Meine Schulzeit

Franz Igelmund, Ormont

Ich wurde als Sechsjähriger zu Ostern 1939 in Ormont eingeschult. Unterrichtet wurden wir im Ort von einem Lehrer und einer Lehrerin. Als im September 1939 der Krieg begann, wurden hier innerhalb des Westwalls die Dörfer geräumt. Alle Frauen, Kinder und alte Leute mussten die Gegend verlassen. Ich, mein Bruder, meine Großeltern, meine Mutter und eine Tante meines Vaters wurden zunächst mit Lastwagen und Bussen nach Rengen transportiert. Dann mit der Bahn nach Andernach und anschließend weiter mit der Bahn nach Wolfenbüttel. Dort wohnten wir drei Monate als Flüchtlinge bei Privatpersonen, bis wir wieder zurückkehren konnten. Von unserem Lehrpersonal kam nur unsere Lehrerin zurück. In Wolfenbüttel ging ich nicht zur Schule. Bis zum Ende der Schulzeit wurden ich und circa 70 bis 80 andere Kinder nur von unserer Lehrerin unterrichtet. Der Unterricht betrug vormittags 2,5 Stunden in der Zeit von 8.00 bis 10.30 Uhr für vier ältere Jahrgänge und von 10.30 bis 13.00 Uhr für die vier jüngeren Jahrgänge. Als Lernmittel wurde eine Schiefertafel benutzt. Ging diese zu Bruch, wurde ersatzweise eine Dachschieferplatte angeschafft. Papierhefte waren eine Mangelware und waren, soweit vorhanden, für die älteren Jahrgänge bestimmt. Im ersten und teilweise auch noch im zweiten Schuljahr schrieben wir in der Sütterlin-schrift. Später wurde dann auf die deutsche Normalschrift umgestellt. Im Alter von 8 bis 9 Jahren mussten wir nach der Schule in der Landwirtschaft helfen z.B. Kühe hüten usw. Die Hausaufgaben wurden grundsätzlich abends gemacht. Im Sommer mussten wir auch als „Hausaufgabe" Ähren und Tee sammeln. Als Anfang September 1944 die Kriegsfront wieder näher kam, mussten wir wieder die Flucht ergreifen. Bis Oktober 1945 hatten wir keinen Schulunterricht mehr. Die Dorfschule war nach dem Krieg total zerstört. Wir mussten einen kleinen Ersatzraum als Schule nutzen. Die Schulzeit betrug nach wie vor 2,5 Stunden am Tag und es war auch nur eine Lehrerin als Lehrpersonal anwesend. Wegen einer ansteckenden Krankheit (Typhus) wurde die Schule 1946 für circa vier Monate geschlossen. Laut Entlassungszeugnis endete meine Schulzeit am 01.06.1947. Trotz meiner kurzen Schulzeit bin ich gut durchs Leben gekommen.