„Man kannte es nicht anders"

Wandel und Kontinuität jugendlichen Alltags von 1950 bis 1970 am Beispiel des Eifeldorfs Kirchweiler

Franziska Kaiser, Kelberg

Einleitung

Die (hier für das Heimatjahrbuch in Kurzfassung vorliegende) Arbeit untersucht Wandel und Kontinuitäten jugendlichen Alltagslebens im Zeitraum von 1950 bis 1970 im Vulkaneifeldorf Kirchweiler und zeigt diese im Kontext von landwirtschaftlichem Strukturwandel, jugendkulturellen Erscheinungen, zunehmender

Modernisierung und expandierenden Bildungsmöglichkeiten auf.1 In diesem Zusammenhang werden zentrale Aspekte jugendlichen Lebens wie Bildungsorte, Freizeitmöglichkeiten, Arbeitsinstitutionen, Unterhaltungsangebote, infrastrukturelle Gegebenheiten, religiöse Bindungen oder das Konsumverhalten analysiert. Der Arbeit liegen als Hauptquellen sechs Zeitzeugeninterviews

Franziska Kaiser

zugrunde. Die Auswahl der befragten Personen2 gibt zum einen Aufschluss über die Umbrüche und Veränderungen, die unter Umständen Ursachen der unterschiedlichen jugendlichen Lebensentwürfe in den 1950ern und in den 1960ern darstellen, zum anderen werden markante geschlechterspezifische Differenzen deutlich. An dieser Stelle sollte hervorgehoben werden, dass die Biographien der jeweiligen Personen zwar exemplarisch für bestimmte Gruppen stehen können, es sich aber dennoch um persönliche, individuelle und perspektivgebundene Wahrnehmungen handelt, die sich auch im Laufe der Zeit verändert haben können oder auch vor dem Hintergrund der heutigen Zeit von den jeweiligen Personen differenziert bewertet werden. Mit dieser Arbeit wird ein Beitrag zur regionalgeschichtlichen Untersuchung des Dorflebens in der Eifel im oben genannten Zeitraum geleistet, welches bisher aus wissenschaftlicher Sicht nicht detailliert betrachtet worden ist. Zunächst sollen die Begriffe „Jugend" und „Alltag" aufgezeigt werden.

1. „Jugend" und „Alltag"

Die Jugend als Reifezeit zwischen Kindheit und Erwachsensein besitzt eine gesellschaftlich anerkannte, unhinterfragte Geltung. Charakteristika von „Jugend" im heutigen Sinne sind beispielsweise der Schulbesuch oder der Ausbildungsbeginn, eine spezifische Freizeitkultur und der Prozess der Abgrenzung und Loslösung vom Elternhaus. Diese Vorstellung ist das Produkt eines Strukturwandels der Jugendphase, der maßgeblich durch die allumfassenden Veränderungen, beginnend in der Wiederaufbauzeit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, geprägt, weiterentwickelt und gefestigt wurde. Jugend als klar definierte Altersspanne existierte in den fünfziger Jahren im Grunde genommen nicht, der Begriff beschrieb ein „Übergangsmoratorium" zum Erwachsensein.3 Grund hierfür war oftmals die frühe Erwerbstätigkeit, die in der Regel schon mit 14 Jahren begann und ein zentrales Merkmal des Erwachsenenstatus darstellte. 1953 waren 69 Prozent der 15 bis 17-Jährigen bereits berufstätig4, weshalb Jugendliche überwiegend in hierarchische altersheterogene Sozialisationsstrukturen eingegliedert waren, was auf dem Land auch durch die Partizipation in Vereinen oder anderen Kollektiven verstärkt wurde und eine erwachsene Fremdkontrolle implizierte.5 Im Zuge des einsetzenden Strukturwandels veränderte sich der Stellenwert kindlicher und jugendlicher Bildung zugunsten der Bildungsinstitutionen. Kinder hatten die Möglichkeit, sich in altershomogenen Konstellationen räumlich und ideologisch von der Normgebundenheit der Erwachsenenwelt zu distanzieren.6

Der Begriff „Alltag" umfasst im Allgemeinen alle Bereiche, Situationen und Handlungen, denen der Mensch in der Regel kontinuierlich - das kann täglich oder auch in größeren Abständen sein - ausgesetzt ist, mit denen er konfrontiert wird und in denen er agiert und interagiert. Obgleich der Mensch aufgrund seiner Partizipation an Kollektiven für diese eine signifikante Bedeutung besitzt, legt die geschichtswissenschaftliche Strömung der Alltagsgeschichte den Fokus auf die „Rekonstruktion der Wahrnehmungsweisen der Men-schen".7 Hierbei werden insbesondere seine

individuellen Handlungsspielräume, Gefühle und Deutungsmuster einbezogen.8

2. Zur Bevölkerungsverteilung in Kirchweiler

Bei der Volkszählung am 13. September 1950 lebten im Dorf 453 Menschen, davon 215 männliche und 238 weibliche Personen. 168 davon zählten zu den Unter-20-Jährigen, 285 zu den Über-20-Jährigen, verglichen mit der Altersgruppenverteilung von 2018 waren das etwa 12% mehr „Jugendliche" als heute. 451 der Bewohner waren katholisch, zwei evangelisch.9 Neben den umliegenden Dörfern war die zehn Kilometer entfernte Stadt Gerolstein aufgrund verschiedener struktureller Aspekte von zentraler Bedeutung.

