Meine Schulzeit!

Gisela Umbach, Steineberg

Wir, der Geburtsjahrgang 1943 aus Steiningen und Steineberg, wurden Ostern 1950 von Lehrer Bertram Hoffmann in die Volksschule Steiningen eingeschult. Am ersten Schultag haben wir Eier bemalt, was uns sehr viel Spaß machte. Schon einige Tage später wurde Herr Hoffmann krank, konnte keinen Unterricht mehr geben. Am 1. Oktober 1950 ging er in den Ruhestand und wurde vom Gesangsverein „Cacilia Steiningen-Steineberg", dessen Chorleiter er viele Jahre war, feierlich verabschiedet.

Danach durchlebten wir zunächst einen ständigen Lehrerwechsel. Doch dann, im Juli 1950, kam der Junglehrer Adolf Molitor nach Stei-

nigen. Er war bei Kindern und Eltern gleichermaßen beliebt. Aber vor ihm lag eine große Aufgabe.

Im Jahr 1951 wurde in Steiningen eine neue Schule geplant. Während der Bauphase fand in Steiningen Notunterricht im Gasthaus Kutscheid statt. Dieser Unterricht florierte recht und schlecht. So kam es, dass einmal zwei Schüler vor Unterrichtsbeginn dicke Zigarren geraucht hatten. Doch damit hatten sie sich zu viel zugemutet. Kaum hatte der Unterricht begonnen, drehte sich ihnen der Magen und alles, was sie vorher gegessen und getrunken hatten, landete auf der Schulbank. Schöne Bescherung!

Zum Glück machte der Neubau rasch große Fortschritte. So war am 16. Oktober 1952 die Einweihung der neuen Schule mit ihren nun zwei Klassenräumen. Der kleinere der beiden Säle für das erste bis vierte, der größere für das fünfte bis achte Schuljahr. Mit der neuen Schule bekam Herr Molitor Unterstützung von Lehrer Ernst Hayer. Dieser hatte große Mühe uns in Schach zu halten. Gelang dies nicht, mussten wir um 12 Uhr zu Lehrer Molitor zum Nachsitzen. Das war kein Spaziergang! Trotzdem war er bei Kindern und Eltern weiterhin sehr beliebt, hatte Talent uns viel Wissen zu vermitteln, konnte jedoch bei Notwendigkeit sehr streng sein. Ein Beispiel: Vom 15. November bis 15. Februar begann der Unterricht um 8.30 Uhr, eine halbe Stunde später als gewohnt. Am ersten Tag danach kam ich wie die Wochen zuvor erst um 8.30 Uhr in der Schule an. Zur Strafe musste ich 250 Mal schreiben: „Pünktlichkeit ist 5 Minuten vor der Zeit!".

Der ständige Lehrerwechsel wirkte sich in mancher Hinsicht negativ aus. Probleme

hatten wir besonders mit unserem Dialekt, welcher in allen Elternhäusern und Dörfern gesprochen wurde. Hochdeutsch kannten und konnten wir nicht! Somit war uns auch die Bedeutung mancher Wörter fremd. Als der Lehrer einmal einen Mitschüler fragte: „Wo liegt Rom?", antwortete dieser prompt: „Auf der gekochten Milch!". Rom stand in unserem Dialekt nämlich für Rahm. Doch bald lief alles wie geschmiert, lernen machte richtig Spaß. Die Zeit verging wie im Flug, und bald kam der Winter mit Schnee und Eis. Nun war der Weg zur Schule ein einziger Kampf, Schneepflüge kannten wir nicht, mussten bei Wind und Wetter durch den hohen Schnee stapfen. Unsere Gummistiefel waren bis an die Knie voll mit Schnee. Das Ergebnis waren nasse Füße und Frostbeulen. Heute werden die Kinder mit Bussen zur Schule gefahren. Auch die Lernmethoden haben sich verändert. Zu unserer Zeit war Kopfrechnen angesagt, jeder Schüler musste das kleine und große Einmaleins blind beherrschen. Heute geht das alles digital.