Die Vulkaneifel -malerisch neu entdeckt

Der Maler Hans Christian Rüngeler (Köln/Steinborn)

Siegfried Czernohorsky, Daun

Seit über 30 Jahren lebt er in der Vulkaneifel in seinem Haus und Atelier in den Wäldern auf der Anhöhe hinter Steinborn, der Künstler Hans Christian Rüngeler. Lässt man den regen Autoverkehr auf der L 28 Richtung Kirchweiler hinter sich tritt man ein in eine Oase der Ruhe, eine Welt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Vom Wohnhaus, Atelier und Haus mit kleinem Bauerngarten bietet sich ein unverstellter Blick in die Landschaft der Vulkaneifel. Von hier kann man den Wandel in den Jahreszeiten, den Wechsel zwischen Tag und Nacht, zwischen Sonnenschein, Regen und Schnee miterleben. In diesem Refugium findet Hans Rüngeler - meist bei klassischer Musik - Konzentration und Muße für die Gestaltung seiner einzigartigen Bilder. Die Vulkaneifel ist für ihn - neben anderen Orten wie Andalusien - Ausgangspunkt und Inspiration für seine unverwechselbaren Landschaftsbilder. Geboren wurde er 1956 in Paderborn. Nach dem Studium der Kunst in den 70- und 80er Jahren in Salzburg, Mainz und Düsseldorf wählte er mit seiner Frau, die ebenfalls in Düsseldorf Kunst studiert hatte, für die Familie zwei Standorte - die beschauliche Vulkaneifel und die Großstadt Köln. Dabei gingen die beiden kurz nach der Hochzeit mit dem Erwerb des fast verfallenen Hauses hinter Steinborn ein erhebliches finanzielles Risiko ein. Doch es hat sich ausgezahlt. Hans Rüngeler hat sich mit seinen unverwechselbaren Bildern breite Anerkennung verschafft.

Regelmäßige Ausstellungen im In- und Ausland, zahlreiche Preise und Bilder in Sammlungen in der Bundesrepublik, England, China und Japan zeugen von seinem außergewöhnlichen Werk.

Auf der Basis einer reflektierten Kenntnis der Kunstgeschichte und eines profunden gestalterischen und technischen Könnens hat er zu seinem für ihn typischen Stil und seinem besonderen künstlerischen Profil gefunden. Inspiriert haben ihn u.a. Caspar David Friedrich, der bedeutendste Künstler der deutschen Frühromantik, der Landschaft und Religion zu Allegorien verschmelzen ließ, Georges Bracques, der zusammen mit Pablo Picasso als Mitbegründer des Kubismus gilt und der

Besuch im Atelier durch Mitglieder des Vorstands des Kulturkreises

Vorstellung der Jahresgabe 2019 in der Kreissparkasse Vulkaneifel; Hans Rüngeler 2. v.l. Fotos: Elke Czernohorsky, Siegfried Czernohorsky

deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger (gest. 1956), der mit seinen abstrahierend kubistischen Bildern als einer der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne gilt. Hans Rüngeler ist auch die Tradition der klassischen Landschaftsmalerei - auch der Vulkaneifel wie z. B. der Düsseldorfer Malerschule, vertreten z. B. durch Fritz von Wille - vertraut.

In seinem Bildern gehen in einer spannungsvollen Bildgestaltung an sich widersprüchliche Elemente eine einzigartige Symbiose ein: die geometrischen, klar abgegrenzten Formen bei der Gestaltung des Himmels und die runden und weichen Formen der Landschaft und der Erde. Bisweilen dominieren Wolken- und Nebelfelder, die den Blick in die Landschaft nur begrenzt freigeben. Der Farbauftrag in Öl erfolgt in vielen Schichten. Farbschattierung und Farbnuancen lösen selbst größere Bildflächen auf und verleihen ihnen Leben und Dynamik. Die Grau- und Blautöne des oft übermächtigen Himmels und die strahlenden Gelb-, Gold- und Grüntöne der Erde treten in Dialog zueinander. Sein gekonnter Einsatz des Lichts bringt seine Bilder zum Leuchten und verleiht ihnen eine besondere Strahlkraft. Seine Bilder sind wahre „Licht-Blicke", Bilder mit einer faszinierenden Ästhetik. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich der tiefere Sym-

bolgehalt, der den Betrachter in das Bild zieht und ihn im Innersten fesselt. Weitere Überraschungen halten einige seiner Bilder bereit. Bisweilen sind sie in der Tradition der Klappaltäre als Triptychon oder Polyptychon gestaltet. Man klappt sie auf und schon weiten sich Perspektive und Blickwinkel oder es offenbart sich gar ein weiteres, völlig neues Bild. Der kunstinteressierten Bevölkerung in der Vulkaneifel ist der Maler durch seine Beteiligung an Ausstellungen, wie z. B. der Jahresausstellung des Kulturkreises Daun, bekannt. Im Jahr 2006 gestaltete er mit „Aufwärts", einem limitiertem Druck eines Farbholzschnitts aus der Serie von Straßenbildern aus Andalusien die Jahresgabe des Kulturvereins. Für die Jahresgabe 2019 stellte er eins seiner großformatigen Ölgemälde „Himmel & Erde" (Eifel Maar) zur Verfügung. Ausgehend von einer Skizze des Schalkenmehrener Maares ist eins seiner symbolträchtigen, ja fast religiösen Sinnbilder entstanden, das weit über ein Abbild der Landschaft hinausweist. Für Kulturkreismitglieder sind die signierten Drucke in limitierter Auflage bei der Geschäftsstelle des Vereins erhältlich. (https://www.kulturkreis-daun.de/) Dem Künstler ist es ein besonderes Anliegen, junge Menschen an die Kunst heranzuführen, wie z. B. sein Engagement für die Sternsingerschule in Köln Longerich, an der er kleinere Kunstprojekte mit Schulklassen durchführt, zeigt. Mit den Grundschulkindern gestaltete er ein großformatiges Wandbild als Leitmotiv der Schule, einen langen Zug von Kindern (Stern-singern) mit den Hl. Drei Königen vor einer nächtlichen Stadtkulisse. Weniger bekannt dürfte der als private Veranstaltung konzipierte „Drei-Häuser-Kunstpfad" zwischen den drei Häusern in den Wäldern hinter Steinborn sein. Auf diesem Kunstparcours, der alle drei Jahre stattfindet, werden Bildende Kunst, Musik, gestaltete Landschaft und Natur durch die beteiligten über 40 national und international anerkannten Künstler und ihrer Werke miteinander verbunden (https://www.3hkp.qiliq.de/). In der Vulkaneifel gibt es viel Kunst und viele Künstler zu entdecken, man muss sich nur auf die Suche machen. Es lohnt sich immer.