Auszug aus der Schulchronik Zilsdorf vom 26.09.1961

Rita Slupek, Walsdorf-Zilsdorf

„Nach fast anderthalb Jahren haben die Kinder der Schule Stroheich und Zilsdorf endlich wieder vollen Unterricht. Ein Kleinbus bringt z.Zt. die Kinder von Stroheich nach Zilsdorf. Nach einem bestimmten Zeitraum soll der Schulort gewechselt werden. Leider ist es durch eine ablehnende Haltung der Zilsdorfer Eltern nicht möglich, dass die Kinder beider Orte in Stroheich unterrichtet wurden. Der Stroheicher Saal hat neben anderen Vorzügen - Verdunklung, bessere Ausstattung - auch eine größere Fläche.

Ab 02.11.1961 werden die Zilsdorfer Kinder mit dem Schulbus nach Stroheich gebracht. Schulbänke, Stühle, Karten, Bücher und Hefte wurden nach Stroheich gebracht. In den Weihnachtsferien soll wieder der Umzug nach Zilsdorf erfolgen.

Eine Lösung der Schulfrage ist noch nicht abzusehen. Die Verhandlungen zwischen den Gemeinden Zilsdorf und Stroheich brachten keine Einigung. Der lästige Wechsel nach bestimmten Zeitabständen von einem Ort zum anderen wird noch nicht aufhören. Von 23.12.63 bis zum 06.01.1964 waren Weihnachtsferien.

Der Wechsel des Schulortes wird beibehalten. Jetzt ist Stroheich wieder an der Reihe. Viele Bänke sind durch den häufigen Umzug schon beschädigt worden.

Der Unterricht nach den Osterferien (21.03.06.04.1964) wurde in der Schule Stroheich aufgenommen. Der fällige Wechsel nach Zilsdorf unterblieb auf Anordnung des Kreisschulamtes. Drei Schüler aus Zilsdorf wurden in die Schule aufgenommen und die Schülerzahl betrug: 23. Ab 06.01.1965 sind die Kinder wieder in Stroheich. Der Wechsel der Schule wird immer noch aufrechterhalten, obwohl es hierfür keinen entscheidenden Grund gibt.

Nach den Osterferien im April 1965 sollen die Zilsdorfer Kinder nach Walsdorf in die Schule gehen, da die Kinderzahl in den letzten Jahren beträchtlich gesunken ist. Ab 27.04.1965 werden die schulpflichtigen Kinder des 1. bis 6. Schuljahres von Zilsdorf nun in Walsdorf unterrichtet. Sie werden täglich mit dem Bus hin- und zurückbefördert.

Die 19 Kinder von Zilsdorf sind in folgenden Schuljahren:

1. Schuljahr 4 Kinder = 1 Knabe, 3 Mädchen,

2. Schuljahr 2 Kinder = 1 Knabe, 1 Mädchen,

3. Schuljahr 3 Kinder = 1 Knabe, 2 Mädchen,

4. Schuljahr 3 Kinder = 1 Knabe, 2 Mädchen,

5. Schuljahr 3 Kinder = 2 Knaben, 1 Mädchen,

6. Schuljahr 4 Kinder = 3 Knaben, 1 Mädchen.

Erinnerungen an meine Schulzeit

Nach den Osterferien (06.04. bis 22.04.1963) wurde ich mit zwei weiteren Mitschülern (Monika Meyers und Gerd Meyers) in die Grundschule aufgenommen. Um das Ausmaß der damaligen Schulkultur zu verstehen, habe ich den obigen Auszug aus der Schulchronik von 1961 vor meine Erinnerungen gesetzt.

In den Zeiten, wo wir Unterricht in Stroheich hatten, wurden wir mit einem kleinen Bus der Fa. Hens aus Heyroth befördert. Ich habe die ersten drei Schuljahre in einer Schulklasse vom 1. bis zum 8. Schuljahr verbracht.

Unser Lehrer unterrichtete die älteren Jahrgangsklassen und wir wurden zum Teil von den Schülern der 8. Klasse unterrichtet. An der Tagesordnung war es, dass die Jungs Schläge auf den Hintern erhielten und die Mädchen Schläge auf die Fingerkuppen bekamen. Die Jungs hatten ihre eigene Art, mit dieser

Sache umzugehen. Sie hatten ihren Hosenboden ausgepolstert.

An ein besonders Ereignis erinnere ich mich noch heute, so als wäre es gestern gewesen. An einem schneereichen Vormittag sollte der Pfarrer von Oberehe uns unterrichten. Da die Straße von Oberehe aber unpassierbar war und der Pfarrer nicht kam, haben wir uns Schlitten von den Stroheicher Kindern besorgt und so die Religionsstunde mit Schlittenfahren verbracht.

Nach Ende der sogenannten Religionsstunde wurden wir von einem Mitschüler gerufen und zur Strafe bekamen die Mädchen vom Lehrer den Bambusstock über die Fingerkuppen zu spüren.

Trotz der Schläge ist dieser Tag bei mir in schöner Erinnerung geblieben. Heute wäre so ein Schulunterricht undenkbar und ich wundere mich, dass wir lesen und schreiben gelernt und alle unseren Weg gemacht haben.