3. Jugendliche Lebensentwürfe im Spiegel von Bildung und Religiosität

3.1 Bildungsmöglichkeiten und Werdegang: Die fünfziger Jahre

Betrachtet man die Statistik der allgemeinbildenden Schulen des Landes Rheinland-Pfalz für das Schuljahr 1950/51, so lag die spätere Verbandsgemeinde Daun mit 47,5 bis unter

50 Schüler/innen je hauptamtliche Lehrkraft im landesweiten Durchschnitt.10 Diese LehrerSchüler-Relation veränderte sich bundesweit in den beiden Folgejahrzehnten zugunsten kleinerer Klassen und führte de facto zu einer qualitativen Verbesserung der Volksschulbil-dung.11 Die Volksschule in Kirchweiler gehört zu einer der 31 zweizügigen Schulen im Landkreis Daun und zählte im Schuljahr 1950/1951 31 Schüler und 37 Schülerinnen, unterrichtet von einer männlichen und einer weiblichen Lehrkraft. Die Einschulung fand in der Regel mit sechs Jahren statt. „Man ist eingeschult worden, da wurd kein Gedöns gemacht, man war einfach auf einmal in der Schule."12 In den fünfziger Jahren endete die Schulbildung im ländlichen Raum nach acht Jahren Pflichtschulzeit in der Regel im Alter von 14 Jahren.13 Dem schloss sich das Berufsleben der Jugendlichen an. 1953 waren 69% der 15- bis 17-Jährigen bereits erwerbstätig,14 nur wenige besuchten zu dieser Zeit das Gymnasium. Gerade in den fünfziger Jahren entschieden sich die Eltern oftmals gegen eine weiterführende Schulbildung, die Beweggründe waren häufig

Schulkinder des Jahrgangs 1940 aus Kirchweiler und Hinterweiler

finanzieller Art. Zusätzlich war es relevant, inwiefern sich die Jugendlichen weiterhin im elterlichen Betrieb einbringen konnten, um diesen gegebenenfalls irgendwann zu übernehmen.15 Die Verwirklichung der individuellen Lebensentwürfe der Jugendlichen war in den fünfziger Jahren also oftmals maßgeblich von der Lebens- und Familienplanung der Eltern abhängig.16

Das dem Ort Kirchweiler am nächsten gelegene Gymnasium war das städtische St. MatthiasGymnasium in Gerolstein, welches zu diesem Zeitpunkt von 326 Schülerinnen und Schülern besucht wurde, darunter 242 Jungen und 84 Mädchen. Letztere machten also ungefähr ein Viertel der Schülerschaft aus. Auch zu dieser Zeit - Ende der fünfziger Jahre - war es insbesondere in ländlichen Regionen vollkommen unüblich, dass Mädchen das Gymnasium besuchten.17

„Papa hat gesagt, also von den Jungs, wenn die gut lernen, dann können die zum Gymnasium. Und bei mir war das dann so nach der 4. Klasse, da war der Lehrer so baff, da gings dann, ich soll zum Gymnasium. ,Nein, das geht nicht, kein Geld, Mädchen muss das nicht, die heiraten ja eh.'"16 Die Handlungsspielräume weiblicher Jugendlicher waren zu dieser Zeit also noch weitaus beschränkter als die männlicher Gleichaltriger. Ihr anzustrebender Lebenslauf war durch bestehende Konventionen und Vorstellungen von Geschlechterrollen vorgezeichnet, wodurch Mädchen oftmals Bildungschancen verwehrt blieben.17

Grundsätzlich wurde den Kindern im alltäglichen Geschehen eine hohe Eigenständigkeit in der gewissenhaften Erfüllung ihrer Pflichten zugetraut und ebenso von ihnen erwartet, was schulische Aufgaben gleichermaßen wie die tatkräftige Hilfe in der Landwirtschaft und im Haushalt betraf: „Die Schulzeit und die Jugendzeit standen ja auch unter dem Begriff Lernen und Arbeiten."18 19

3.2 Bildungsmöglichkeiten und Werdegang: Ausgehende fünfziger und sechziger Jahre

Bereits in den Sechzigern kann die beginnende Entwicklung der Angleichung der Bildungschancen und eine Zunahme des weiterführenden Schulbesuchs festgestellt werden. Diese

Entwicklung hing - insbesondere auf dem Land - unabdingbar mit den Auswirkungen des landwirtschaftlichen Strukturwandels zusammen. Durch die beginnende Loslösung der Familie von ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und der sich wandelnden Autorität familiärer Bindungen wurden Freiräume geschaffen, die zunehmend selbstbestimmte Lebensverwirklichungen zuließen.20 Hierzu trugen zweifelsohne auch die steigende Mobilität und die Verbreitung der neuen Massenmedien bei. In den 1960ern stieg die Anzahl der höheren Schulabschlüsse folglich an.21 Bei der zunehmenden Öffnung von Bildungsangeboten für Mädchen handelte es sich um einen langwierigen Prozess, der auch längst nicht gesamtgesellschaftlich akzeptiert war. Doch auch für Jungen war der Besuch des Gymnasiums absolut nicht selbstverständlich: „Da musste man schon so ein bisschen für kämpfen." Jedoch lässt sich ein zunehmendes Engagement der Eltern für die Bildung ihrer Kinder beobachten und mitunter damit erklären, dass ihnen selbst in ihrer Jugend Ausbildungschancen verwehrt geblieben sind. („Lernt was, wir konnten es nicht."22) Diese Entwicklung zugunsten von Schule, Bil-dungs- und Ausbildungseinrichtungen hatte zur Folge, dass sich Jugendliche vielfach nicht mehr unter der Kontrolle altersheterogener Arbeitsbetriebe befanden, sondern zunehmend in altershomogenen Gruppen an Schule oder Universität lernten. Dies ermöglichte die Entwicklung eines altersspezifischen Bewusstseins und jugendkultureller Erscheinungen. Die Bedeutung des kulturellen Kapitals, somit des Stellenwertes von Bildung und Wissen, stieg an.23 Diese Bedeutungsentwicklung und -verschiebung vollzog sich auf dem Land weniger rasant als in der Stadt. In diesem Zeitraum stieg dementsprechend die Anzahl derer, die das Dorf - teils vorübergehend, teils für längere Zeit - verließen, um Ausbildungs- und Verwirklichungschancen in der Stadt oder im städtischen Raum wahrzunehmen. Hieraus lässt sich schließen, dass ein Zusammenhang zwischen Abwanderung und (Aus-)Bildungsstand besteht.24 Die Veränderungen, die ein städtisches Leben nach einer ländlich zugebrachten Jugend mit sich brachte, waren unterschiedlicher Art: Einige

