Neubau einer Schule

in Niederbettingen (1913)

Nachfolgender Bericht stammt aus dem „Heimatjahrbuch" Hillesheim-Niederbettingen von Prof. Matthias Weber, Niederbettingen eingereicht von Klaus Linden, Niederbettingen

Vorgeschichte

Nach der Reichsgründung 1871 berät der Gemeinderat Niederbettingen mit zunächst erheblichem zeitlichen Abstand dreimal über die Errichtung einer eigenen Schule: 1873 (6. März), 1890 (4. September) und 1893 (17. Juli). Jede dieser drei Sitzungen fand unter dem Vorsitz des amtierenden Bürgermeisters von Hillesheim statt. Der Gemeinderat verhielt sich zunächst sehr zögernd. Er hatte offenbar die große Sorge, wie die Mittel für den sicherlich teuren Schulbau von einer Gemeinde, in der etliche Bürger Tagelöhner waren, aufgebracht werden konnten. In der ersten Beratung (1873) konnten sich die Gemeindeväter noch nicht zu einem Schulbau durchringen. 1890, also 17 Jahre später, kann der Gemeinderat einer Lösung der Schulbaufrage aber nicht mehr ausweichen. Zu drängend werden die Verfügungen der Königlichen Regierung zu Trier und des Königlichen Landrats zu Daun. Nun betont die Gemeinde, nahezu wie in einer Flucht nach vorn, das dringende Bedürfnis der Errichtung einer eigenen Schule in Niederbettingen. Als aufzubringende Eigenmittel zur Herrichtung bzw. Finanzierung des Baues führt

sie a) das vorhandene Baugrundstück und b) 2500 Mark Barmittel an. Das reicht natürlich bei weitem nicht aus. Klar ist jetzt aber, dass die Gemeinde Niederbettingen eine eigene Schule am Ort errichten will. Dennoch ruht die Sache weitere drei Jahre, bis der Königliche Landrat in Daun sie wieder aufgreift.

Beschluss des Gemeinderates von Niederbettingen vom 13. Juli 1883

Bau eines Schulhauses zu Niederbettingen. Nachdem dem Gemeinderath Kenntniß der Verfügung Königlischen Landraths Amtes zu Daun vom 23.6.93 I Nr.2048 gegeben worden und nach eingehender Berathung beschließt der Gemeinderath: a. Das dringende Bedürf-niß der Errichtung einer besonderen Schule in Niederbettingen anzuerkennen, mit dem Hinzufügen, dass dieses auch dem Wunsch der Einwohner von Niederbettingen entspricht. -b. Sich zu erbieten, folgende Mittel zur Herstellung der erforderlichen Räume aufzubringen. 1.) Das für den Bau, Spielplatz und Garten benötigte Terrain der Gemeinde Niederbettingen gehörig, gelegen am Ort und an dem nach Bahnhof Hillesheim führenden Wege -

2.) 1000 M baar aus dem Kassenbestande der

Gemeinde zu entnehmen -3.) 1000 M Werth des Anteihls der Gemeinde

Niederbettingen an dem Schulvermögen

des Schulverbandes Dohm -Zur ferneren Aufbringung von Baarmitteln ist die Gemeinde außer Stand. Aus dem Verkauf von Gemeinde-Eigenthum ist bei dem geringen Werthe desselben und der Armuth der Gemeindeeinwohner ein nennenswerter Erlös nicht zu erwarten. Aus dem Gemeindewald ist durch Holzverkauf auch kein erheblicher Betrag zu erzielen, da aus dem Jahre 1875 ein großer Ueberhieb noch einzusparen ist - herrührend aus einem Windbruch. Zu Hand- und Spanndiensten ist die Gemeinde nicht fähig, da bei der vorhandenen Armut die Leute einen größeren Ausfall an Tagelohn und Arbeitsverdienst nicht tragen können. Ein Darlehen zum Schulhausbau kann die Gemeinde auch nicht aufnehmen, da die Steuerzahler durch den nothwendigen Neubau einer Pfarrkirche auf Jahre hinaus durch Kultursteuern ungebührlich belastet erscheinen Aus diesen Gründen beantragt der Gemeinderath für den Rest der Bausumme die Bewilligung eines Allerhöchsten Gnadengeschenks, ebenso die Übernahme der Kosten der ersten inneren Einrichtung und eine dauernde Staats-beihülfe zur Lehrerbesoldung, v: (vorgelesen) u. (nterschrieben) g. (nehmigt) Blum Fink Kröll Harings Für die richtige Ausfertigung Der Ehrenbürgermeister Schmiz."

