Wo Kirchenpatrone Wanderwegen ihren Namen geben

Werner Schönhofen, Leutesdorf

Die Eifeler waren seit jeher ein frommes Völkchen. Vierzehn Nothelfer sollten früher die Menschen vor Krankheiten beschützen. Doch wer heute krank ist, sucht den Arzt auf. Es gibt Fachärzte der verschiedensten Richtungen, die nicht nur in den großen Zentren anzutreffen sind. Vielleicht versorgt man sich fürs Erste auch mit einem Medikament aus der nahen Apotheke. Gegen Krankheiten ist man im Normalfall versichert; Behandlung und Medikamente bezahlt die Krankenversicherung weitgehend. Das war bei unseren Vorfahren nicht so. In einer geldarmen Zeit gab es viel weniger Ärzte und Apotheker, man war auf Heilkundige anderer Art angewiesen. Eine Krankenversicherung existierte nicht, und so setzte man oft auf die Kenntnis heilkräftiger Kräuter, auf Gottvertrauen und die Fürbitte bestimmter Heiliger. Aber nicht nur bei Krankheit versicherte man sich der Heiligen, Not im Alltag unserer Vorfahren war recht vielfältig. Als Helfer in Notfällen galten die 14 Nothelfer. Im Liturgischen Kalender der katholischen Kirche finden wir ihr Fest am 8. Juli. Mancherorts wird auch der ein oder andere Nothelfer durch einen anderen ersetzt. Viele Kirchen und Kapellen sind ihnen geweiht, wobei Vierzehnheiligen in Franken wohl die bekannteste ist.

Aber auch Viehheilige waren bei den Bauern ihrer Verehrung gewiss. In einer Zeit da die meisten Menschen auf dem Lande der Landwirtschaft verhaftet waren, bedeutete die Krankheit oder gar der Tod des Viehes einen nicht minder herben Verlust wie der Tod eines Menschen, ja oft den Ruin. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die fromme Bevölkerung sich Schutz und Fürbitte von bestimmten Heiligen erhoffte. Es gab einige Eifeler Bauernheiligen, die bei Krankheit des Viehes angerufen wurden. In vielen Dorfkapellen finden wir ihre

Statuen auf den Altären. So war St. Antonius der Eremit zuständig für die Schweine, St. Wendelin für die Schafe, St. Brigitta für die Kühe, St. Mauritius für die Pferde. Entsprechend werden die Heiligen mit ihren schutzbefohlenen Tieren dargestellt. So finden wir immer wieder Nothelfer oder Viehheilige in Statuen dargestellt in Kirchen und Kapellen. In der Ferienregion Pulvermaar bei Gillenfeld in der Vulkaneifel sind auch drei Wanderwege nach ihnen benannt. Man erreicht die Orte mit dem Pkw über die A 48, Ausfahrt Mehren in Richtung Gillenfeld. Einzelheiten kann man dem Internet www.ferienregion.pulvermaar entnehmen.

Rund um Ellscheid führt der Antoniusweg, benannt nach dem örtlichen Kirchenpatron. Antonius wurde um das Jahr 251 in Ägypten im Dorf Keman bei Heraclea geboren. Er genoss dort bereits so große Verehrung, dass er sich in die Wüste zurückzog. Doch seine Jüngerschar wurde immer größer, so dass aus dieser Einsiedlergemeinschaft sich eine Mönchsgemeinde bildete; daher gilt er als Vater des Mönchtums. Er starb 356 und wurde zunächst von den morgenländischen Kirchen der Kopten, Syrer und Byzantiner verehrt; seine Verehrung im Abendland begann im 12. Jahrhundert. Er wird oft mit einem Schwein dargestellt, da man ihn offensichtlich bei Schweinekrankheiten anrief, so dass er in Teilen der Ei-fel den despektierlichen Namen „Ferkelstünn" hat. Als Schutzpatron für die Schweine und andere Haustiere, für die Schweinehändler, Hirten, Metzger, Bürstenbinder, Handschuhmacher, Glöckner, Korbmacher und Totengräber ist er wohl sehr beschäftigt, hinzu kommt noch, dass er angerufen wird in Feuersnot, bei „feurigen" Hautkrankheiten wie Gürtelrose, Rotlauf der Schweine und andere Seuchen. Sein Namenstag ist der 17. Januar. Er wird oft