nahmen die zahlreichen und vielseitigen Möglichkeiten der Stadt mit Begeisterung an und empfanden diesen Wandel nicht als derartigen Einschnitt. Andere vermissten gerade die Überschaubarkeit des Landes und die dort üblichen Sozialbeziehungen zur oftmals großen Familie, Nachbarschaft und Verwandtschaft: „Am Anfang war das schon schwierig wegzugehen, weil man ja eine große Familie hatte."25

3.3 Zum Stellenwert der Religion

Wie in den umliegenden Landkreisen waren im Schuljahr 1950/51 auch im Landkreis Daun etwa 95 bis 100% der Schulkinder der katholischen Religion zugehörig und besuchten eine der 82 katholischen Schulen. Der Anteil der regelmäßigen Gottesdienstbesucher auf katholischer Seite lag in der Bundesrepublik 1952 bei ungefähr 51%, 1963 bei circa 53%.26 Dies weist auf eine intensivere institutionsgebundene Glaubensausübung auf katholischer Seite hin, der Anteil der regelmäßig Teilnehmenden sollte auf dem Dorf in diesem Zeitraum noch beträchtlich höher sein. Ferner lassen die Erzählungen der Zeitzeugen die These zu, dass es auf dem Dorf weitaus schwieriger war, sich von der Ritualpraxis zu distanzieren, da dies direkt vom örtlichen Pfarrer kontrolliert und sanktioniert wurde.27 In den fünfziger Jahren wurden diese bestehenden Verhältnisse wohl kaum angefochten, der Besuch der Werktagsmessen, des sonntäglichen Gottesdienstes, die Teilnahme an Wallfahrten und das tägliche Gebet gehörten nicht nur zum Alltag dazu, sondern bestimmten diesen und legten dessen Abläufe fest. Um den Blickwinkel ein wenig von den daraus hervorgehenden, nicht immer freiwillig ausgeübten Pflichten zu lösen, sollte auch darauf verwiesen werden, dass diese Allgegenwärtigkeit von Glaube und katholischer Gemeinschaft den Menschen Halt und Hoffnung gab und hierdurch Kommunikationsräume geschaffen wurden, die trotz des abnehmenden Gottesdienstbesuchs in den Folgejahrzehnten weiterhin Bestand hatten.28 Die Kirche als Institution, die Religion als einigendes Band und die Religiosität als Zeichen der praktischen Ausübung prägten seit jeher ländliche Lebensgemeinschaften und deren Traditionen in außergewöhnlichem Ma-

ße. Es lässt sich kaum feststellen, „inwieweit ein tatsächlich höheres Teilnahmeniveau [an kirchlichen Ritualen, Praktiken und Veranstaltungen] auf dem Land mit einer tieferen Frömmigkeit oder mit einem erhöhten sozialen Druck zu erklären ist."29 Obgleich eine Fortführung der kirchlichen Ritualpraxis der Einzelnen bis heute auf Überzeugung und Frömmigkeit schließen lässt, zumal die Komponente des sozialen konfessionellen Drucks heute kein signifikantes Gewicht mehr besitzt, kann aufgrund der vielfachen Abhängigkeit der Teilaspekte nicht eindeutig beurteilt werden, ob diese Fortführung der klassischen Religionsausübung trotz der sich wandelnden Umstände nicht doch ein Resultat frühkindlich angeeigneter Traditionen, Denk- und Verhaltensmuster sein könnte. Zudem lässt sich beobachten, dass sich vielfach der persönliche Glaube von der institutionsgebundenen Ausübung ablöst, viele dieser allmählich sogar kritisch gegenüberstehen. Dieser Sachverhalt bestätigt einen Wandel der Denkstrukturen und Mentalitäten ab Mitte des 20. Jahrhunderts, der ein Schwinden der kirchlichen Bindungskräfte zur Folge hat: „Früher war der sonntägliche Kirchgang obligatorisch. Heute gehe ich eher spontan in die Kirche."30

3.4 Demütigung in Schule und Kirche

Wie bereits dargelegt, gehörten zu den vordergründigen Erziehungsidealen der fünfziger Jahre Ordnung, Fleiß, Disziplin und vor allem Gehorsam.31 Um deren Durchsetzung zu gewährleisten, bedurfte es grundlegender Machtstrukturen, in die sich Kinder und Jugendliche, oftmals in der Rolle der Schülerin oder des Schülers, eingliedern mussten. Diese Macht gründete auf einem strikten, klar festgelegten Autoritätsverständnis: Während die Eltern über die Autorität im häuslichen Milieu verfügten, wurden die Mittel zur Disziplinierung der Kinder beim Schulbesuch uneingeschränkt an Lehrer oder Pfarrer übertragen: „Es hieß immer der Pastor und der Lehrer sind Respektspersonen, wenn die einem auf der Straße begegnet sind, hat man schon fünfzig Meter vorher die Mütz vom Kopp geholt."32 Zu den Bestrafungsmethoden zählten das Ausschimpfen der Kinder, Stubenarrest, körperliche Züchtigung in Form von Ohrfeigen oder

