Meine Schulzeit - Ein Blick zurück

Gaby Schmidt, Mehren

Als ich kürzlich meine Fotoalben noch einmal zur Hand nahm und etliche alte Bilder aussortieren wollte, weil ich die meisten digitalisiert habe und sie inzwischen auf dem Computer anschauen kann, fiel mir ein Büchlein in die Finger auf dem stand: Mein letztes Schuljahr! Ich schlug es auf und auf der ersten Seite konnte ich lesen:

Denk gern an deine Schulzeit, die schön und sorglos war.

Im Bild dich zu erinnern, ist dieses Album da. Daneben klebte ein Foto von mir, ich saß in meiner Schulbank und hatte ein „Ringbuch" (ob es so etwas heute überhaupt noch gibt?) vor mir liegen. Ich blätterte weiter. Auf der nächsten Seite befand sich das gleiche Foto, nur etwas größer. Daneben war meine Schule im Foto verewigt. Heute ist in dem Gebäude unser Bürgerhaus untergebracht. Als ich weiter blätterte kamen zwei Fotos meiner Klassenkameradinnen und Klassenkameraden mit unserem Lehrer zu Tage und eines mit meiner

Freundin auf unserer Schulbank. Die letzte Seite zierte ein Foto unseres Lehrers, der uns die besten Wünsche für den weiteren Lebensweg mitgab.

Ich saß da, das Album in der Hand und Erinnerungen wurden wach: Eingeschult wurde ich Ostern 1959 in der Volksschule in Mehren. So weit ich mich an diesen Tag noch erinnern kann, gab es damals noch keine Schultüten. Ich weiß nur noch, dass ich an der Hand meiner Mutter den ersten Gang zur Schule hinter mich brachte. Da ich ein zurückhaltendes Kind war, hatte meine Mutter schon Sorgen, dass ich Schwierigkeiten machen würde. Aber da hatte sie sich umsonst gesorgt. Vom ersten Tag an bis zum letzten ging ich mit Freude zur Schule. Ich lernte gerne und fleißig.

Rechnen, Geschichte und Deutsch waren meine Lieblingsfächer. Es gab noch keine Taschenrechner, Smartphones oder Computer. Wir mussten noch im Kopf rechnen. Schnellrechnen hieß es oft. Wir stellten uns dann alle neben unsere Bank, der Lehrer gab uns Rechenaufgaben und wer sie als erster wusste, durfte sie in die Klasse rufen und sich hinsetzen. Das war für uns ein Ansporn, denn niemand wollte als letzter noch stehen. Wenn wir einen Aufsatz schrieben, gab es keine Fehlersuche durch den Computer. In Deutsch gab es oft „Gedichte" zu lernen. Das machte mir eigentlich auch Spaß. Nur wenn sie allzu viele Strophen hatten, ging ich mit Unbehagen an die Arbeit. Aber wir mussten sie auswendig lernen. Ich denke da an den Zauberlehrling.

