Schulausflug - Wandertag

Karl Servatius, Gerolstein

Anders als heute war es früher üblich, Schulausflüge als Wandertage in die dörfliche Umgebung zu gestalten. Mehrmals im Jahr wurden solche Wandertage in der Volksschule durchgeführt. Diese Wandertage waren gleichzeitig Sport-, Musik-, Heimatkunde- sowie Naturkundeunterricht. Natürlich waren auch „Spielstunden" für uns dabei. Für die meisten von uns waren dies auch „Freudentage", denn Wandern bei schönem Wetter in der Natur war allemal schöner als ruhig in der Klasse sitzen zu müssen. Schließlich war die Dorfumgebung ohnehin unser täglicher Spielplatz. Fernseher, Tablet oder Smartphone waren noch Fremdworte. Nur für die etwas „Lauffaulen" war es nicht immer angenehm, ging es doch meist zu drei bis vier Kilometer entfernten Zielen. Im Schulranzen oder im Rucksack (nicht so modern wie heute) waren Butterbrote und meist eine Flasche „Zitsch" (Limonade), die es damals oft auch kostenlos beim Birresborner PhönixSprudel gab, zur Stärkung eingepackt. Da frische Luft bekanntlich ja hungrig macht, war es nicht verwunderlich, dass bereits kurz nach dem Dorfausgang die ersten Butterbrote ausgepackt und gegessen wurden. Auf dem Weg zu den Wanderzielen wurden zunächst einmal Lieder, die zuvor im Musikunterricht eingeübt worden waren, gesungen. Bei zwischenzeitlichen Pausen wurden in den

ersten Schuljahren dann „Räuber und Gendarm" oder „fangen" gespielt. Aus dem Krieg noch vielfach vorhandene Lauf- oder Schützengräben waren beliebte Spielorte dafür. Auch wurde uns die dörfliche Landschaft mit der vielfältigen Fauna und Flora gezeigt und erklärt. Schon in jungen Jahren lernten wir so zum Beispiel die Baum- und Straucharten der heimischen Hecken und Wälder anhand von Blättern, Früchten und Baumrinden erkennen und unterscheiden. Aber auch Feuersalamander, Schlangen oder Blindschleichen waren keine seltenen Schauobjekte, die uns unterwegs begegneten. Nach lila Kühen hielten wir aber noch keine Ausschau. Eines dieser beliebten Ausflugsziele der Volksschule Birresborn waren die Naturdenkmale „Eishöhlen" und „Adam und Eva", die beide nur etwa 500 Meter voneinander entfernt liegen.

Eishöhlen

Die Mühlsteinhöhlen befinden sich im Bereich des Vulkans „Auf der Huck". Mit dem Mittelalter begann auch die intensive Nutzung vulkanischer Schweißschlacken zur Herstellung von Mühlsteinen für Lohmühlen sowie Papier- und Getreidemühlen. In den Mühlsteinhöhlen finden sich noch überall Arbeitsspuren an den Wänden oder der Höhlendecke. Oft sind auch noch eindrucksvolle, teilweise fertig gestellte Mühlsteine im Fels erhalten.

Nachdem etwa ab dem 18. Jahrhundert dort keine Mühlsteine mehr geschlagen wurden, wurden sie zur Lagerung von Bier oder zur Lagerung und Kühlung von Fleisch benutzt. Am ersten Weihnachtstag 1944 wurde Birresborn durch einen Bombenangriff teilweise zerstört. Viele Birresborner haben dann bis zum Einmarsch der Amerikaner am 5. März 1945 vor und in den Eishöhlen Schutz vor Bomben und Granaten gesucht. Sonntags war in dieser Zeit auch eine heilige Messe in einer der Höhlen.

Egal zu welcher Jahreszeit, in den Höhlen ist es immer kühl; im Sommer auch nur wenige Grade über Null. Den Namen Eishöhlen bekamen diese unterirdischen Steinbrüche durch ein Wetterphänomen. Ist es im Winter lange und sehr kalt, so bleibt auch bis zum Sommer viel kalte Luft in der Höhle. Wenn nun Schmelz- oder Niederschlagswasser durch die Vulkanschlacke von oben in die Höhlen eintritt, gefriert dieses Wasser und es entstehen Eiszapfen, die sogenannten Stalaktiten und Stalagmiten in den Höhlen. In früheren Jahren war dies sehr häufig der Fall und so waren die Eishöhlen für uns Kinder immer ein beliebtes Ausflugsziel. Mit einer wärmenden Jacke und Taschenlampen „bewaffnet", konnte man damals noch sehr weit in die Höhlen hinein gehen. Das war aber nichts für Kinder, die Angst (Klaustrophobie) in den dunkeln Höhlen hatten. Da Kinder aber gnadenlos gegenüber Mitschülern sind, war es ein beliebtes „Spiel", in den Höhlen plötzlich die Taschenlampen auszuschalten und so die Angst einiger Weniger noch zu steigern. Heute sind die Winter auch nicht mehr das,

was sie früher einmal waren, und so gibt es seit etwa 20 Jahren solche Eiszapfen nicht mehr zu sehen.

Seit fast 30 Jahren sind vier der fünf Höhleneingänge durch Gitter abgesperrt. Diese Höhlen sind zum Schutz der Fledermäuse, die hier ihren Winterschlaf verbringen, vom 15. Oktober bis zum 31. März nicht zugänglich. Die fünfte Höhle ist das ganze Jahr offen. Die Eishöhlen wurden bereits 1938 unter Naturschutz gestellt.

Adam und Eva

Auf Gemarkung Daxberg stehen zwei inzwischen in die Jahre gekommene Kiefern (Pinus sylvestris). Wegen ihres biblischen Alters von ungefähr 175 Jahren „Adam und Eva" genannt, sind sie wohl die ältesten Kiefern der Eifel. Sie wurden zu Zeiten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. gepflanzt. „Adam" hat eine Höhe von 21 Metern und einem Stammumfang von 320 Zentimetern. Die Partnerin „Eva" ist mit einer Höhe von 20 Metern und einem Stammumfang von 238 Zentimetern etwas kleiner. „Adam" sieht heute noch sehr kräftig und gesund aus. „Eva" dagegen kränkelt etwas, ist stark beschädigt und musste 2010 auch in der Krone saniert werden. Wegen ihrer Besonderheit wurden beide ebenfalls 1938 unter Naturschutz gestellt.

Aber auch das Fach Heimatkunde stand immer wieder im Vordergrund von Schulwanderungen. So wurde schon in den 1950-er Jahren von einem unserer Lehrer (Oskar Hart-

mann) in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Fotografenmeister Nieder eine „Grundkarte" der Birresborner Gemarkung in SchwarzWeiß erstellt. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war es nun, diese Kartenunterlage mit Leben zu erfüllen. Feld- und Flurwege mussten ergänzt und kleinere Gewässer zusätzlich eingetragen werden. Vor allem aber sollten die Wald und Wiesenflächen so genau wie möglich abgegrenzt und ebenfalls farbig in die Karte übernommen werden. Diese Aufgabe, die gleichzeitig für zahlreiche Tage auch Hausaufgabe wurde, führte dazu, dass viele Schüler die recht große Gemarkung Birresborns sehr genau kennenlernten.

Diese „Gemarkungskarte" wurde die Grundlage für eine Anfang der 1960-er Jahre herausgegebene Wanderkarte von Birresborn. Die Wandertage waren dann Tage später Thema von Aufsätzen im Deutschunterricht sowie Vertiefung der vor Ort gefundenen Objekte von Fauna und Flora im Naturkundeunterricht.