als Büßer in einem härenen Gewand und mit dem T-Zeichen, dem sogenannten Antoniuskreuz, an dem manchmal Glöckchen hängen, dargestellt. Zu den eindrucksvollsten Werken der europäischen Malerei gehören die Darstellungen der Versuchung des Heiligen Antonius, deren er sich in der Wüste erwehren musste. Dabei erscheint der Teufel als verführerische Jungfrau.

Ausgangspunkt des Antoniusweges, der rund um Ellscheid führt, ist der Antoniusplatz in Ellscheid. Zunächst führt ein schmaler Pfad ins Laubachtal bei Gillenfeld und dort zur Waldschule und zum Walderlebnispfad. Im Dorf Saxler gelangen wir zur Wendelinuskapelle. Mürmes und Mittelweiher sind ehemalige Fischweiher aus kurtrierischer Zeit, die wieder geflutet werden. Der Weg ist 12 Kilometer lang und führt durch eine schöne Landschaft. An vielen Punkten finden wir Tafeln des Ellscheider Dorfrundganges mit interessanten Erläuterungen.

Vom Bürgerhaus in Niederwinkel führt der Apolloniaweg auf rund 13,7 Kilometer durch die Eifellandschaft. Die Wachholderheide am Naturschutzgebiet Geisert ist ein markanter Punkt auf dem Weg, der aussichtsreich verläuft. Apollonia ist die örtliche Kirchenpatronin. Sie ist eine frühchristliche Heilige des dritten Jahrhunderts, die zur Zeit des Kaisers Decius in Alexandrien ihren Märtyrertod fand. Da sie ihrem Christenglauben nicht abschwören wollte, schlug man ihr die Zähne aus. So wird sie immer mit einer Zange dargestellt. Ihr Gedenktag ist der 9. Februar. Der Dritte im Bunde der Namengeber für einen Wanderweg ist der Heilige Wendelinus, dem das Dorfkirchlein in Immerath geweiht ist. Als iro-schottischer Königssohn soll er auf die Krone verzichtet haben und sich auf eine Pilgerreise nach Rom begeben haben. Er kam jedoch nur bis in die Gegend von Trier, wo er sich als Hirte verdingte. Zunächst Schweinehirt, stieg er durch seine Zuverlässigkeit bei seinem Herrn zum Rinder- und dann zum Schafhirt auf. Zeitweise lebte er als Einsiedler in der Nähe des Benediktinerklosters Tholey, dessen Vorsteher er schließlich wurde. Erst auf dem Sterbebett soll er seinem bischöflichen Beichtvater Severin seine wahre Herkunft

offenbart haben. Er starb im Jahre 1015. Die Bauern pilgerten zu seinem Grab und flehten ihn um Beistand gegen Seuchen von Mensch und Tier an, so auch 1320, als die Pest wütete. Nach ihrem Stillstand errichtete Kurfürst/ Erzbischof Balduin von Trier über seinem Grab eine Kirche, die Keimzelle der heutigen Stadt St. Wendel. Wendelin ist der Schutzpatron der Stadt, der Bauern, des Viehs und insbesondere der Hirten und Schafe. Sein Namenstag ist am 20. Oktober. Zahlreich sind seine Darstellungen als Hirte in den alten Dorfkirchen. Der Wendelinusweg beginnt am Bürgerhaus in Immerath. Die Streuobstkultur, das Maar, die Mühle, die Rastplätze Katzenlay und Annbach, die Heckenmühle im Üßtal, der Kreuzhof und die Dreifaltigkeitskapelle sind besondere Punkte auf dieser 12,7 Kilometer langen Wanderung. Das wassergefüllte Maar und der Immerather Risch mit der Ortslage sind Teile des Doppelmaar-Systems von Immerath.