Meine Erinnerungen an die Zeit in der St. Josef Schule in Gerolstein

Endlich oder schade ? Der 1. Schultag am 15. April 1958

Gertrud Eul, Büdesheim

Insgesamt waren wir so um die 80 Kinder, die an diesem Morgen eingeschult wurden. An eine große Einschulungsfeier, wie das heute so üblich ist, kann ich mich nicht erinnern. Der Tag war da und damit basta. Da wir so viele waren, wurden wir in zwei Klassen aufgeteilt, einmal von A bis K und dann von L bis Z. Eine Klasse hatte Unterricht von 8 Uhr bis 10 Uhr, die andere Klasse von 10 Uhr bis 12 Uhr, täglich im Wechsel. Der Samstag war auch ein Schultag. Wir waren eine gemischte Klasse, Jungen und Mädchen zusammen. Der Klassenraum befand sich damals - soweit ich mich erinnern kann - Parterre rechts, letzte Tür. Ab dem 2. Schuljahr hatten wir den ganzen Morgen Unterricht. In dieses 2. Schuljahr fiel auch der Kommunionunterricht. Unser Dechant ließ es sich nicht nehmen, diesen persönlich zu erteilen. Während der Ferienzeit fand der Unterricht in der Kirche statt. Ab dem 4. Schuljahr kam dann der Wechsel von fast 30 Schülern zum Gymnasium. Ab dieser Zeit war dann die Klassengröße übersichtlicher. Trotzdem blieb die Klasse geteilt, in eine reine Jungenklasse und eine Mädchenklasse, in denen aber immer noch einige Jungen verblieben. Im 5. Schuljahr bekamen wir einen neuen Klassenlehrer. Unser Klassenraum befand sich jetzt im oberen Stockwerk der Schule, das war der halb abgetrennte Teil unserer Schulaula. Das hatte oft den Vorteil, dass wir mal Filme mit schauen durften, die im anderen Teil der Aula gezeigt wurden. Im 6. Schuljahr wurden wir in die Rektoratschule ausquartiert. Das war die evangelische Schule, die dort zwei Klassenräume hatte. So einfach war das Zusammenleben mit unseren evangelischen Leidensgenossen nicht, da es von der Obrigkeit nicht gern gesehen wur-

de, wenn wir zusammen spielten. Auf eine Trennung der Konfessionen wurde noch sehr geachtet. Das Jahr in der Rektoratschule ging schnell vorbei.

Im 7. Schuljahr hatte uns die St. Josef Schule wieder. Im 7. Schuljahr wurden wir mit den Schülerinnen des Jahrganges über uns gemeinsam unterrichtet. Im 8. Schuljahr bekamen wir dann das aktuelle 7. Schuljahr dazu. Die Mädchen waren in der Überzahl, aber noch immer mussten sich einige Jungen mit uns rumärgern. Wieso diese Jungen nicht von unserem damaligen Rektor unterrichtet wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Das 7. Und 8. Schuljahr war meiner Meinung nach das Beste, da hatten wir eine ganz liebe Lehrerin. Da sie ausgezeichnete Gitarrenspielerin war, wurde viel gesungen. Sie ging sehr liebevoll mit uns um. Ich glaube, die Jungen hatten es bei unserem Rektor nicht so gut getroffen. In der 8. Klasse kamen dann Schülerinnen und Schüler von der Schule aus Rockeskyll dazu. Anfangs waren wir darüber nicht allzu begeistert. Ich kann mich erinnern, dass unsere Lehrerin in der Klasse gefragt hat, welches Lied wir unseren neuen Mitschülerinnen zur Begrüßung singen sollten. Da kam spontan die Antwort: Nehmt Abschied Brüder. Das anfängliche Misstrauen war aber schnell vorbei und wir haben uns dann sehr gut verstanden. So leicht ist es den Rockeskyllern ja wohl auch nicht gefallen, zu uns nach Gerolstein zu kommen. Der Sportunterricht fand meistens auf dem Schulhof statt. Später als die Turnhalle im Kasselburger Weg fertig war, durften wir diese auch hin und wieder benutzen. Natürlich ging der Hinweg zu Lasten der Turnstunde. Das war auch so, wenn wir zum Sportplatz gingen. So richtigen Sportunterricht wie er heute erteilt

wurde, gab es nicht. Wer mehr trainieren wollte, ging zum Sportverein. Der Religionsunterricht war ab dem 2. Schuljahr Sache der „Geistlichkeit". Der Religionsunterricht war anders als heute in zwei Fächer aufgeteilt: Bibel und Katechismus. Die Bibel wurde vom Klassenlehrer vermittelt, der Katechismus sollte uns vom Dechant oder den Kaplänen beigebracht werden. Sie führten mitunter ein strenges Regiment. Was uns vom ersten Tag an in der Schule beigebracht wurde, war das richtige Aufstellen nach dem Klingeln zum Unterricht. Ob am Morgen oder nach den Pausen, es wurde großen Wert darauf gelegt, dass wir in 2-er Reihen hintereinander standen, Klasse für Klasse rund um die Außentreppe unserer Schule. Der Schulhof für die Mädchen befand sich auf der Vorderseite, der Jungenschulhof auf der Rückseite der Schule. Unser Schulhof war nicht befestigt, besonders bei Regenwetter war das nicht so toll. Ideal war er fürs „Klickerspielen". Im Nu hatte man mit dem Absatz eine Kuhle getreten. Für Hüpfkästen war er auch gut geeignet. Auf der rechten Seite des

Mädchenschulhofs stand noch eine Garage, die auf der linken Seite zum Teil in den Boden gebaut war. Auf dem Hügel neben der Garage stand ein Kastanienbaum. Die Mädchen waren in jeder Pause den stacheligen Kastaniengeschossen der Jungs ausgesetzt. Das war vor allem für die Mädchen mit langen, lockigen Haaren im Herbst kein Vergnügen. Da sind so manche Tränen geflossen; es tat höllisch weh, wenn man diese wieder entfernen wollte. Im Winter war der Hügel natürlich bestens für eine Rutschbahn geeignet. Der Jungenschulhof war geteert und von einer hohen Stützmauer umgeben, die den Hang zum Marktplatz sichern sollte. Im Keller der Schule befanden sich die Lagerräume, die Toiletten und die „öffentlichen" Duschen und nicht zu vergessen die Kochküche, in der wir Mädchen in der 8. Klasse das Kochen lernen sollten.

An meine Schulzeit kann ich mich erstaunlicherweise noch gut erinnern - oder hat möglicherweise meine Fantasie etwas nachgeholfen? Wenn das alles nicht so gewesen sein sollte - seht es mir nach!