Meine Schule und Schulzeit

Josef Schmitz, Üdersdorf

Meine Schulzeit fiel in eine ganz, ganz unruhige Zeit: Aufbau des Dritten Reiches und Weltkrieg. Zwei Jahre besuchte ich noch die alte Schule im Dorfkern. Dann wurde die Volksschule am unteren Löhwaldrand gebaut, für diese Zeit eine sehr moderne Schule mit drei großen Klassenzimmern im Erdgeschoss und sechs großen Fenstern nach Südwesten hin. Zwei Klassenzimmer konnten durch eine spanische Wand in einen großen Saal umgewandelt werden. An den Flurenden befanden sich Toiletten für Mädchen und Jungen. Im Obergeschoss waren eine moderne Kochküche, ein Werkraum und ein Filmsaal. Die Einweihung der Schule fand mit allem Prunk und Protz zu Ehren Adolf Hitlers statt. Alle Schulkinder erhielten einen „Zuckerweck". Es durfte nur mit „Heil Hitler" gegrüßt werden. Die Gebete vor und nach dem Unterricht fielen weg. In einem Begrüßungswort hieß es: „Die Sünde wider Blut und Rasse ist die Erbsünde dieser Welt." Im Gesangsunterricht gewannen Hitler-Lieder die Oberhand. Unsere Lehrer waren Herr Breusted (aus dem Harz), Herr Stark (aus Gerolstein) und Fräulein Müller (von der Saar). Da Breusted und Stark sehr bald zur Wehrmacht eingezogen wurden, unterrichtete Fräulein Müller eine Zeitlang allein. Es kamen immer wieder junge Lehrer hinzu, die der Nazizeit entsprechend ausgebildet waren und demgemäß lehrten. Später kam ein

Schulzeit

Lehrerehepaar aus Ostpreußen zur Unterstützung von Fräulein Müller an unsere Schule: Lehrer Bruno Regher und seine junge Frau Mi-la; die beiden waren 44 und 22 Jahre alt. Zu unserem Schulalltag gehörte das Sammeln von Tee, der im Werk- oder Filmraum getrocknet und nach Daun zur Bahn gebracht wurde. Außerdem mussten wir Kartoffelkäfer suchen. Uns wurde erzählt, dass sie von Feindflugzeugen abgeworfen würden, um den Gegner zu schwächen. Wir sammelten Altmetall und lagerten es auf dem Schulhof, bis ein Händler es abholte.

Mein Banknachbar in der gesamten Schulzeit war Heinrich Müller. Trotz des dauernden Lehrerwechsels und des häufigen Unterrichtsausfalls hatten wir beiden immer gute Zeugnisse. Aber wir ärgerten uns oft darüber, dass wir die Aufsätze, die wir als Hausaufgabe aufbekamen, oft nicht vorlesen durften. So schrieben wir einfach keine mehr. Eines Tages wurde ich zum Vorlesen aufgerufen. Ich schaute in mein leeres Heft und las, als wenn dort etwas stehen würde. Da sagte der Lehrer, ich solle ihm das Heft nach vorne bringen. Er drehte es mehrmals um, es war leer, aber der Lehrer sagte: „Dein Aufsatz war gut." Ich denke trotz der schweren Zeiten und Erlebnisse gerne an meine Schulzeit. Denn als Kinder sieht man manches anders als Erwachsene.