Prügel mit Hand und Stock sowie Beschämung und Demütigung, häufig mussten Kinder und Jugendliche alles auf einmal über sich ergehen lassen. Obgleich Scham und Beschämung auch im familiären, privaten Kontext eine Rolle spielten, so ist deren Wirkung noch unerträglicher, je größer die Bühne ist, auf der ein Kind vorgeführt wird.33 In der Regel tolerierten die Eltern die Methoden der Lehrerinnen und Lehrer und Pfarrer, ihre Kinder zu bestrafen, da sie „der Meinung [waren], dass ihre Kinder die Schläge vermutlich verdient hatten oder sie ihnen zumindest nicht schadeten."34 Manche hießen sie sogar gut, und andere unternahmen zumindest nichts dagegen, da diese Autoritäten für Erwachsene gleichermaßen Respektspersonen darstellten:

„Die Lehrerin, die ich da hatte, das war 'ne ziemliche Katastrophe. Das hat auch keinen Spaß gemacht, bei der in die Schule zu gehen. Ich hab da so Erlebnisse gehabt, wo ich geprügelt worden bin wegen Nichtigkeiten. Einmal

Junge Frau in der Landwirtschaft

bin ich dann sogar abgehauen aus der Schule, weil die mich so geprügelt hatte und kam dann nach Hause. Und dann wurde ich wieder zurückgeschickt, da ging keiner von den Eltern mit mir. Und als ich dann wieder zurückkam, hat die mich noch mal geprügelt."35

Dieses Erlebnis zeigt, dass es Lehrer gab, die ihre Macht nach Belieben missbrauchten und Schläge oder Prügel verteilten. Die konservativen Disziplinierungsmaßnahmen wurden in der Schule oftmals auch durch die Größe der Klassen und die drohende Ohnmacht des Lehrers, sofern er nicht mit körperlichen Mitteln durchgreifen konnte, gerechtfertigt.36 Körperliche Gewalt wurde häufig auch als Druckmittel zum Lernen und zur Wissensabfrage verwendet: „Dann hat er eine Zeit lang die ganze Klasse durchgeprügelt, der fing an und wer nicht mehr weiter kam, da gab es paar, bis das Evangelium durch war."37 Die Erzählungen der Zeitzeugen zeigen, dass diese Maßnahmen für viele Kinder genauso wie für die Erwachsenen (beinahe) unhinterfragt zum Erziehungsstil der fünfziger Jahre dazugehörten und somit selbst von Betroffenen häufig als rechtmäßig oder angemessen empfunden wurden. „Man kannte es nicht anders."3*8 Dass sich die allgemeinen Vorstellungen von Erziehung, Gefühlswelten und Körperlichkeit ab den sechziger Jahren allmählich zu mehr Sensibilität und Selbstbestimmtheit zu wandeln begannen, spiegelt sich auch in den Erinnerungen derer wider, die ihre Jugend in diesem Zeitraum erlebt haben und sich zunehmend von den allgemein akzeptierten Praktiken distanzierten. Zudem wurde auch die Widersprüchlichkeit von allgemeingültigen Wert- und Moralvorstellungen auf der einen Seite und der grausamen Behandlung der Kinder auf der anderen Seite festgestellt: „Ja, da verliert man natürlich den Glauben an die Religion, weil das ist ja nicht das, was Jesus predigt."39 Auch wenn es in Berlin (1948) oder Hessen (1946) Rechtsverordnungen gab, die die körperliche Züchtigung an Schulen verboten, änderten diese die bestehende „Gewohnheit" in der Praxis nicht. Erst in den siebziger Jahren wurden in den meisten Ländern die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, die Lehrern körperliche Gewaltausübung an Schülern untersagten.40 Wenn auch davon auszugehen ist, dass diese Umsetzung nicht umgehend und konsequent stattfand, wurde hiermit eine Grundlage für ein Miteinander in Bildungseinrichtungen geschaffen, das ein lernförderliches Klima und einen wertschätzenden Umgang der Lehrper-

sonen mit den Schülerinnen und Schülern

überhaupt erst ermöglicht.

