Berndorf 1121 - 2021

Im Jahre 2021 jährt sich zum 900. Mal die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Berndorf in der Eifel

Hans-Gregor Adrian, Lohmar-Heide

Das Wappen von Berndorf

Wann sich zum ersten Mal Menschen in der Umgebung von Berndorf niedergelassen haben, lässt sich zwar heute nicht mehr exakt feststellen, aber verschiedene Indizien sprechen dafür, dass der Raum schon lange vor Christi Geburt besiedelt war. Obwohl die raue und unwirtliche Eifel nicht zu den ältesten Siedlungsräumen in Mitteleuropa zählt, wurde sie sicher schon von steinzeitlichen Jägern durchstreift, wie sich durch entsprechende Funde bei Üxheim und Gerolstein (Buchenloch) leicht nachweisen lässt. Als ältester Beweis für die Existenz von Menschen im Raum Berndorf ist zweifellos das Brandgrab auf „Sterzwieschen" anzusehen, dass 1935 von Jakob Wirz u. a. aus Kerpen bei Drainagearbeiten west-nordwestlich vom

Weinberg entdeckt wurde. Art und Inhalt des Grabes lassen die Vermutung zu, dass es sich hierbei um einen Urnenbrandgrab der Urnen-felderleute aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. handelt. In dem Grab fanden sich kalzinierte Knochen sowie Scherben von einem Teller und von Spitzbechern. Außerdem fanden sich noch ein gut erhaltener, beutelförmiger Spitzbecher von 10 cm Durchmesser und 10 cm Höhe und eine große Urne mit Bauchknick. Das Grab liegt an der sog. Caesarenstraße, auf der mit einiger Sicherheit die Urnenfelder-leute vom Mittelrhein und vom Neuwieder Becken in die Eifel eingewandert sind. Dieser Grabfund beweist die Existenz von Menschen, nicht aber eine dauerhafte Besiedlung oder gar eine Ortsgründung. Eine solche ist, wie noch zu zeigen sein wird, erst viel später anzusetzen.

Einen weiteren Beweis für die Existenz von Menschen in unserem Raum lange vor Christi Geburt finden wir unweit des o. g. Urnen-feldergrabes auf dem nahe gelegenen Weinberg. Hier konnte in den 1920-er Jahren eine umfangreiche Abschnittswallanlage freigelegt werden, die als einmalig im Trierer Land gilt. Sie liegt ebenfalls an dem vorgeschichtlichen Verbindungsweg, der den Rhein mit der Eifel verband und etwa bis Prüm reichte. Diese von den Kelten errichtete Anlage stammt aus der Spätlatenezeit, also aus der Zeit zwischen 400 v. Chr. und Christi Geburt. Die Anlage war offenbar als Flucht- oder Fliehburg angelegt, d. h. sie war nicht - wie die Burgen des Mittelalters - ständig bewohnt, sondern wurde nur in Krisenzeiten zum Schutz vor Feinden und zur Verteidigung aufgesucht. Der ganze Berg war in mehrere Teilbefestigungen unterteilt, von denen die älteste sich am östlichen Bergabhang befand, wo auch die Hauptburg mit mächtigen Wällen und Gräben stand.