Bauprogramm für eine in Niederbettingen neu zu errichtende Schule.

Das Bedürfniß zur Errichtung einer besondren Schule in der bisher dem Schulverband DohmLammersdorf angehörenden Pfarrgemeinde Niederbettingen ist bereits seit längerer Zeit fühlbar geworden. Es gründet sich einerseits auf die rd. 3 1/2 km Entfernung vom Schulorte, insofern der durch das Kylltal führende Schulweg trotz der neu angelegten und verbesserten Wegeverbindungen bei ungünstiger Witterung, insbesondere Schneegestöber, beschwerlich ist, anderseits darauf, dass der Schulsaal in Dohm-Lammersdorf der wachsenden Schulkinderzahl der Gemeinde Nieder-

bettingen nicht mehr genügt und bei fernerem Verbleiben der Kinder in Niederbettingen erweitert werden müsste. Die Zahl der Schulkinder der Gemeinde Niederbettingen belief sich während der letzten 10 Jahre auf 297, hiernach für das Jahr auf 29. Eine Vergrößerung der Zahl der Schulkinder in Niederbettingen ist zu erwarten, da die Einwohner sich fast sämtlich von der Landwirtschaft ernähren. Es werden daher erforderlich sein:

1.) Ein Schulsaal für 34 Kinder mit einem Flächeninhalte von 39,55 qm. 2.) Eine Wohnung für einen verheiratheten Lehrer, bestehend aus einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer, einer Küche, Flur und Vorrathraum im Erdgeschoß, einer Kammer auf dem Speicher, sowie aus einem angemessenen Speicher und Kellerraum, Stallung für eine Kuh, ein Kam und zwei Schweine nebst Futterraum. 3.) Drei Abtritte und eine Pissoiranlage für die

Familie des Lehrers und die Schulkinder. Ein Laufbrunnen mit gutem Trinkwasser befindet sich 25 m von der Baustelle entfernt. Der Spiel- und Turnplatz für die Schüler und der Garten für den Lehrer kann beim Schulhause erworben werden Die etwa 9.700 M. Betragenden Kosten sollen wie folgt gedeckt werden. 1.) durch ein erbetendes Allerhöchstes

Gnadengeschenk in der Höhe von 7.100 M. 2.) aus dem Antheile an dem Schulhaus zu

Dohm-Lammersdorf 1.000 M. 3.) durch Baarbeiträge der Gemeinde. 1.000 M

zusammen wie umstehend 9.7000 M. Daun, den 9. März 1894. Der Königliche Landrath von Ehrenberg (Unterschrift)

Zur Finanzierungsgeschichte

Über ein Jahr später reicht die Königliche Regierung zu Trier mit einem Gutachten der Abtheilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten vom 27. März 1896 die Schulbauangelegenheit in Niederbettingen weiter an die Königliche Regierung in der Hauptstadt Berlin. Zweck des Schreibens ist die Bewilligung eines Gnadengeschenks für die Gemeinde Niederbettingen. Zur Begründung heißt es u.a. in dem Gutachten.

Die Einwohner der Gemeinde Niederbettingen leben in sehr kümmerlichen Verhältnissen. Nur 6 Haushaltungen zahlen thatsächlich Einkommensteuern, während 26 zu fingierten Sätzen derselben veranlagt sind. Die Gemeinde an sich ist ohne nennenswerthes Vermögen. Es muß daher die Bewilligung eines Gnadengeschenkes von 6.800 M. Dringend befürwortet werden.

Königliche Regierung, Abteiheilung für direkte Steuern, Domänen und Forste Unterschrift

Alle Erwartungen sind nun auf die Staatsregierung in Berlin gerichtet. Wird sie für wesentliche zu verbessernde Schulbedingung der Schulkinder im kleinen, armen und abgelegenen Eifeldorf Niederbettingen in ihre „Gnadengeschenk-Schatulle" greifen? Das Ministerium der geistlichen, Unterrichts und Medicinal-Angelegenheiten zu Berlin antwortet sehr rasch, schon mit Schreiben vom 6. Juli 1895. Aber wie enttäuschend! Kein Gnadengeschenk, Fehlanzeige! Auch die Kassen für Gnadengeschenke in Berlin sind leer. Zur Rekonstruktion der weiteren Finanzierungsgeschichte fehlten uns für mehr als 11/2 Jahrzehnte (immerhin 17 Jahre) die Quellen. Erst im Januar 1912 erfahren wir wieder Neues. Der Kreisbaumeister Krähe in Daun bringt das Schulprojekt Niederbettingen mit Schreiben vom 10 Januar 1912" nach Abänderungen wieder zur Vorlage. Es scheint nicht nur die Finanzierung des Schulhaus gesichert, sondern auch der Bau selbst in greifbare Nähe rückt. Jedenfalls bittet der Dauner Landrat Weismüller (1907-1922) mit Schreiben vom 20. März 1913 die Königliche Regierung zu Trier um Besetzung der Lehrstelle in Niederbettingen.

