Oberbürgermeister von Trier -

ein Dauner Junge

Wilhelm Georg Nikolaus von Haw

Alois Mayer, Daun-Pützborn

Wer ahnt, wenn er in Trier durch die Hawstra-ße geht, dass ihr Namensursprung auf einen mehr als verdienstvollen Mann zurückgeht, der in Daun geboren wurde - Wilhelm Georg Nikolaus Hau, meist Haw geschrieben. Geboren wurde er am 7. Februar 17831 im Kurfürstlichen Amtshaus Daun (heute: Hotel) als Sohn von Christoph Haw, kurfürstlicher Hofrat und Amtsverwalter, und seiner Ehefrau Carolina Theresia Lipp(e). Tags darauf, am 8.2.1783, wurde er in der Nikolauskirche Daun getauft. Sein Taufpate war Johann Nikolaus Bolen, Richter und Amtsschreiber in Daun, stellvertretend für Wilhelm Haw, Pastor in Farschweiler.

Wilhelm von Haw

Auf den Tag genau, zwei Jahre später am 07.02.1785 wurde sein Bruder Alexander Peter Josef Alois in Daun geboren und getauft. Pate war Peter Josef Bolen, Daun, stellvertretend für Alexander Lipp(e), kurfürstlicher Kammerrat in Koblenz.

Grabmahl von Haw, Trier

Vater Christoph Hau (* 12.07.1749 in Trier) wurde am 16.10.1782 vom Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus als Amtsverwalter nach Daun gesandt, weil der dortige Amtsverwalter Augustin Knoodt in Ungnade gefallen war. Als dieser deswegen vor dem Reichskammergericht Wetzlar klagte, berief der Kurfürst Christoph Haw 1785 nach Trier zurück und übertrug ihm die Verwaltung des Amtes Pfalzel. Christoph starb in Trier am 13.08.1788. Als junger Mann studierte Wilhelm in Trier und Paris Jura. Nach seinem Abschlussexamen wurde er bereits 1804 mit 21 Jahren Advokat in Trier, wurde 1810 in den französischen Staatsrat und zum Generalsekretär der Hohen Polizei in Holland berufen. 1811 wurde er für zwei Jahre Spezialkommissar der Hohen Polizei in Bremen und Generalkommissar der Polizei in Herzogenbosch. Kaiser Napoleon beauftragte Wilhelm Haw am 24.02.1814 mit den Aufgaben des Präfekten des Departements de l'Aube. Nach dem Ende der Napoleonszeit und der Übernahme des Trierer Raumes durch die Preußen wurde er am 24.8.1818 im jungen Alter von 35 Jahren vom Trierer Stadtrat zum Oberbürgermeister von Trier gewählt und zum Landrat des Stadtkreises Trier ernannt. Ein Jahr später, am 25.3.1819 heiratete er in Trier Elisabeth Franziska Nell (*26.04.1785 in Trier), Tochter des königlichen Kommerzial-rates und Großkaufmannes Christoph Philipp Nell und Maria Catharina Lindt, die damals als reichste Trierer Familie galt. Auf einem Sandsteinfelsen oberhalb des Vorortes Pallien ließ er sich 1823 die „Villa Weißhaus" als privates Wohnhaus erbauen.2 Wilhelm Haw war Zeit seines Lebens kein ausgesprochener Freund der siegreichen Preußen, sondern frankophil eingestellt, „schwärmte" für das französische Recht und die Ideale der Revolutionszeit (Freiheit-BrüderlichkeitGleichheit). Dies führte unweigerlich zu Konfrontationen mit der in Trier ungeliebten preußischen Regierung. Für sie war Haw ein renitenter und unbequemer Politiker, auch wenn Preußen ihm 1831 gestattete, sich fortan „von Haw" zu nennen. Mehrfach wurde er mit Ordnungsstrafen und einem Disziplinarver-fahren3 belegt, weil er unter anderem mehrere Maßnahmen des preußischen Staates ablehnte,

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da er sie für die Bürger Triers und der Region für nachträglich ansah. Mehrmals wurde er - mitsamt seiner Familie - überwacht und bespitzelt.

