für zwei Stunden verlassen durften, aber nur zum Einkaufen, nicht zum Bummeln und nicht alleine, sondern immer in Gruppen. Dafür mussten wir uns bei der Schwester abmelden und wieder anmelden und dann auch zeigen, was wir eingekauft hatten. Was haben wir Zahnpasta, Shampoo und Duschgel gekauft, nur damit wir raus durften! Ob und wann wir spazieren gehen oder ins Kino durften, entschied Schwester Revocata. Sie suchte den Film aus und rief die Dame am Kartenverkauf an, dass zum Beispiel 15 Mädchen vom „Klösterchen" kommen. Später hat sie die Dame nochmals angerufen und gefragt, ob es auch 15 Mädchen waren, denn nebenan war eine Disco und da hätten ja auch einige Mädchen hingehen können, was aber verboten war. Schwester Revocata lag es sehr am Herzen, dass jede schwimmen konnte. Dafür schickte sie einige Mädchen aus der Oberstufe mit ins Schwimmbad, um uns das Schwimmen beizubringen. Nach einer gewissen Zeit wurden diese gefragt, ob wir schon Fortschritte machten, denn wer nicht schwimmen lernte, dem drohte die Schwester an, derjenigen selbst das Schwimmen beizubringen. Heute denke ich, dass es bestimmt interessant gewesen wäre, eine Ordensschwester im Badeanzug in den 1970-er Jahren zu sehen. Im ersten Lehrjahr bekamen wir 60 DM und im zweiten 90 DM im Monat. Unseren Lohn erhielten wir im Büro der Schwester. Dafür mussten wir unser „Kontobuch" mitbringen, wo alle unsere Ausgaben, Einnahmen und das Guthaben eingetragen wurde. Unseren Geldbeutel mussten wir leeren, damit sie überprüfen konnte, ob das Guthaben auch stimmte. In gewissen Abständen kontrollierte Schwester Revocata unsere Kleiderschränke. Wenn nicht alles akkurat gestapelt war, warf sie alles auf den Boden, sodass wir nach Feierabend alles wieder aufräumen konnten. Am liebsten arbeitete ich im Nähzimmer. Besonders Schwester Hedwigis hatte am Anfang viel Spaß mit mir. Zunächst lernte man, auf einer Tretmaschine, dann auf einer elektrischen Maschine. Als ich auch soweit war, dass ich an die elektrische Nähmaschine konnte, gab ich vor Freude richtig Gas, bis die Nähmaschine nicht mehr nähte und einfach stehen blieb. Ich

hatte so eine Ahnung, dass mein Tempo der Maschine nicht gut getan hatte. Ob ich wollte oder nicht, ich musste es Schwester Hedwigis sagen. Diese schaute nach und begann laut zu schimpfen, denn der Faden hatte sich unter der Maschine total verhaspelt und konnte nicht gelöst werden. Schließlich musste ein Monteur aus der Stadt bestellt werden, und ich saß wieder an der Tretmaschine, direkt vor den Augen von Schwester Hedwigis, ach, und Nähen habe ich auch noch gelernt.

Ich denke noch gerne an diese Zeit zurück. Sie hat mir nicht geschadet.

Architektur der Schulung

Versuch einer Darstellung

Lehrmeister sind Architekten, die gemeinsam mit ihren Schülern, am Haus ihrer Bildung bauen Sie verweilen am Fundament, bis es Größeres tragen kann

Wie Bauelemente in Reihenfolge

verarbeiten sie das Wissensgold

Viel zu schwer, dem einen scheint oder zu leicht, der andere meint

Und schaffen Räume, die sie füllen nicht nur um Wissensdurst zu stillen

Werkzeug zum Denken, wer braucht's nicht

Jede Etage mit Balkon erweitert die Sicht Ein Kuppeldach als Top darauf

mit Schiebetor für Blick hinaus

Zeiger die in Köpfen kreisen

halten vor der Zukunft Weisen

Doris Zakrewski, Bleckhausen