Ein quadratischer Steinturm innerhalb dieses östlichen Befestigungsabschnittes stammt allerdings, im Gegensatz zur übrigen Anlage, erst aus dem Mittelalter (etwa 1000 n. Chr.). Nach Westen zu schloss sich an diese älteste Anlage eine Vorburg an, von der in den 1920er Jahren noch Wall- und Mauerreste zu erkennen waren. Der zu dieser Zeit einsetzende Steinbruchbetrieb hat allerdings die meisten Spuren endgültig zerstört. Ein weiterer, dritter Teil der Anlage lag am westlichen Ende des Weinberges, Richtung Berndorf. Nach P. Stei-ner1 berichteten ältere Kerpener Einwohner noch von Mauerresten auf der Flur „Döckel", d. h. unmittelbar südlich der o. g. Fliehburg. Ob diese keltische Fluchtburg von Berndorf oder Kerpen oder von beiden Dörfern genutzt wurde, konnte nicht geklärt werden. Aufjeden Fall lag ihre Entstehungszeit lange vor der Gründung Berndorfs. Mit dem Auftauchen der Römer und dem Rückzug der Kelten beginnt das nächste Kapitel in der Geschichte Berndorfs. Und so stammen die nächsten Zeugen menschlicher Existenz in unserem Raum aus frührömischer Zeit. Die Römer drangen von Süden und Westen in die Eifel und besiedelten sie über 400 Jahre. Ihre Existenz ist durch zahlreiche Grabfunde, durch die Ausgrabung von Wohnhäusern und die Entdeckung ihres Straßennetzes hinreichend belegt. So verlief die alte Römerstraße Trier - Köln westlich von Hillesheim Richtung Jünkerath, einem ehemaligen römischen Kastell (Icorigium). Eine andere Römerstraße, die den Rhein mit der Maas verband, führte südlich an Hillesheim (Goßberg - Kyller Höhe) vorbei Richtung Westen. In Ahütte wurde 1911 beim Bahnbau ein römisches Landhaus freigelegt und in der Nähe von Leudersdorf eine römische Villa ausgegraben.

Auch Berndorf kann mit Funden aus der Römerzeit aufwarten. So wurde im Jahre 1928 beim Quellsuchen südlich des Buberges (Flurname: Am Blatterpütz dialekt: bladerpöz) eine frührömische Brandbestattung entdeckt. (Die Quellsucharbeiten waren von der Gemeinde Berndorf im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogramms ausgeschrieben und an die Niedrigstbietenden (Christian Hermes und Se-

bastian Hermes) vergeben worden.) Bei ihren Grabungsarbeiten stießen die Brüder schon bald auf ein Stück Holz von 1,50 m Länge und 40 cm Breite. Das zuständige Pro-vinzialmuseum Trier untersuchte den Fund, einen Baumsarg, und datierte ihn auf einen Zeitraum von Chr. Geburt bis etwa 50 n. Chr. Das nur mit der Axt bearbeitete Baumstück lag in westöstlicher Richtung und hatte sich in dem moorigen Wiesengrund relativ gut erhalten. Es wies in der Mitte eine Höhlung von 85 x 35 x 15 cm auf, in der drei Gefäße standen. Der leicht gewölbte Holzdeckel enthielt eine ovale Öffnung, die man vielleicht als Seelenloch deuten könnte?

Bei den Tongefäßen handelte es sich um einen gelbroten Gurtbecher, eine graue Flasche, verziert mit 3-4 Zickzackrillen, eine graue, außen braun gestrichene Schlauchurne mit gleicher Verzierung. Im Grab selbst fand man noch weitere Scherben von Tellern, Tassen und einer weiteren Urne.

Am Fuße des Mahlberges in der Gemarkung „Unter Weil" (weil = Villa?) wurde fast zur gleichen Zeit durch das Provinzialmuseum Trier eine spätantike Grabkammer aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert freigelegt, die man beim Steine brechen entdeckt hatte. Von dem Steinbau (6,28 x 5,25 m) waren nur noch die Grundmauern in Höhe von 50 cm erhalten geblieben. Der Fußboden war zerstört, an der Südseite fand man eine Türöffnung von 1,30 m Breite, und an der Nordseite befanden sich ursprünglich wohl zwei Fenster? Unterhalb des zerstörten Fußbodens fand man die eigentliche Gruft mit vier Steinsarkophagen und einem Bleisarg, dazu einige Gefäße und Scherben. Nur der unterste Sarkophag war noch verschlossen und enthielt außer dem Skelett zwei kugelige Fläschchen mit langem Röhrenhals aus weißem Glas (daher spätrömisch). Daneben standen der stark zerstörte Bleisarg und darüber die drei ebenfalls zerstörten Steinsarkophage. Die starke Zerstörung und die unordentliche Lagerung der Sarkophage, die ursprünglich vermutlich in einer höheren Schicht beigesetzt waren, lässt vermuten, dass die Grabanlage ausgeraubt und das Steinmaterial zum Bauen verwendet wurde.

