Der Herr der Pferde

Bernd Schlimpen, Schalkenmehren

War früher alles besser? Als die Landwirtschaft noch blühte in der Vulkaneifel und fast in jedem Stall neben den Kühen ein Pferd stand, das zu den verschiedensten Arbeiten wie zum Beispiel Pflügen oder Heumachen eingesetzt wurde?

Als in den 1950er Jahren der Traktorboom einsetzte, waren die Pferde weniger gefragt. Jedes Dorf hatte zuvor seine Schmiede und seinen kundigen Schmied, der die Pferde beschlug. Heute sind Pferde „Luxustiere" geworden, die in Reiterhöfen oder Reitschulen zum Sport dienen, und mit den Ackerpferden sind auch die Beschlagschmiede fast von der Bildfläche verschwunden. Man muss sie suchen, denn nur wenige wollen diesen traditionellen Beruf noch erlernen.

Bernd Koch aus Steineberg ist staatlich anerkannter Hufbeschlagslehrschmied und im Umkreis von 50 Kilometern ein gefragter Mann. Die Fernsehsendung „Hierzuland" hat ihn bereits zwei Mal als seltenen Handwerker vorgestellt. Durch seine eigenen Pferde entwickelten sich der Wunsch und die Motivation, 1997 eine dreieinhalbjährige Lehre in einer privaten Fachschule für Hufbeschlag zu beginnen. Nach dem erfolgreichen Abschluss war er zwei Jahre als Dozent tätig. 2018 absolvierte er die Prüfung zum Hufbeschlagslehrschmied. Der Titel „Hufbeschlagsmeister" gehört der Vergangenheit an, da dieser Beruf seit 2006 nicht mehr in der Handwerkskammer eingetragen ist. Heute werden in Deutschland jährlich etwa 80 Hufbeschlagsschmiede ausgebildet. „Das sind 40 zu wenig", bedauert der Steineberger. Sein Handwerk übt er überwiegend in den Ställen der Pferdebesitzer aus, die ihn engagieren. Er überträgt die eigene Ruhe auf das ihm anvertraute Pferd, das im Umkreis von drei Metern ohne Hindernisse postiert sein muss. Da er am Arbeitsplatz größere Werkzeuge wie scharfe Hufmesser, eine große Hufschneidezange, eine raue Raspel und einen handlichen Hufhammer benötigt, hat er dafür einen eigens

eingerichteten Bus, der zusätzlich mit einem Amboss und einem gasbetriebenen Schmiedefeuer ausgestattet ist sowie mit vielen weiteren Werkzeugen und natürlich mit Hufeisen unterschiedlicher Größe. Neben dem klassischen Hufeisen kommen heute auch Kunststoffe, Verbundmaterial und Hufschuhe zum Einsatz. Das alles ist nötig, um die Hufe des Pferdes optimal und individuell zu versorgen. Voraussetzung ist die Beurteilung des Pferdes, wobei das Pferd dem Hufschmied vorgeführt werden muss. Danach wird der Beschlagplan erstellt. Die alten Hufeisen werden abgenommen, die Hufe werden bearbeitet und gekürzt. Dann wird das Eisen so geschmiedet, dass es genau auf den Huf passt. Wenn alles richtig gemacht wurde, kann sich das Pferd in allen Gangarten sicher bewegen. Für einen Rundumbeschlag benötigt der Schmied eineinhalb Stunden; dabei ist eine Betreuung durch den vertrauten Pferdehalter angebracht. Die Beschlagsperiode ist fast bei jedem Tier gleich, denn die Hufe müssen in Zeitabständen von sechs bis neun Wochen gekürzt werden. „Die Hufeisen beziehe ich aus dem Hufbeschlag-

Hufbeschlagslehrschmied Bernd Koch aus Steineberg bei der Arbeit in einem großen Reiterhof bei Salm/Rom. © Bernd Schlimpen, Schalkenmehren

großhandel in verschiedenen Größen, wobei anpassende Arbeiten oder Sonderanfertigungen in Handarbeit hergestellt werden. Man denke an Esel, ein eigenes Volk, bei dem man fertige Eisen nicht einsetzen kann", erklärt Bernd Koch. Der Beruf ist körperlich anstrengend, und man muss schon ein Pferdeliebhaber sein, denn beim Beschlagen ist es schon zu Unfällen gekommen. Auch Koch musste schon Rippenbrüche hinnehmen, als ein Tier unnötigerweise erschreckt wurde. „Aber insgesamt

verbringt man schöne Stunden bei der Arbeit, freut sich über gut gelaunte Pferdebesitzer und schmerzfreie Pferde", meint er. Seine Frau Sabine ist bei ihm angestellt, betreut die Kundschaft und bedient das Telefon. Beide kümmern sich liebevoll um ihre eigenen sechs Pferde. Einen großen Wunsch hat Koch: „Die Nachwuchsprobleme müssen behoben werden. Es sollten mehr junge Leute, die sich gern mit Pferden beschäftigen, diese außergewöhnliche Ausbildung machen."