All diese Schikanen und das zermürbende Spannungsverhältnis zwischen Haw und seinen preußischen Vorgesetzten trugen dazu bei, dass er auf Regierungsdruck zum Jahresende 1839 als Oberbürgermeister von Trier sein Amt niederlegte.

„Als Oberbürgermeister der Stadt und Landrat des Stadtkreises Trier verstand er es, die regionalen Interessen gegenüber dem Staate zu vertreten, was ihn in ständige Konflikte mit Preußen treten ließ, die letztlich zu seiner Amtsenthebung führten. Auf regionaler Ebene, wie auch in gesamtstaatlichen Gremien setzte sich Wilhelm von Haw maßgeblich für Trier und die Region ein (Förderung von Infrastrukturprojekten, wie Moselkanalisierung, Eisen-bahnanschluss und Straßenbau; Verbesserung des Bildungsstandards in Trier)" (Haase).

Während seines Ruhestandes ehrte ihn Preußen nachträglich, adelte ihn am 19.9.1842, verlieh ihm den preußischen Roten AdlerOrden und den des Zähringer Löwen. 1847 gehörte Georg Wilhelm Haw dem Vereinigten (preußischen) Landtag an, war von 1851 bis1860 Mitglied des Rheinischen Provinzi-allandtages und 1850 der Ersten Kammer des preußischen Landtags. Von 1852 bis 1853 war er für den Wahlkreis Daun-Prüm-Bitburg Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. „Überregionale politische Bedeutung erlangte er insbesondere durch seine Beteiligung an der Gründung der Katholischen Fraktion als Vorgängerin der Zentrumspartei im Preußischen Abgeordnetenhaus" (Haase). Georg Wilhelm von Haw starb als hoch angesehenes und respektiertes Mitglied des Trierer Bürgertums am 4.8.1862 in Trier, wo sich bis heute auf dem Trierer Hauptfriedhof sein Ehrengrab mit einem eindrucksvollen Grabmal befindet.

Literatur:

Brand G., Wilhelm Haw, in: Eifel-Zeitung vom 14. November 2012

Haase L., Der Trierer Oberbürgermeister Wilhelm von Haw (1783-1862): eine politische Biographie zwischen Liberalismus, Katholizismus und preußischem Staat, Trier, 2018 Monz H., (Hrsg.): Trierer Biographisches Lexikon, Trier, 2000

Schiel H., Die Trierer Oberbürgermeister des 19. Jahrhunderts nach ihren Personalakten, in: Kurtrierisches Jahrbuch 6 (1967), S. 80-134,

hier S. 82-90

1 Das Geburtsdatum in WIKIPEDIA (7. Oktober 1783 ist falsch)
2 Die Villa Weißhaus wurde 1881 zu einem Restaurant umgebaut, diente während des Ersten Weltkrieges als Genesungsheim, gehört seit 1919 der Stadt Trier. Der gastronomische Betrieb wurde 1970 geschlossen; 1984 in Trägerschaft einer Bauherrengemeinschaft wieder eröffnet, nach dem Auslaufen des Pachtvertrages Ende 2014 erneut geschlossen und soll im Sommer 2019 wieder als renovierte und modernisierte Erlebnis- und Kommunikationsgastronomie eröffnet werden.
3 Auslöser war der sogenannte „Casinovorfall" vom 25. Januar 1834, dem Gründungstag der Trierer Casinogesellschaft. Die preußenkritisch eingestellten Teilnehmer hissten die französische Trikolore, sangen die Marseillaise und tranken auf die Pressefreiheit. Haw wurde zu einer Disziplinarstrafe von 50 Talern verurteilt und ihm die Leitung der städtischen Polizei entzogen.