Oh, wie hasste ich dieses Gedicht. Wir haben es in Etappen gelernt. Wenn man ganz am Schluss anlangte, hatte man die erste Strophe wieder vergessen. Einige Gedichte blieben noch in meinem Gedächtnis haften. Das sind die, welche ich von Anfang an gerne mochte und auch schnell auswendig lernte. Sportunterricht hatten wir auf dem Schulhof oder auf dem Fußballplatz, denn eine Turnhalle gab es damals noch nicht. Die wurde erst später mit der neuen Grundschule errichtet. Auf dem Sportplatz befanden sich eine Laufbahn und eine Weitsprunganlage auf der wir für die Bundesjugendspiele trainieren konnten. Es war natürlich keine Tartanbahn. Eine ganz normale Laufbahn rund um den Sportplatz. Und die Weitsprunganlage war auch nichts anderes als ein großer Sandkasten mit einem Holzbrett zum Absprung. Übrigens hatten wir auf dem Schulhof auch so ein Ding. Einmal im Jahr fand das Sportfest statt. Disziplinen waren: Weitsprung, Werfen und 100 m Lauf. Im Laufen war ich ganz gut, Weitsprung ging auch noch. Nur das Werfen machte mir Schwierigkeiten. Anstatt „weit" zu werfen, wie der Name es schon sagt, warf ich immer in die Höhe. Das machte sich natürlich beim Abmessen bemerkbar. Und dadurch fehlten auch die Punkte für eine Siegerurkunde. Ich bekam als Trost aber eine Anstecknadel. Unser Schulhof war nicht gepflastert, sondern nur mit Lava aufgefüllt, so dass wir ohne Mühe Löcher in den Boden machen konnten, um in der Pause Klicker zu spielen. Darin war ich gut. Lehmklicker tauschten wir für Glasklicker. Für 10 Lehmklicker erhielt man einen Glaskli-cker. Ich hatte viele Glasklicker. Im Winter, wenn es schneite, gingen wir gemeinsam mit unserem Lehrer Schlitten fahren. Wir hatten einen speziellen Berg, den „Klüt-scheberg" oder den Nast. Dort sind wir dann hin und es ging in wilder Fahrt hinab. Schneeballschlachten standen auch auf dem Programm. Heute sind sie in der Schule verboten. Es könnte ja ein Kind verletzt werden. Blaue Flecken und aufgeschlagene Knie gab es zu Genüge. Die wurden dann zu Hause verarztet. Zu der Zeit gab es auch noch keine Ski- oder Schneeanzüge. Wir hatten unseren Anorak, eine normale Stoffhose, Stiefel, Mütze und

Handschuhe an. Wenn wir bis auf die Haut durchnässt waren, durften wir nach Hause. Die nassen Kleidungsstücke wurden über dem Ofen getrocknet, Mama machte einen warmen Kakao und dann sah die Welt wieder besser aus.

Wir haben auch sehr viel gelernt, zwar anders als heute. Es gab ja noch keinen Computer, wo man mal schnell bei Google oder Wikipedia nachschlagen kann. Wenn ich an den Geschichtsunterricht denke, er hat mich geprägt. Ich lese heute mit Abstand am Liebsten historische Romane oder Sachbücher. An unserer Schule gab es drei Klassen mit jeweils drei Jahrgängen, 1.2., 3.4.5. und 6.7. 8. Schuljahr. Ich durfte das 9. Schuljahr noch erleben. Der Unterricht begann um 8.00 Uhr und endete um 13.00 Uhr. Zwischendurch gab es natürlich auch Pausen. Ich erinnere mich, dass ganz am Anfang meiner Schulzeit auch samstagsvormittags Unterricht stattfand. Meistens hatten wir Mädchen dann Handarbeit und die Jungen Turnen oder Fußball. Es war eine schöne Zeit, meine Schulzeit. Es lief alles noch viel ruhiger ab. Hektik und Stress waren Fremdwörter. Wir hatten noch viel Freizeit und konnten nach den Hausaufgaben unseren „Hobbys" nachgehen. Natürlich wurden auch Streiche verübt. Das gab es immer und wird es auch weiterhin geben.

Wenn ich an die vergangene Zeit zurückdenke, manifestieren sich wieder so viele Dinge und sie alle aufzuschreiben, würde den Rahmen sprengen. Nur so viel möchte ich noch sagen, dass ich gerne und vielleicht auch mit etwas Wehmut an meine Schulzeit denke. Die Jahre verflogen in Windeseile und an meinem Sohn konnte ich erkennen, wie sich das Lernen mit den Jahren verändert hat. Aber auch in unserem Alter muss man mit der Zeit gehen. Smartphone und Computer sind im Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch muss dies alles mit Vorsicht behandelt werden. Manchmal frage ich mich, wie wir damals ohne all diesen neumodischen Kram zurechtgekommen sind.

Doch vieles ändert sich im Laufe des Lebens. In diesem Sinne an alle noch lernenden Seniorinnen und Senioren: Man wird so alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu!!!!