4. Arbeit und Landwirtschaft auf dem Dorf

Die Statistik zur Berufsverteilung im Ort Kirchweiler im Jahre 1950 legt offen, dass mit 256 Personen (56,5%) mehr als die Hälfte der dort lebenden Personen in der Land- und Forstwirtschaft tätig waren.41 „Wie fast alle Familien im Ort hatten wir auch eine kleine Landwirtschaft."42 In Kirchweiler bestand die Landwirtschaft in den fünfziger und sechziger Jahren größtenteils aus kleinbäuerlichen Familienbetrieben, die in erster Linie die Selbstversorgung gewährleisteten,43 wenige wirtschafteten auch über den Eigenbedarf hinaus. Zu Beginn der 1950er vollzog sich dort der Großteil der Landwirtschaft in Handarbeit. Um die anfallenden Aufgaben bewältigen zu können, waren alle Familienmitglieder von klein auf fest in die Arbeitsabläufe mit eingebun-den:44 „Wenn wir aus der Schule nach Hause kamen, war unsere Arbeit schon geplant, die Schulaufgaben wurden abends gemacht."45 „Ende der fünfziger Jahre (...) da war fast in jedem Haus noch Landwirtschaft (...). Aber dann war ja so ein Wandel, dann kam ja fast in jedes Haus ein Traktor, so Ende der fünfziger Jahre, Anfang der sechziger Jahre, das ging ja innerhalb von ganz kurzer Zeit."46 Dieser einsetzende Veränderungsprozess war maßgeblich durch die Mechanisierung der Landwirtschaft gekennzeichnet und veränderte die dörflichen Strukturen erheblich. Hierdurch wandelten sich auch die geschlechterspezifischen Aufgabenfelder sowie das allgemeine Berufsfeld.47 Ein weiterer Aspekt, der die dörfliche Arbeitswelt und das Sozialgefüge langfristig aufbrach, waren die Industrialisierung des ländlichen Raums und der Anstieg der Arbeitslöhne.48 Die Folgen der rasant anwachsenden Arbeitnehmerschaft im industriellen Sektor waren der Rückgang der Landwirtschaft und die Zunahme der weiblichen Erwerbstätigkeit im Zuge der Modernisierung. Das voranschreitende Verschwinden des landwirtschaftlichen Dorfbildes veränderte die Funktion des Dorfes von einer Wohn- und Arbeitsgemeinschaft, in der vielfach auch in nachbarschaftlichen Betrieben ausgeholfen wurde, hin zu einer Wohngemeinde, deren

Mitglieder Teil des mittlerweile ausdifferenzierten und überregionalen Arbeitsmarktes sind und nicht mehr zwangsläufig den Großteil ihrer Lebenszeit im Dorf verbringen.

5. Freizeit und Konsum

5.1 Individuelle Freizeitgestaltung und sportliches Vereinsleben

„Die Jungen, das war schon so, dass die mehr erlebt haben als wir Mädchen. In den Fünfzigern war wirklich hier nichts. Da hat der Pfarrer schon für gesorgt."49 Hieraus lässt sich schließen, dass die ohnehin spärlich vorhandenen Freizeitmöglichkeiten in diesem Zeitraum zudem überwiegend dem männlichen Geschlecht vorbehalten waren und zudem durch die massive soziale Kontrolle von (kirchlichen) Autoritätspersonen beeinflusst

DJK-Frauenmannschaft 1958

wurden.50 Insbesondere in den fünfziger Jahren wurde Freizeit überwiegend im familiären häuslichen Kontext gestaltet, was aus den finanziell, zeitlich und räumlich begrenzten Ausgangsbedingungen resultiert. Nichtsdestotrotz gab es Treffpunkte, an denen die Dorfjugend zusammenkam und „dann wurde überlegt, was man an Schelmstücken anstellen könnte".51

Für die männlichen Jugendlichen spielte der Fußball im Rahmen des dörflichen Vereinslebens, welches auf eine lange Tradition

zurückblickt, eine wichtige Rolle. „Also der Fußball, da drüber hat man schon so dann seine Hauptkumpels gehabt."52 Vereine stellten ein zentrales Element des Dorflebens dar und waren somit kommunikativer Treffpunkt zum Austausch von Interessen, was für die Jugendlichen zudem eine Ausweitung des persönlichen Bewegungsradius bedeutete. Die steigende Popularität der sportlichen Vereinsangebote zeigt sich auch in den Mitgliederzahlen: Zwischen 1953 und 1984 verdreifachte sich die Beteiligung Jugendlicher in Sportver-einen.53

Auch das sportliche Vereinsleben war nicht frei von kirchlichen Einflüssen und Kontrolle, wodurch Spannungen zwischen dem Pfarrer als Institutionsrepräsentant und den Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen entstanden. Mit der Umgestaltung des Sportvereins zu einer DJK Mitte der fünfziger Jahre stellte sich die kirchliche Autorität über die Interessen vieler Vereinsanhänger und gestaltete das Sportleben im Dorf erheblich um. Dies wurde aber nicht zwangsläufig nur negativ wahrgenommen, da durch die DJK immerhin auch Mädchen Partizipationsmöglichkeiten erhielten und das Sportartenrepertoire erwei-

tert wurde. In den Folgejahren wurde der FC

jedoch reaktiviert.

5.2 Feste, Bräuche und Traditionen

Zum Vereins- und Gemeinschaftsleben im Dorf gehörten Feste und Feiern, die soziale Kommunikationsräume schafften und eine Verbundenheit zwischen den Dorfbewohnern reproduzierten, auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zweifellos dazu:54 „Im Dorf war ja immer einiges los, damals war unheimlich viel los, dass man zusammen feierte oder so."55 In Kirchweiler können die fünfziger und sechziger Jahre als eine Hochzeit der dörflich gestalteten Feste und Veranstaltungen bezeichnet werden, die nicht zuletzt auch von den sich allmählich bessernden finanziellen Verhältnissen profitierte. Der gefestigte Zusammenhalt in Dörfern überschaubarer Größe ließ die Feierkultur und die Dorftraditionen vermutlich länger überdauern als in größeren Ortschaften. Gerade für Jugendliche waren diese Großereignisse wie Kirmes, Sportfest oder Schützenfest besonders interessant, da sie eine Besonderheit im dörflichen Alltag darstellten. Im gegenseitigen Besuch der dorfeigenen Festveranstaltungen spiegelte sich die Solidarität zwischen einigen

„Hillisch" (1959)

Orten wider: „Nach Steinborn, das war Pflicht, dass man da hinging."56 Während Mädchen wie Jungen auch die Wirtschaften im Dorf aufsuchten, waren erstere von den Bräuchen der Dorfjugend ausgeschlossen. Das Aufstellen des Maibaums, das Verabschieden des Winters am „Schewen Sonnesch", die Aufnahme in die Dorfjugend oder das Feiern der „Hillisch" (Polterabend) waren reine „Männersache". Zudem muss festgehalten werden, dass dem Feiern kirchlicher Hochfeste wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder Maria Himmelfahrt neben den „weltlichen" Veranstaltungen im katholischen Kirchweiler eine sehr hohe Priorität zukam.