Im Jahresbericht des Provinzialmuseum von 1933 werden Mauerreste und Tonscherben „Auf der Hohl" erwähnt, die ebenfalls als 'römisch' identifiziert werden konnten. All diese -keltischen und römischen- Funde beweisen die Besiedlung unseres Raumes seit mind. 400 v. Chr. Daraus darfjedoch nicht geschlossen werden, dass seit dieser Zeit auch der Ort Berndorf existiert, denn seine Siedlungsmerkmale weisen fränkische Eigenschaften auf, während die römischen Siedlungsspuren eher von Einzelgehöften, Landgütern oder Villen stammen dürften. Bezeichnenderweise liegen alle diese Funde außerhalb der heutigen Ortslage, denn die im

5. Jh. (einer ersten Siedlungsphase) eindringenden Franken mieden die Siedlungen der Römer, nutzten aber das urbar gemachte Land. Schon ab dem 2. nachchristlichen Jahrhundert zeichnet sich der langsame Rückzug der Römer in der Eifel ab. Immer stärker drängten die germanischen Stämme nach Westen und nach Süden und das geschwächte römische Reich musste sich Schritt für Schritt zurückziehen. Im Jahre 464 fiel Köln endgültig in die Hand der Franken, die nun ihrerseits, den alten Römerstraßen folgend, Schritt für Schritt in die linksrheinischen Gebiete vordrangen. Die Eifel wurde dabei von ripuarischen Franken (= Rheinuferfranken; aus: lat. ripa, ae,

f. = Flussufer) besiedelt. Zu Beginn dieser fränkischen Landnahme, die für das 5. und

6. Jahrhundert angenommen wird, wurde die Eifel allerdings nur dünn besiedelt. Erst im 7. und 8. Jh. nimmt die Siedlungstätigkeit deutlich zu. Die Franken besiedelten zunächst die schon von Kelten und Römern erschlossenen Gebiete, wobei die noch ansässigen Völker entweder vertrieben oder unterworfen wurden. Als Siedlungsräume boten sich z. B. die waldfreien Kalkmuldengebiete (in unserem Fall die Hillesheimer Kalkmulde) an. In diese 2. Phase der fränkischen Landnahme, also ins 7./8. Jh. fällt mit größter Wahrscheinlichkeit auch die Gründung des Ortes Berndorf. Leider stehen bisher keine Bodenfunde oder andere Belege aus dieser Gründungsphase zur Verfügung.

Der Ursprung des (W)Ortes 'Berndorf:

Wie schon erwähnt, wurde die Eifel in erster

Linie von ripuarischen Franken besiedelt. Ob sie auch den Ort Berndorf gründeten, ist nicht schriftlich festgehalten, es gibt allerdings Indizien, die für eine solche Annahme sprechen. Da ist zunächst einmal die Sprache, bzw. die Mundart, die in Berndorf gesprochen wird. Sie ist als typisch fränkisch anzusprechen und gehört zu der vielschichtigen Gruppe des "Rheinischen Platt", wenn auch ihr Gebrauch in Anlehnung an die Standardsprache an Bedeutung verliert. Ein weiteres Indiz sind die Hausformen. Typisch für die fränkische Bauweise ist das 'Einhaus', bei dem sich alle Gebäudeteile (Wohnhaus, Stall, Scheune) unter einem fortlaufenden Dach befinden, das parallel zur Straße verläuft.

