„Schuljahre sind auch keine Herrenjahre"

Ingrid Bohr, Darscheid

Hatte ich nicht schon genug während den ersten Jahren meiner Schulzeit in der neuen Volksschule unter dem Spott einiger Jungen wegen meiner „roten Haare" zu leiden, so ging der Ärger weiter, als mein Vater in der zweiten Hälfte meiner Schulzeit Hausmeister der Volksschule wurde.

Ein Schulhausmeister - hier liebevoll „Mee-ster" genannt - ist ein meist gleichermaßen beliebter wie gehasster Zeitgenosse. Die Kinder, denen er nicht wohlgesonnen war, - wohl nicht immer ohne Grund!? - mochten ihn nicht und wenn sie sich besonders über den „Meester" geärgert hatten, bekam ich das oft verbal zu spüren. Die anderen Schüler fanden ihren „Meester" toll - oder, wie man heute sagen würde, „cool". Er war auf jeden Fall mit Herz und Seele „Meester". Mir hatte das gerade noch gefehlt, den Vater tagtäglich so nahe in der Schule dabei zu haben.

Aber es war nicht zu ändern. Ich erinnere mich genau an den Tag der Aufnahmeprüfung zur Handelsschule. Eine größere Gruppe aus unsereren verschiedenen Klassen marschierte zur Aufnahmeprüfung.

Mittags war es geschafft und wir gingen alle zusammen über den Schulhof zurück. Der „Meester" lief auch über den Schulhof und fragte die ersten Schüler wie es war. Diese, selbst- und siegessicher, sagten, „das war einfach, das haben wir mit links geschafft" - zumindest dachten sie das -. Dann schnappte mein Vater mich und fragte das Gleiche. Ich, nicht so euphorisch, optimistisch und siegessicher wie die anderen, sagte nur; „Weiß ich nicht!" Da schluckte der „Meester"; mein Vater wurde sehr sauer und sagte: „Haben die alle bestanden, nur DU nicht???" (Davon war noch gar keine Rede!) Ich antwortete: „Keine Ahnung!" Das war ihm zu viel; bevor sein „Berliner Temperament" mit ihm durchging, stapfte er davon. Am besten ging ich ihm heute aus dem Weg! Morgen ist auch wieder ein Tag ... bis dahin hat er sich wieder beruhigt!! -Zum Glück dauerte es nicht mehr lange, dass mein Vater und ich an der gleichen Schule waren.

Im Frühsommer 1968 begann ich in der zweijährigen Handelsschule mit ein paar Mitschülern aus der größeren Gruppe.