6. (Motorisierte) Fortbewegung auf dem Dorf - Der „Radius" eines Jugendlichen in den fünfziger und sechziger Jahren

„Bewegt hat man sich so weit man laufen konnte."57 Diese Aussage beschreibt den Bewegungsradius eines Jugendlichen in den fünfziger Jahren und entspricht den Schilderungen der übrigen Gesprächspartner. Die Motorisierung ging in Kirchweiler vergleichsweise langsam vonstatten, was nicht zuletzt mit den oftmals knappen finanziellen Mitteln zusammenhing. Bevor das Auto überhaupt eine Rolle spielte, stellte besonders im ländlichen Raum das motorisierte Zweirad ein wichtiges Fortbewegungsmittel dar. Bei den männlichen Heranwachsenden belegte das Moped in diesem Zeitraum Platz eins der Konsumwünsche.58 Zweifelsohne hatte die steigende Mobilität der Dorfbewohner auch Auswirkungen auf die Kommunikation im traditionellen dörflichen Sozialgefüge. Kontakte wurden längst nicht mehr ausschließlich im Dorf geknüpft und boten so eine Option, sich den sozialen Erwartungen und der Kontrolle zu entziehen.59 Da Jugendliche sich in den fünfziger und sechziger Jahren folglich überwiegend im ortsnahen oder regionalen Umfeld bewegten und die finanziellen Mittel meist knapp bemessen waren, stellten Reisen oder gar Urlaube eine absolute Ausnahme da. Vereine oder andere Gemeinschaften boten erste Möglichkeiten, auf Ausflügen oder Kurzreisen andere Regionen zu erkunden.60 So bot auch die Kirche beispielsweise Messdienerwallfahrten an, hierbei war die Teilnahme von Mädchen

aber de facto ausgeschlossen. Erste Familienurlaube mit dem PKW wurden erst ab Ende der 1960er-Jahre unternommen.61 Familiäre Bindungen ermöglichten es vielen Kindern und Jugendlichen hin und wieder, zum Beispiel zum Besuch von Verwandten in den Schulferien, das Dorf zu verlassen. Hieraus ergaben sich bei einigen erste Kontakte mit dem städtischen Leben und eine durchaus unterschiedlich ausfallende Wahrnehmung desselben, etwaige Gefühle von Freiheit oder Beengung müssen jedoch differenziert und kontextgebunden betrachtet werden. Beispielsweise kann die Kontrolle durch das Elternhaus als Einschränkung der persönlichen Freiheit empfunden werden, das Dorf als solches aber als Repräsentant und Garant von individuellen Entscheidungen und Eigenständigkeit fungieren. Ferien in der Stadt transportierten also neue, unbekannte Eindrücke, dienten aber nicht zwangsläufig als erstrebenswertes Zukunftsideal.

7.Das Leben auf dem Dorf: Soziale Kommunikationsstrukturen und deren Wandel

Bewertungen der dominanten Merkmale des dörflichen Soziallebens sind vielfach von einer Gegensätzlichkeit geprägt: Auf der einen Seite die Vorstellung von einer nach außen und innen vereinten, solidarischen und „idealen" Dorfgemeinschaft, auf der anderen Seite die Bedeutung des einengenden, normgebundenen Sozialgefüges, welches hohe Erwartungen an das Individuum stellt.62 Diese beiden Aspekte beeinflussten sowohl die Kommunikation der Jugendlichen untereinander als auch das Verhältnis zu den Erwachsenen. Hierbei gilt es zunächst, unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen. Gerade zugezogenen Kindern und Jugendlichen bereitete die „eingeschworene" Gemeinschaft der Dorfjugend mitunter Schwierigkeiten, am Kollektiv teilzuhaben: „Man ist in so 'ne geschlossene Gesellschaft reingekommen, man war erstmal so bisschen Fremdkörper, man wurde dann beäugt."63 Hieraus wird deutlich, dass die Dichte der sozialen Netzwerke, die im Dorf hauptsächlich aus der räumlichen Nähe und den engen verwandtschaftlichen Beziehungen resultieren, für Außenstehende ein geschlossenes System darstellte. Demzufolge musste sich der Einzelne einbringen, um zu dieser Gemeinschaft mit

