützt die Initiative des Ministeriums durch seine Schwerpunktarbeit vor Ort. Erste Ansprechpartner sind die Pflegestützpunkte Daun (Tel.: 06592/9848777) und Gerolstein (Tel.: 06591/9837946). Die Pflegestützpunkte des Netzwerkes Demenz im Landkreis Vulkaneifel bieten ihre vertraulichen Beratungen für Betroffene und Angehörige kostenfrei an.

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Weitere Informationen finden Sie hier:

https://www.facebook.com/netzwerkdemenz-vulkaneifel/