Zur Baugeschichte und Eröffnung der Schule. Hierzu überliefert die Niederbettinger SchulChronik einen authentischen handgeschriebenen Bericht vom 20. April 1913. Er ist der erste in der Chronik überhaupt und stammt aus der Feder des ersten, in dieser Zeit jedoch noch nicht ernannten Lehrers Matthias Karls (*1881). Den folgenden Auszug aus dem Bericht haben wir für den Abdruck in diesem Heimatbuch übertragen. Lehrer Matthias Karls schreibt darin wie folgt:

In der Frühjahrsschulvorstandssitzung (des Schulverbandes Dohm) wurde der Antrag gestellt, in Dohm einen größeren Saal zu erbauen oder eine der Gemeinden Niederbettingen und Bewingen vom Schulverband abzutrennen. Vernünftigerweise erklärte dann damals Niederbettingen mit ungefär 40 Kinder eine eigene Schule zu bauen. Als bald wurden Vorbereitungen zum Neubau getroffen. Den Bauplan entwarf Herr Kreisbaumeister Müller in Daun (auch Kreisbaumeister Krähe); die Ausführungen wurden dem Herrn Bauunternehmer Nikolaus Bauer aus Stroeich übertragen, der den Neubau zu voller Zufriedenheit der Behörde sowohl als auch der Ortseingesessenen bis zum 1. April 1913 fertig stellte. Man hoffte nun auch mit Beginn des neuen Schuljahres die Schule eröffnen zu können, aber es war bis zum selbigen Tage noch kein Lehrer ernannt. Auf Antrag des Herrn Ortsschulinspektors an die Kgl. Regierung zu Trier wurde dann die Schule vorläufig am 2. April eröffnet und der Lehrer Karls von Dohm mit der Vertretung betraut. Nach kurzer Ansprache des Herrn Schulinspektors begann der Unterricht. Die offizielle Eröffnung fand am 16. April statt. Nach voraufgegangenem feierlichem Hochamt in der Pfarrkirche bewegte sich die Prozesision nach der festlich geschmückten Schule. Nachdem der Bau von außen eingesegnet, eröffnet Herr Bürgermeister Vogler von Hillesheim die Schule und Übergabe ihrer Bestimmung. Herr Schulrat Gürten, Herr Landrat Weismüller und Herr Kreisbaumeister Müller waren leider verhindert, an der Feier teilzunehmen. Nachdem die Kinder und die zahlreich erschienenen Bewohner Niederbettingens sich im Schulsaal versammelt hatten, vollzog Herr Pfarrer Marx unter sinnigem Ritus die Einsegnung des Kruzifixes, heftete es an die Wand und segnete darauf alle Räume ein. Der Schüler Peter Blum deklamierte zur Schuleröffnung ein Gedicht. Herr Pfarrer und Ortsschulinspektor Marx gedachten in kurzer Rede der Bedeutung der heutigen Feier und des notwendigen Zusammenwirkens von Schule und Elternhaus; Herr Bürgermeister Vogeler sprach über die Vorgeschichte u. Entstehung des neuen Schulhauses und wünschte Glück und Segen für die Zukunft. Das gemeinschaftliche Lied, Gelobt sei Jesus Christus bildete den Schluß der Feier.

Lehrer Matthias Karl Marx bekam die neue Stelle. In der Niederbettinger Schul-Chronik (S.2) notiert er bald darauf: (Besetzung der Schulstelle Niederbettingen. Mit dem 1. August 1913 wurde Lehrer M. Karls aus Dohm auf seinen Wunsch an die Schule Niederbettingen versetzt". Er wirkte hier 15 Jahre bis zu einer Versetzung nach Köln 1928.

Danach waren folgende Lehrerinnen und Lehrer in Schule Niederbettingen tätig: (1928 - 1950) - Lehrer Paul Meilert (1946 - 1947) - Hilfslehrerin Hildegard Meilert, Tochter von Lehrer Paul Meilert (1950 - 1955) - Lehrer Reinhold Bednarzyk) (1955 - 1965)- Lehrer August Meyer (1965 - 1968) - Lehrer Suttorp Averberg