Ein drittes Indiz ist der Ortsname: Die Entstehung des Ortes Berndorf lässt sich teilweise schon aus der Form des Ortsnamens rekonstruieren. Es handelt sich nämlich um einen für fränkische Siedlungsräume typischen, zusammengesetzten Ortsnamen, hier aus den Komponenten Bern und Dorf. Als Dorf wurde bei den Franken eine kleine Haufensiedlung von meist 2 - 5 Einzelhöfen bezeichnet, die von einer Gruppe gleichgestellter Franken unter einem Führer angelegt und bewohnt wurde. Diese Dörfer unterschieden sich grundsätzlich von den fränkischen Herren- oder Königssitzen, die als Residenz für einen Herrscher angelegt wurden, um die sich dann die Untergebenen ansiedelten. Zur Unterscheidung von anderen Dörfern wurde noch ein Personenname, meist der des Anführers vorangestellt. In unserem Fall ist dieser Personenname 'bero', was im Germanischen ursprünglich „Bär" bedeutet. Auch im Alt- und Mittelhochdeutschen bedeutet 'bero' „Bär", so dass unser Ort in Fränkischer Zeit wohl Bero Thorpa = Dorf des Bero geheißen haben dürfte. In den wenigen schriftlichen Überlieferungen findet man verschiedene Schreibweisen, so 1121 Berendorp, 1136 /1226 Berindorp und Berrendorff, 1803 Bärendorf und heute Berndorf. Besondere Erwähnung verdient damit die historisch wichtige, weil erste schriftliche Erwähnung des Ortes, mit der die urkundlich belegte Geschichte des Ortes beginnt. Sie datiert aus dem Jahre 1121, und wir finden sie auf einer von Erzbischof Friedrich I. von Köln

ausgestellten Urkunde. Erzbischof Friedrich führte damals in dem vom Grafen Theoderich von Ahr an ihn abgetretenen Kloster Steinfeld im Eifelgau den Regulierherren-Orden (=Prä-monstratenser) ein. Gleichzeitig bestimmte er die künftige Verfassung des Klosters und sicherte seine wirtschaftliche Existenz durch Übertragung von Grundbesitz u. ä. In dieser Stiftungsurkunde wird nun der Name Berndorf (Berendorp) erstmalig schriftlich erwähnt. Es heißt da nämlich:

„Absolui etiam locum ipsum cum parochiis su-is Ripersdorp et Berendorp ad se pertinentibus a debito episcopalis... Frei übersetzt:

„Ich befreie auch den Ort selbst mit den dazu gehörenden Gemeinden Ripsdorf und Berndorf von den Abgaben gegenüber dem Bischof." Das bedeutete für die Ripsdorfer und Berndor-fer allerdings nur, dass sie ihre Abgaben nun an das Kloster in Steinfeld und nicht mehr an den Erzbischof in Köln zu leisten hatten. Für den Historiker ist aber wichtig, dass der Ort jetzt urkundlich erwähnt und damit in die schriftlich belegte Geschichte eintritt. Gleichzeitig kann angenommen werden, dass der Ort schon eine geraume Zeit existiert haben muss, wenn er 1121 als Existenz sichernde, wirtschaftliche Größe dem Kloster Steinfeld zugeschlagen wird. Beziehungen des Klosters Steinfeld zu Berndorf sollten übrigens bis ins 20. Jahrhundert fortbestehen, dergestalt, dass ein Pater des Klosters den Pfarrer von Berndorf beim sonntäglichen Gottesdienst unterstützte. Wenig später, im Jahre 1136, werden die Steinfelder Besitzungen in Berndorf durch Papst Innocenz II bestätigt und beschrieben: „die Hälfte des Ortes mit Pfarrei und ganzem Zehnt". (Warum nur die Hälfte des Ortes ist noch ungeklärt, vielleicht gab es zwei verschiedene Herrschaftsbereiche? Aufjeden Fall gab es bis in die Gegenwart zwei deutlich getrennte Ortsteile, ein Oberdorf (mit den zwei Kirchen) und ein Unterdorf, getrennt durch Flurstücke mit so bezeichnenden Namen wie „hinterm Zaun" und „Unter der Klaus" (=Tor im Zaun)).