ihren Vorzügen und den gleichermaßen daraus entstehenden Nachteilen dazuzugehören. In diesem Zusammenhang spielt die „Nachbarschaftshilfe" eine bedeutende Rolle: „Da wurd' gar nicht lang geredet, wenn bei dem anderen was zu tun war, ist man hingegangen und hat geholfen und umgekehrt genauso."64 Diese unmittelbare räumliche Nähe barg jedoch insofern ihre Schattenseiten, als dass jede Handlung der Reaktion der anderen Dorfbewohner ausgesetzt war, was für viele eine Einschränkung der individuellen Handlungsmöglichkeiten und Freiräume bedeutete.65 „Aber hier im Dorf hat man nie seine Freiheiten, weil die Leute haben ja nix zu tun, die beobachten und tratschen, dann werden Geschichtchen geschmiedet, das ist der Nachteil vom Dorf."66 Aus dieser ständigen Exposition resultierten vielfach angepasste und vorsichtige Verhaltensweisen, um nicht aufgrund von Ansichten, die dem dörflichen Wertesystem widersprachen, in Außenseiterrollen gedrängt zu wer-den.67 Daraus ergibt sich nach MAHLERWEIN auch die Gruppe der Jugendlichen, die die Überschaubarkeit und Nähe der sozialen Beziehungen als einschränkend empfanden und daher das dörfliche Milieu verließen. „Auf dem Dorf wird viel geredet, deshalb finde ich das in der Stadt auch angenehmer."68 Identifikationsfiguren bestimmter Einrichtungen oder Funktionsebenen, wie zum Beispiel Lehrer, Pastoren oder Bürgermeister lenkten zudem die soziale Interaktion und beeinflussten und kontrollierten diese maßgeblich.69 Mit Einsetzen der strukturellen Veränderungen in allen Lebensbereichen wurde auch die ursprüngliche Sozialordnung mit ihren gefestigten Kommunikations- und Verhaltensmechanismen aufgebrochen und vor neue Ausgangsbedingungen des Zusammenlebens gestellt.70 Obgleich in Kirchweiler und in der Eifel allgemein der „Boom" der Massenmedien erst vergleichsweise spät einsetzte, wird deutlich, dass hierdurch der Austausch im Dorf zunehmend umgestaltet wurde.71 Die Verlagerung der Kommunikation und die hieraus entstehenden Möglichkeiten stellten insbesondere für Jugendliche eine Faszination dar. Von vielen Dorfbewohnern wird dieser Wandel rückblickend vor dem Hintergrund der Ent-

wicklungen, die bis heute anhalten, allerdings als Negativtrend für die direkte Kommunikation im Dorf empfunden.

Schlussbetrachtungen

Die Ergebnisse der vorangegangenen Untersuchung zeigen, dass die ausgehenden fünfziger Jahre und die sechziger Jahre im Allgemeinen einen Umbruch darstellen, der sich in einem sich stetig beschleunigenden Wandel vollzog. Diese Entwicklungen waren so vielschichtig und tiefgreifend, dass kaum eine Facette des alltäglichen Lebens davon unberührt blieb: Bildungsorte, -chancen und -praktiken wandelten sich zu einem liberaleren Miteinander und besseren Partizipationsmöglichkeiten vor allem für Mädchen. Der Einfluss und die Macht der Religion und der Kirche als Institution mit ihren Repräsentanten begannen allmählich zu schwinden. Die Modernisierung in der Landwirtschaft beeinflusste Zeitbudgets, Erträge und Arbeitsmöglichkeiten. Der Radius von Jugendlichen und ihre Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung erweiterten sich allmählich durch die voranschreitende Motorisierung, und nicht zuletzt veränderten sich auch die Sozial- und Kommunikationsstrukturen durch die einsetzende Medialisierung. Aufgrund dieser Grundvorstellungen eines gesamtgesellschaftlichen Wandels, einer Aufbruchs- und Beschleunigungszeit, die auch mit einer gewissen Euphorie einhergehen, wird jedoch zum Teil verdrängt, dass sich diese Entwicklungen auf sehr unterschiedliche Art und Weise abspielten, was fortbestehende Kontinuitäten überdeckt. Hier lassen sich beispielsweise ein weiterhin äußerst autoritärer Unterrichtsstil, der Ausschluss der Mädchen von bestimmten Bildungsorten, Freizeitmöglichkeiten und Bräuchen und insbesondere die Merkmale der dörflichen Sozialbeziehungen nennen. Kontinuitäten lassen sich auf der einen Seite mit dem Festhalten an Traditionen, mangelnder Anpassungsbereitschaft oder eingeschliffenen Gewohnheiten, die nicht ohne weiteres aufgebrochen werden können, erklären. Auf der anderen Seite deuten sie aber auch darauf hin, dass sich bestimmte Trends nicht langfristig durchsetzten. Zudem kann an dieser Stelle auch wiederum auf die bindenden Wert- und Moralvorstellungen im Dorf ver-

wiesen werden, die durch den Strukturwandel eben keineswegs umgehend aufgehoben oder verändert wurden. Kontinuität und Wandel sind nicht immer eindeutig voneinander unterscheidbar, da bestimmte Verhaltensweisen, Denkmuster oder Praktiken zwar einem Wandel unterworfen sind und sich neuen Ausgangsbedingungen anpassen müssen, aber dennoch in ihren Grundstrukturen und Kernelementen fortbestehen können.

