Schalkenmehren macht Schule

Peter Hartogh, Ortsbürgermeister von Schalkenmehren

In der Martin Str.2 (früher Haus Nr.36) wurde ab 1822 Schulunterricht, in einem eingeschossigen Haus mit Flachdach und Blechpfannen erteilt.

1825 wurde das Unterrichtswesen in der preußischen Rheinprovinz reformiert, mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht, durch einen Kabinettsbeschluss am 14. Mai desselben Jahres. So entstand 2 Jahre später neben der St. Martins Kirche ein neues Steingebäude. direkt an der Hauptstraße. (siehe Foto)

Ausschnitt aus einer alten Postkarte Anfang 1900 Schulgebäude 1827-1913

Doch im Laufe der Geschichte dieses Gebäudes, gab es immer wieder klagen. Die beschränkten finanziellen Mittel führten zu problematischen Zuständen, wie Feuchtigkeit, sehr alte Schulbänke, eine Lehrerwohnung, die als ungesund und zuletzt als baufällig

beschrieben wurde. Die Straße vor der Schule war als Spiel - und Turnplatz viel zu klein und gefährlich. Durch den Bau der Eisenbahn passierten viele Fuhrwerke den Weg. Am 14.06.1911 beschloss der Gemeinderat, nach eindringlichen Appellen des Regierungsbaurates einen Schulneubau, der im Jahr 1913 begann. Vorher konnte die Gemeinde das hinter der alten Schule liegende Gartengrundstück kaufen. Es ist der Aufmerksamkeit eines Bürgers zu verdanken, dass dieser im letzten Jahr im Internet, eine Baugewerks - Zeitung vom 26. Juli 1913 entdeckte und diese ersteigern konnte. Darin befand sich der Leitartikel:

"Vorbildliche, ländliche Schulhäuser".

Zitat: „Wir haben heute und in nächster Nummer Gelegenheit, eine Reihe von wirklich reizvollen Schulhäusern zu veröffentlichen, die Kreisbaumeister Müller in Daun i. Eifel in seinem Amtsbezirk errichtet hat. Größtenteils handelt es sich darum, einklassige Schulgebäude mit Wohnung für den verheirateten Schulleiter zu schaffen, Kreisbaumeister Müller hat sich aus der Zwangslage, welcher Zweckbestimmung, Schulhaus oder Wohnhaus der Vorrang gegeben werden soll, trefflich befreit. Er hat es gut verstanden, den jeweiligen Verhältnissen entsprechend, die eine oder andere Seite zu betonen. Alle Bauten atmen den Geist unser Zeit, fügen sich aber trotzdem gut der Landschaft und dem Ortsbild ein. Am reinsten betont der Schulhaus-Charakter die Schalkenmehrener Schule. Vier große die ganze Fensterfront einnehmende Fensteröffnungen lassen in breiten Strömen Licht und Luft in den Schulsaal, der für etwa 80 Kinder bestimmt ist, hinein fluten. Gleichzeitig wird aber in den oberen Stockwerken für den Lehrer eine angemessene Wohnung geschaffen. Auch hier ist durch reichliche Fensteröffnungen für Luft und Lichtzutritt bestens gesorgt. Das Dach erhöht die Wirkung des ganzen Baues reizvoll."

Der Entwurf des Schulneubaus von 1914 von Kreisbaumeister Müller

Der dann erfolgte Neubau der Schule hat bis heute Bestand. Das Gebäude steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Bis 1960 galt der von Kreisbaumeister Müller konzipierte Schulbau als zweckmäßig und ausreichend. Aufgrund stetig steigender Schülerzahlen begann man 1960 mit einem Erweiterungsbau. Durch den Anbau entstand ein neuer Schulsaal, Pausenhalle und ein Lehrmittelzimmer. Die marode Toilettenanlage wurde abgerissen. Das Schulmobiliar wurde komplett erneuert. Neben den neuen Sanitäreinrichtungen wurde eine Ölheizung installiert. Der im Keller befindliche 63qm große Werkraum des neuen Anbaus sollte für Gemeinderatssitzungen genutzt werden. Durch die Umstrukturierung der Volksschulen in Rheinland Pfalz wurde der Schulbe-trieb1972 zentral nach Mehren verlegt. Die ehemalige Lehrerwohnung wurde privat vermietet und der neue Schulsaal wurde das

Domizil eines Glaskünstlers. Doch dann verzichtete die Gemeinde auf die Mieteinnahmen, um ihrer kulturellen und gemeinschaftlichen Aufgabe gerecht zu werden. Seit 1993 befindet sich das Heimweberei Museum im alten Schulsaal. Das Museum wurde 1997 durch die Hinzunahme der alten Lehrerwohnung wesentlich erweitert. Der neue Schulsaal wurde als Versammlungsraum der Gemeinde für Ratssitzungen und Vereine genutzt, zeitweise auch für Fortbildung und Kurse. Der Keller diente als Jugendraum. 2017 kam es dann zur Dorfmoderation. Der lange Wunsch der Bevölkerung nach Modernisierung der Sanitäranlagen und einem Erweiterungsbau konnte durch einen Ratsbeschluss die alte Schule zu einem Mehrgenerationhaus auszubauen, jetzt realisiert werden. Eine Jahre lang geführte Diskussion konnte beendet werden. Das Architektur Büro Prof. Krings in Daun wurde mit der Planung beauftragt. Auf der Grundlage der Entwurfsplanung vom 12.09.2017 hier die Baubeschreibung von Prof. Dipl.Ing.Walter Krings: Das Bauvorhaben ,Alte Schule' Schalkenmehren ist als Um- und Erweiterungsbau zum Kultur- und Mehrgenerationenhaus vorgesehen. Die Baumaßnahme gliedert sich in vier Bauteile: Neubau Saal II, Ausbau Bestandsgebäude Saal I, Versorgungsanbau, Ausbau Jugendtraum