Diese Besitzungen werden 1187 auch vom Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg anerkannt. Und als im Jahre 1226 das nahegele-

gene Kloster in Niederehe eine Weinspende erhält wird ein „.Anselmus, sacerdos (= Priester) de Berendorff als Zeuge in der Bestätigungsurkunde genannt. Unter kirchenrechtlichem Aspekt gehört Berndorf von Anfang an zum Eifeldekanat der Erzdiözese Köln. Landesherr ist allerdings seit 1352 der Kurfürst von Trier, der die Orte Hillesheim, Bolsdorf und Berndorf zu seinem nördlichsten Stützpunkt ausbaut. An Abgaben hatten die Berndorfer nun pro Haus, aus dem Rauch aufsteigt, ein Huhn und zwei Moselfahrten jährlich nach dem Amtssitz Hillesheim zu liefern (Marx, S.117)2. In einer Beschreibung des Weistums Daun aus dem Jahre 1466 wird als einer der nördlichsten Grenzpunkte „..JBerendorff an die Roitleye daselbs„ (Flur 9) genannt. Die nächste urkundliche Erwähnung unseres Ortes stammt aus dem Jahre 1507. Damals stiftete Graf Dietrich von Manderscheid-Schleiden, Herr zu Kerpen, „. umb dat closter zu Nederye wydder up zo brengen", diesem 300 Gulden und hinterlegte als Sicherheit u.a. „.Renten (= Einkünfte) zu Beerendorf".

An steinernen Zeugnissen der Berndorfer Geschichte ist insbesondere die alte „Wehrkirche" zu nennen, weil hier in Stein gemeißelte Daten zur Verfügung stehen. Die harmonische Baugruppe, so wie sie sich heute darbietet, stammt aus den Jahren 1513 - 1515. In diesen Jahren nahm Pastor Petrus Titetz den Umbau der zu klein gewordenen Pfarrkirche in Angriff. Die einfache Saalkirche wird nach Osten um einen rechteckigen, nicht eingezogenen Chor erweitert und nach Süden um eine kleine Sakristei. Diese Informationen können wir der Überschrift über der Tür zur Sakristei entnehmen:

„ MD TREDECIO FIERI ME COTIGIT

ANO ITPE PASTORIS PETRI COGNOIE TITETZ

1515.

(Übersetzt: Erbaut bin ich im Jahre 1513, zur Zeit des Pastors Petrus, genannt Titetz 1515). Einen Turm hatte die Kirche damals noch nicht, der wird erst 1543 auf die Strebeklötze der ursprünglich freistehenden Westwand aufgesetzt.

Der dreißigjährige Krieg (1618 - 1648) und der 2. Reunionskrieg (1688 - 1697) scheinen auch Berndorf betroffen zu haben. „Im Jahre 1647 machten die 'lotharingischen Völker'