1 Vgl. hierzu: MAHLERWEIN, Gunter: „Aufgewachsen auf dem Lande" - gesellschaftlicher und kultureller Wandel in den ländlichen Räumen Norddeutschlands in den fünfziger und sechziger Jahren, in: Lu Seegers (Hrsg.): 1968: Gesellschaftliche Nachwirkungen auf dem Lande, erscheint 2020, S.1f.
2 Interviewpartner: Jahrgänge 1939, 1940, 1951; Interviewpartnerinnen: Jahrgänge 1942, 1948, 1953.
3 Vgl. VÖLKER, Matthias: Krawall, Kommerz und Kunst. Jugendkulturen im 20. Jahrhundert. Marburg 2008, S.101.
4 ZINNECKER, Jürgen: Jugendkultur 1940-1985. Opladen 1987,
S.313.
5 MAHLERWEIN, Gunter: Aufbruch im Dorf. Strukturwandel im ländlichen Raum Baden-Württembergs nach 1950. Stuttgart
2008, S.123.
6 Vgl. VÖLKER, Krawall S.101: „Wechsel des Kontrollparadigmas" (zitiert nach ZINNECKER).
7 JORDAN, Stefan: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft. Paderborn 2016, S.158.
8 Vgl. hierzu: LÜDTKE, Alf: Alltagsgeschichte. Zur Rekonstruktion historischer Erfahrungen und Lebensweisen. Frankfurt am Main [u.a.] 2000.
9 STATISTISCHES LANDESAMT RHEINLAND-PFALZ (Hrsg.): Die Wohnbevölkerung in Rheinland-Pfalz. Bad Ems 1951 (Statistik von Rheinland-Pfalz 12/IV), S.26.
10 STATISTISCHES LANDESAMT RHEINLAND-PFALZ (Hrsg.): Die allgemein bildenden Schulen in Rheinland-Pfalz, Schuljahr 1950/51 (Statistik von Rheinland-Pfalz 8), S.15.
11 Vgl. SCHILDT, Axel: Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre. Bonn 1998, S.387.
12 Interviewpartnerin 4.
13 Vgl. ZINNECKER, Jugendkultur, S.313. 15 Ebd. S.313.
15 Siehe hierzu: Gruppen von Jugendlichen, die dableiben oder weggehen wollten und deren Möglichkeiten: MAHLERWEIN, Aufbruch S.119f.
16 Interviewpartnerin 4.
17 Vgl. hierzu: GASS-BOLM, Gymnasium, S.144; ZINNECKER, Jugendkultur, S. 313.
18 Interviewpartner 1.
19 Vgl zu jugendlicher Eigenständigkeit:. VÖLKER, Krawall,
S.106.
20 MAHLERWEIN, Aufbruch, S.110.
21 Vgl. SCHILDT, Axel: Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik von 1945 bis zur Gegenwart. München 2009, S.52
22 Interviewpartner 5, zitiert seinen Vater; Vgl. hierzu: SCHILDT, Modernisierung, S.329.
23 ZINNECKER, Jugendkultur, S.313. M MAHLERWEIN, Aufbruch, S.102.
25 Interviewpartner 5.
26 SCHILDT, Sozialgeschichte, S.21.
27 Vgl. hierzu: ZINNECKER, Jugendkultur, S.319.
28 THIELEN, Katharina: Kommunikation im Dorf. Transformationsprozesse vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. In: Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes. Bd. 15. Innsbruck 2018, S.80.
20 MAHLERWEIN, Aufbruch, S.168.
30 Interviewpartner 2.
31 Diese Ideale resultieren aus dem Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Vgl. hierzu: FARIN, Jugendkulturen, S.29.
32 Interviewpartner 1.
33 Vgl. FREVERT, Ute: Die Politik der Demütigung. Schauplätze von Macht und Ohnmacht. Frankfurt am Main 2017, S.83.
34 FREVERT, Politik, S.85; Vgl. hierzu: FARIN, Jugendkulturen, S.46: „Dass in der Bevölkerung durchaus noch rückwärtsgerichtete Denkstrukturen vorherrschten, zeigt etwa das im „Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1965/67" veröffentlichte Umfrageergebnis, dass noch 1967 46 Prozent der westdeutschen Erziehungsberechtigten gelegentliche, 36 Prozent regelmäßige Schläge in der Kindererziehung befürworteten
- nur 16 Prozent waren prinzipiell dagegen (zitiert nach
Schwendtner 1993, S.103)."
35 Interviewpartner 5.
36 Vgl. FREVERT, Politik, S.100; GASS-BOLM, Gymnasium,
S.116f.
37 Interviewpartner 1.
38 Vgl. zu körperlicher Gewalt im Elternhaus: FREVERT, Politik,
39 S.95f.
39 Interviewpartnerin 6.
40 FREVERT, Politik, S.102.
41 STATISTISCHES LANDESAMT RHEINLAND-PFALZ (Hrsg.): Die Berufszählung in Rheinland-Pfalz 1950 (Statistik von Rheinland-Pfalz 13), S.54.
42 Interviewpartner 2.
43 „Wir hatten immer genug, um satt zu werden." Interviewpartner 1.
« MAHLERWEIN, Aufbruch, S.19.
45 Interviewpartner 2.
46 Interviewpartner 5.
47 MAHLERWEIN, Aufbruch, S.75.
48 Vgl. hierzu SCHILDT, Modernisierung, S.191ff.
49 Interviewpartnerin 3.
m Vgl. hierzu: ZINNECKER, Jugendkultur, S.319.
51 Interviewpartner 1.
52 Interviewpartner 5.
53 ZINNECKER, Jugendkultur, S.225. 55 THIELEN, Vereine, S.53.
55 Interviewpartnerin 6.
56 Interviewpartner 1.
57 Interviewpartner 1.
58 SCHILDT, Modernisierung, S.344.
59 Vgl hierzu: THIELEN, Kommunikation, S.83.
60 Vgl.: MAHLERWEIN, Aufbruch, S.156.
61 MAHLERWEIN, Aufbruch, S.62; Ebd., Rheinhessen, S.20.
62 Vgl. hierzu: HENKEL, Gerhard: Das Dorf. Landleben in Deutschland - gestern und heute. Darmstadt 2012, S.143-
146.
63 Interviewpartnerin 4.
64 Interviewpartner 1. 66 HENKEL, Dorf, S.146. 66 Interviewpartnerin 6.
68 MAHLERWEIN, Aufbruch, S.151.
68 Interviewpartnerin 4.
69 HENKEL, Dorf, S.146. Vgl. hierzu: Kapitel 2.4.
70 Vgl. MAHLERWEIN, Aufbruch, S.107.
71 THIELEN, Kommunikation, S.82.