NEUBAU SAAL II

Der bestehende Saal im Altbaugebäude mit einer Fläche von 66 m2 wird um einen Saalanbau an der westlichen Gebäudeseite erweitert. Dieser Anbau wird als moderner Flachdach-

Die maarseitige Ansicht des Erweiterungsbau Mehrgenerationenhaus

kubus an das bestehende denkmalgeschützte ehemalige Schulgebäude angebaut. Der klassischen Architektur des denkmalgeschützten Altbaus wird ganz bewusst eine zeitgenössische Schicht moderner Architektur entgegengestellt. Aufgrund vorgegebener Zwänge (Grundstücksgrenze und Zufahrt Parkplatz) entsteht eine polygonale Grundrissform. Der Saal hat eine Größe von ca. 94 qm. An der Nordseite des Neuen Saales ermöglicht ein großzügiges Panoramafenster einen ausgezeichneten Maarblick. Der kubische Saalanbau wird auf einem zurückgestellten Betonsockel in Holzrahmenbauweise mit einer Brettstapeldecke errichtet. Die Auskragung des Saales zum Schalkenmehrener Maar hin wurde bewusst gewählt, um den Baukörper als leicht schwebend über der Geländekante zum Maar zu etablieren. Die horizontale Holzverschalung setzt bewusst einen Akzent zur konventionellen Putzfassade des Altbaus. Die Anforderungen an den Wärmeschutz werden berücksichtigt. Der vorgesehene Innen Ausbau ist eher schlicht und vornehm zurückhaltend, dargestellt in moderner Ausprägung. Aufgrund der vielseitigen Nutzung und Ansprüchen von kleinen und großen Veranstaltungen werden beide Säle durch eine mobile Trennwand geteilt. Den Anforderungen an eine hinnehmbare Raumakustik wird Rechnung getragen.

AUSBAU BESTANDSGEBÄUDE SAAL I

Über das vorhandene Foyer werden die beiden Säle sowie der Versorgungs-Anbau erschlossen. Der vorhandene Saal I im Bestandsgebäude wird entsprechend den baurechtlichen

Anforderungen für Belichtung und Brandschutz ertüchtigt. Die Boden und Wandflächen werden renoviert, in Anlehnung an den Saal Neubau.

VERSORGUNGSANBAU

Der bisherige kleine Anbau an der östlichen Gebäudeseite beinhaltet die bisherige WC-Anlage und eine kleine Küche. Hier erfolgt ein Abbruch, damit ein zeitgemäßer Versorgungsbereich mit Toilettenanlage für Damen und Herren, Behinderten-WC und Küche mit Lager einschließlich Stuhllager errichtet werden kann.

Dieser Anbau wird als eingeschossiger Flachdachbau an das Bestandsgebäude angelehnt. Die baurechtlichen Vorgaben für die WC-Anlagen sowie das Behinderten-WC werden eingehalten. Ausstattung und Innenausbau werden eher schlicht gehalten, aber zeitgemäß modern in der Ausprägung. Die Anforderungen an den Wärmeschutz werden berücksichtigt. Die Gebäudeaußenflächen erhalten eine Wärmedämmfassade mit glatter Putzstruktur.

Ausbau Jugendraum

Im Untergeschoss des Bestandsgebäudes wird an der Nordseite ein Gruppenraum für die Jugend errichtet. Die notwendigen Versorgungsbereiche wie getrennte WC Anlage, Küchenzeile und Abstellraum werden ebenfalls neu errichtet. Das gesamte Untergeschoss wird den brandschutztechnischen Anforderungen angepasst. Die Räume werden einfach renoviert. Nach der Fertigstellung der langersehnten Baumaßnahme am Ende des Jahres 2019 wird Schalkenmehren seinen Bewohnern und Gästen ein zeitgemäßes Domizil für Veranstaltungen und Zusammenkünfte aller Art bieten können.

Möge die Investition unterstützt und gefördert, dankenswerterweise durch das Land Rheinland- Pfalz, ein Erfolg für das dörfliche Miteinander und das kulturelle Leben in Schalkenmehren werden.

Ein Zukunftsdorf macht dann Schule.

Quellenangaben:

Dorf - u. Schulchronik der Gemeinde Schalkenmehren Baugewerks-Zeitung Nr.60 45.Jahrgang Unterlagen Archtekturbüro Prof.Dipl.W.Krings