einen Angriff auf Hillesheim und beschossen die Stadt einige Tage, die Bürger der Stadt und einige Bauern aus der Umgegend vertheidigten aber die Stadt so tapfer, dass die Lothringer mit bedeutenden Verlusten abziehen mussten." Schannat-Bärsch, S. 95)3. Erwähnt werden muss noch die Pest von 1637, die furchtbar im Lande wütete. Die Zahl der Haushalte fällt in Berndorf von 27 auf 5, nur 22 Menschen überleben die Seuche. 1654 zählt man 7 Haushalte, und 30 Jahre später sind es dann schon wieder 21 Haushalte. Neben der Pest war Aussatz eine wiederkehrende Plage. Da es keine Heilungsmöglichkeit gab, wurden die Aussätzigen in einsam gelegene Siechenhäuser verbracht. Auch in Berndorf scheint ein solches Siechenhaus existiert zu haben, wie der Flurname „Am Siechhäuschen" vermuten lässt. An dieses Häuschen erinnerte lange ein einfaches Holzkreuz am Südhang des „Mittelsten Berges", es wurde später durch ein gemauertes Steinmal mit eingelassenen Versteinerungen ersetzt. 1712 wird erstmals eine Schule erwähnt und 1840 wird die Alte Schule unterhalb der Wehrkirche erbaut, 1939 dann der Neubau mit Lehrerwohnhaus, der schon 1963 erweitert werden muss. 1927 wird unter Pastor Ignaz Fuhrmann die Pfarrkirche St. Peter unterhalb der alten Wehrkirche erbaut, nachdem lang andauernde Planungen zur Erweiterung der alten Wehrkirche sich zerschlagen hatten. Entscheidende Änderungen sowohl in politischen als auch in kirchlichen Verhältnissen brachte die Besetzung der Eifel durch die Franzosen infolge der französischen Revolution. Als im Jahre 1794 die französischen Revolutionsheere das Kurfürstentum Trier besetzen, fällt auch Berndorf unter französische Herrschaft. In den neu geschaffenen Verwaltungseinheiten gehört Berndorf nun zur Mairie (Bürgermeisterei) Kerpen, Kanton Lissendorf, Arrondissement Prüm, im Departement de la Sarre. Zusammen mit den Einwohnern einiger Nachbarorte unterschreiben 25 Berndorfer im April des Jahres 1798 eine Reunionsadresse, in der sie um Anschluss ihres Gebietes an das französische Staatsgebiet bitten. Inwieweit diese Unterschriftenaktion freiwillig und aus Überzeugung stattfand, konnte nicht geklärt werden. Mit der Niederlage Napoleons endete

die französische Herrschaft in der Eifel, sieht man einmal von den Besatzungszeiten nach dem 1. und 2. Weltkrieg ab. Nach dem Wiener Kongress wird die Eifel und das gesamte Rheinland dem Königreich Preußen zugeschlagen. Berndorf gehört jetzt zur Bürgermeisterei Kerpen, Kreis Daun, Regierungsbezirk Trier in der preußischen Rheinprovinz. Wieder sind es dann die Kriege, die die Entwicklung unterbrechen und einschneidende Änderungen bringen. In den beiden Weltkriegen hat Berndorf insgesamt 49 Tote zu beklagen, durch Bomben- und Granattreffer werden 1945 einige Häuser und die alte Kirche beschädigt. Seitdem gehört Berndorf zum Kreis Daun im Bundesland Rheinland-Pfalz und seit 2019 zur Verbandsgemeinde Gerolstein. „Berndorf. Liegt auf der Höhe in einer Senkung zwischen Hillesheim und Kerpen. Ein Ober- und ein Unterdorf, plätschernde Brunnen, uralte Häuser, zwei Kirchen im Oberdorf; die alte, schon um 1150 genannte und die neue da unten an der Straße, erst vor wenigen Jahren erbaut." So schreibt 1930 Karl Knauft,4 ein Schriftsteller, der sich, aus Berlin kommend, für ein paar Jahre in Berndorf niedergelassen hatte und in seinen Gedichten und Geschichten dem Dorf ein kleines literarisches Denkmal gesetzt hat. Mit Will Schirp lässt sich in dieser Zeit ein zweiter Schriftsteller in Berndorf nieder, der sich mit dem Versand von kleinen Gedichten und Spruchpostkarten eine bescheidene Existenz aufbaut. Der dritte Schriftsteller schließlich, der sich in Berndorf niedergelassen hat, nahm sogar den Namen seiner neuen Heimat an und machte mit seinen Krimis das Dorf und die ganze Eifel berühmt: Jacques Berndorf.

1 Steiner, P.: Zwei neue Brandgräber der Urnenfelderleute im Trierer Bezirk. In: Trierer Zeitschrift Bd. 10, 1935, S. 89 ff.
2 Marx, Jakob d.J: Geschichte der Pfarreien der Diözese Trier. Bd. V, Trier 1956, S. 112.
3 Schannat-Bärsch: Eiflia Illustrata, Bd. III, 2.1, S. 95
4 Knauft, Karl: Mater Eiflia. Bretten, Baden 1933, S. 13.
Weitere Literatur.: Adrian, Hans-Gregor. Berndorf Hohe Eifel. Rheinische Kunststätten. Köln, 1985